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Des Weiteren ist das Verhalten des Nordostpassais im Jahre 1880 zur
Darstellung gebracht in Tafel 11 „Die Verschiebungen der Grenzen des Nord-
oslpassatgebiets auf dem atlantischen Occan im Laufe des Jahres 1880.“
Dem hier gegebenen Diagramm sind die Angaben der Tafel 10 zu Grunde
gelegt. In demselben bedeuten die Zwischenräume zwischen den senkrechten
Linien die Tage des Jahres, die wagorechtcn Linien die Breitenparallele von
Grad zu Grad. Durch die Kurven werden für verschiedene Striche des At
lantischen Oceans, die dort im Laufe des Jahres 1880 vorgegangenen Ver
schiebungen der Grenzen des Nordostpassatgebiets dargcstellt.
Die untere, gestrichelte Kurve verbindet die Punkto, auf welchen die
äquatoriale Grenze des Passatgebiets auf dem Wege vom Kanal nach der Linie
und zurück angetroffen wurde. Es wurden nur solche Punkte aufgenommen,
welche zwischen 24° und 30° W-Lg liegen. Als mittlere Länge, für welche die
Darstellung gilt, kann 27° West angenommen werden.
Die obere, durchgezogene Kurve verbindet die beobachteten Positionen
der polaren Grenze auf dem Segelwege von der Linie nach dem Kanal. Dieser
Weg schneidet die Passatgrenze zwischen 30° und 45° W-Lg. Als mittlere
Länge, für welche die Darstellung gilt, ist 38° West anzuseheu.
Die punktirte Kurve endlich verbindet die Punkte, wo zwischen 12° und
22° West, auf dem Wege vom Kanal nach der Linie, die polare Grenze des
Passatgebiets gefunden wurde. Hier kann man als mittlere Lauge 17° West
anuehmen. Streng genommen, verläuft die Linie, längs welcher sich die durch
die Kurve dargestellten Ortsveränderungen der Passatgrenze vollzogen, nicht in
nord-südlicher Richtung, sondern entsprechend der von den Schiffen verfolgten
Route und parallel dem allgemeinen Verlauf der Küste von Nordnordost nach
Südsüdwest. Die nördlich gelegenen Grenzpunkte gelten deshalb für eine
östlichere, die südlich gelegenen für eine westlichere als die mittlere LäDge.
Betrachtet man zunächst die Kurve für die äquatoriale Passatgrenze, so
erkennt man als Grundzug der Ortsveränderung, welche diese im Laufe des
Jahres 1880 erfuhr, in den ersten Monaten ein allmähliches Zurückweichen nach
Süden, von etwa 5° Nord zu Anfang Januar bis etwa 1,5° N-Br in der zweiten
Hälfte de3 März. Nach dieser, der Zeit ihrer durchschnittlich südlichsten Lage
rückte sie allmählich nach Norden vor und erreichte gegen Ende August in
16° bis 17° N-Br ihre nördlichste Lage. Hierauf folgte wieder bis zum Ende
des Jahres ein Zurückweichen nach Süden bis etwa 3,5° N-Br.
Neben diesem allmählichen Vorrücken nach Norden oder nach Süden,
welches den Verschiebungen der Zone gröfster Wärme entspricht und der De
klinationsänderung der Sonne folgt, zeigte sich aber ein beständiges Vovwärts-
und Rückwärtsschwanken der Passatgrenze, infolge dessen dieselbe ihren Ort
oftmals in wenigen Tagen um 5° Breite veränderte. Nicht selten auch kam es
vor, dafs die Passatgrenze, entgegen dem Sinne ihrer mittleren Bewegung,
einen vollen Monat später südlicher resp. nördlicher angetroffen wurde, als wie
einen Monat vorher. So fand man sie z. B. zu Anfang Mai in einer südlicheren
Position als in der ersten Dekade des April, in der dritten Dekade des Ok
tober bei Weitem nördlicher als Ende September. Die südlichste Breite, bis
zu welcher das Nordostpassatgebiet im Jahre 1880 vordrang, war 0® am
13. März und Mitte April. Als nördlichste Position seiner äquatorialen
Grenze zwischen 24° und 30° W-Lg wurde am 29. August 19° N-Br beobachtet.
Um die grofsen und raschen Schwankungen erklärlich zu finden, mufs
mau sich vergegenwärtigen, dafs die äquatoriale Ausdehnung des Passatgebiets
von der Lage des Gürtels niedrigsten Luftdrucks (dem Minimum der Aequator-
kalmen), welcher die beiden Passatgebieto trennt, abhängig ist, und dafs es bei
dem schwachen Gradienten,, der in diesen Breiten für das Auftreten des Windes
erforderlich ist, nur einer geringen Aenderung in der Druckvertheiluug bedarf,
um die äquatoriale Passatgrenze beträchtlich zu verschieben. Durch eine Zu
nahme des Luftdrucks im Süden oder Abnahme im Norden von der bisherigen
Grenze wird eine nördliche, umgekehrt durch eine Abnahme im Süden oder
Zunahme im Norden eine südliche Verschiebung der Grenze bedingt.
Noch weit gröfsere Schwankungen, als für die äquatoriale ergeben sieh
für die polare Passatgrenze. Sie sind in der That so grofs, und der Verlauf
der Aenderungen ist so unregelmäfsig, dafs die jahreszeitlichen Verschiebungen