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Full text: 10, 1882

„Bei Untersuchung der in diesen Karten eingezeichneten Isobaren ersieht 
man aus ihrer Lage, dafs während des Sturmes in der ganzen Atmosphäre 
eine aiifsergewöhnliche Störung des Gleichgewichts stattgefunden hat, welche 
als nothwendige Folge ein äquivalentes Bestreben der Luftmassen hatte, dasselbe 
durch grofse, lang andauernde atmosphärische Strömungen wieder herzustellen, 
entsprechend der Lage der Isobaren.“ 
„Die Bewegung dieser Luftströmungen folgt natürlich den allgemeinen 
Gesetzen der Strömungen flüssiger Körper, nach welchen 1) die Bahnen der 
Bewegung durch die Gröfse und Richtung der treibenden Kräfte bestimmt siud; 
2) die Strömungen um so mächtiger sind, je gröfser diese Kräfte und die 
im Zustande der Bewegung befindlichen Luftmassen sind; 3) der Widerstand, 
welchen die Bewegungen dieser Strömungen nahe an der Oberfläche erfahren, 
mit den Unebenheiten dieser letzteren zunimmt. Dieser Widerstand ist deshalb 
auf den Kontinenten und den Inseln beträchtlicher, als auf den Meeren; die 
atmosphärischen Strömungen haben daher das Bestreben, sich vorzugsweise 
über die Meere fortzubewegen, wo dieser Widerstand ein Minimum ist. 1 2 ) Aber 
selbst hier besteht eine merkliche Reibung zwischeu dem Wasser des Meeres 
und der über dasselbe hinstreicheuden Luftmasse; infolge der dadurch 
erzeugten lebendigen Kraft bleibt diese hinter dem Wasser an der Oberfläche 
des Meeres zurück, nnd dadurch wird das Oberflächenwasser vorwärts in der 
Richtung des Windes gedrängt. Durch die Reibung der Wassermoleküle gegen 
einander verbreitet sich diese Oberflächenbewegung des Meeres allmählich bis 
in die unteren Schichten, und wenn der Wind beständig aus derselben Richtung 
weht, so wird sich die durch ihn hervorgebrachte Bewegung der Wasser- 
theilchen von der Oberfläche bis zur ganzen Tiefe des Meeres fortpflanzen, mit 
einem Maximum an der Oberfläche und einem Minimum am Boden. s ) Weil 
ferner die Oberfläche, auf welche der Wind seine Wirkung ausübt, entweder 
horizontal oder geneigt ist, und weil bei windstillem W r etter das Wasser hier 
nach entweder in Ruhe oder in Bewegung in der Richtung des Abhanges ist, 
so wird infolge der Wirkung des Windes auf die Oberfläche eine grofse Anzahl 
von besonderen Strömungen in den Meeren entstehen, wie ich in „Vidensk. 
Selbskabs Skrift“, 5° Reihe, Vol. 11, No. 111, 1876, 3 ) nachgewiesen habe.“ 
„Wenn nämlich der Wind über ein unbewegliches Meer weht, welches 
derartig begrenzt ist, dafs der durch den Wind erzeugte Strom in seiner Be 
wegung aufgehalten wird oder keinen Abflufs an den Küsten findet, so wird 
die Kraft des Windes das Wasser gegen die Hindernisse seiner Bewegung 
hin anstauen, derart, dafs die Oberfläche des Meeres alsdann eine geneigte 
Fläche bildet, deren Abhang der Richtung des Windes entgegengesetzt gerichtet 
ist. Infolge dieser Neigung der Oberfläche wird das Wasser in seiner Bewegung 
nicht nur durch die Gewalt des Windes, welcher es nach vorwärts drängt, 
sondern auch durch die Schwere, welche es wieder rückwärts zu führen strebt, 
beeinflufst; die gleichzeitige Wirkung dieser beiden Kräfte äufsert sich in einem 
doppelten Strome, nämlich einem oberen in der Richtung des herrschenden 
Windes, und einem unteren in entgegengesetzter Richtung am Grunde dos 
Meeres. Dieser letztere Strom ist aber von sehr geringer Stärke. Hält aber 
der Wind längere Zeit an, so erhebt sich das Niveau bis zu einer bestimmten 
Höhe, welche für den betreffenden Ort nur von der Stärke des Windes abhängt; 
ist diese Höhe einmal erreicht, so führt der untere Strom in jedem Augenblick 
eine Wmssermenge mit sich fort, gleich derjenigen durch den oberen Strom.“ 
„Bei Untersuchung der Vertheilung des Luftdrucks über das ganze grofse, 
von dem Sturm in der Zeit vom 12. bis 14. November heimgesuchte Gebiet 
ergiebt sich, dafs am 12. November Mitternacht der Luftdruck sich bis 780 mm 
in dem nördlichen Schweden und None egen erhob, während er in dem südlichen 
Theile der Ostsee sich auf dem mittleren Stande von 760 mm hielt und in ganz 
Central-Europa unter dem Mittel war, mit einem Minimum von 745 mm in der 
Umgebung von Wien. Verbindet man das Centrum des höchsten mit dem 
’) Vgl. hierüber die bemerkenswerthe Abhandlung von C. M. Guldberg und H. Mohn in 
Christiania: „Ueber die gleichförmige Bewegung der horizontalen Luftströme“ in der österr. Zeit,sehr, 
f. Meteor., 1877, pag. 49—60. A. d. Itef. 
2 ) Vgl. die Aufsätze von Prof. K. Zöppritz: „Zur Theorie der Meeresströmungen“ in 
diesen Annalen, 1878, pag. 239—243. und 1879, pag. 155 —159. A. d. Ref. 
*) S. Fufsuote — snb c pag. 1. .
	        
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