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Sobald im Februar und März Regen eintritt, verschwindet das Eis sehr schnell.
Die kompakten Massen versinken.
2) Bei westlichen Winden bildet sich das Eis zuerst in den Stacken
zwischen Brunsbüttel und Scheelenkuhlen. Ehe jedoch das salzige Wasser der
Unterelbe gefriert, bringt die Ebbe grofse Eismassen von Hamburg herunter,
welche sich je nach der Windrichtung an den Seiten des Fahrwassers ansetzen
und stark zusammen geschoben werden. Bei anhaltend starkem Frost wird das
Fahrwasser so eng, dafs nur eine schmale Fahrrinne bleibt, während an den
Seiten eine feste Eisdecke entsteht. Im Fahrwasser ist der Eisgang sehr stark,
namentlich an den engeren Stellen zwischen Groden und Altenbruch und in
der Gegend von St. Margarethen.
3) Das Treibeis wird durch Veränderungen der Windrichtung sclmell
von einer Seite des Fahrwassers nach der anderen versetzt. Die Ebbe führt
mehr Eis ab, als die Fluth zurückbringt, wenn nicht eintretende NW-Stürme
das auf den Watten lagernde Eis flott machen und in das Fahrwasser treiben.
4) Bei solchen Gelegenheiten treten starke Eisstauungen ein, welche
durch vorhandene steile Sandbänke verursacht -werden. Die Glückstädter Bank
und die Rhinplate begünstigen besonders solche Stauungen.
5) Starke Veränderungen in der eigentlichen Fahrrinne, durch Eisgang
hervorgerufen, sind selten wahrnehmbar. Die zu beiden Seiten des Fahrwassers
liegenden Sande werden jedoch verändert. Sie werden zum Theil weggerissen,
zum Theil vergröfsert. Die zwischen dem Hauptfahrwasser und dem Klotzen-
Loch liegenden Bänke sind bei Eisgang fortwährenden Veränderungen unter
worfen.
Die Dampfschiffahrt auf der Elbe wird mit Hülfe der Eisbrecher nicht
unterbrochen, es sei denn, dafs lang anhaltende SE-Stürme den Wasserstand
derartig verringern, dafs Seedampfschiffe nicht fahren können. Segelschiffe
finden in Cuxhaven einen Zufluchtsort. In Cuxhaven kamen Eises halber ein in
der Zeit vom:
18. Dezember 1869 bis 4. März 1870 79 Schiffe.
22. Dezember 1870 „ 24. Februar 1871 115 „
6. Dezember 1871 „ 1. Januar 1872 84 „
1872/73 trat Stockung nicht ein.
1. Februar 1873 bis 18. Februar 1874 6 „
26. November 1874 „ 10. Februar 1875 102 „
1. Dezember 1875 „ 17. Februar 1876 143 „
26. November 1876 „ 4. Januar 1877 41 „
Im Winter 1877/78 trat eine Stockung nicht ein.
24. Dezember 1878 bis 4. Februar 1879 99 Schiffe.
1. Dezember 1879 „ 15. Februar 1880 159 „
5. Januar 1880 „ 18. März 1881 94 „
4. Weser. Bremen: Barsenmeister Sollmann.
1) Die erste Eisbildung bei Bremerhaven hängt von dor Kälte im oberen
Stromgebiet ab. Dieselbe tritt bei scharfem Ostwind und 4°—5° C. unter Null
gewöhnlich nach zwei Tagen ein. Beim Leuchtthurm Hohe Weg findet in der
Regel bei einer Kälte von 4° nach zwei bis drei Tagen die erste Eisbildung
statt. Das während der letzten Ebbegezeit auf den Sänden verbleibende Wasser
gefriert und wird hernach von der Fluth fortgeführt. Es wird daher, che das
aus dem oberen Stromgebiet den Leuchtthurm Hohe Weg erreicht hat, daselbst
einige Tago nach dem Eintritt der Kälte das sogenannte „Jung-Eis“ angetroffen.
Bei Bremerhaven und auf der unteren Strecke des Stromes überhaupt findet
kein völliges Zufrieren statt. Das Schmelzen des Eises hängt lediglich vom
Eintritt gröfserer Wärme ab.
2) Das Eis bildet sich zuerst auf derjenigen Seite des Stromes, an
welcher die geringere Strömung läuft, da deren begrenzende Watten, Piaten
oder Sände während der Ebbezeit am längsten der Einwirkung des Frostes
ausgesetzt sind. Das sich etwa festgesetzte oder aufgethürmte Eis verschwindot,
abgesehen von den herrschenden WiudeD, in der Regel zuerst an der tieferen
Seite des Stromes. Der Eisgang folgt bei völliger Windstille dem Laufe der
Strömung.