Die Expedition S. M. S. „Gazelle“.
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Reise S. M. S. „Gazelle“, Capitain zur See Freiherr v. Schleinitz, von
Amboina bis Brisbane in Ost-Australien.
in dem November-Hefte (1875) dieser Annalen ist erwähnt, dass S, M. S.
„Gazelle“ vom 14. bis 26. Mai zu Koepang auf Timor verweilt und von da ihre
Reise nach Amboina bei Ceram angetreten hat, wo sie am 2, Juni eintraf.
Sie blieb dort bis zum 11. Juni und segelte alsdann um die nordwestliche Halb-
insel Neu-Guineas und den Norden Neu-Guineas herum, über die Anachoreten-
inseln, Neu-Hannover, Neu-Irland, Neu-Britannien und Bougainville-Insel weiter
nach Öst-Australien; am 29, September traf „Gazelle“ zu Brisbane ein (s. Reise-
chronik der Schiffe d. Kais, Deutschen Marine in d. Annalen der Hydr. etc. Dezbr,
1875 pag. 480).
Der Commandant S. M. S. „Gazelle“, Capt. z. S. Frhr. v. Schleinitz,
hat über diese Reise zunächst nachstehenden Bericht eingesendet, welcher um so
grösseres und allseitigeres Interesse in Anspruch nehmen dürfte, als die von
der „Gazelle“ besuchten Meerestheile und Inseln noch zu den wenigst bekannten
yehören, und weil die von Capt. v. Schleinitz daselbst gesammelten Krfah-
rungen für die Nautik und für die Länder- und Völkerkunde zum Theil ganz
aeu sind.
„Ich verliess Amboina nach Auffüllen der Kohlen am 11. Juni und nahm
den Weg durch die Manipa- Strasse. Um durch die Dampier- Strasse in den
Stillen Ocean zu gelangen, konnte ich entweder direct die Dampier-Strasse,
die Pitt-Strasse oder die Galevo-Strasse wählen. In den ersteren beiden, na-
mentlich in der Pitt-Strasse, hatte ich sehr heftige conträre Strömungen zu er-
warten, so dass ich sehr viel Kohlen hätte verbrauchen müssen, um gegenan
zu kommen. Die Galevo-Strasse ist voller Riffe und noch fast unbekannt, bot
aber den kürzesten Weg. Ueberdies glaubte ich aus der Configuration des
Landes und aus anderen für Strömungen massgebenden Verhältnissen mit einiger
Gewissheit schliessen zu können, dass in dieser Strasse kein nennenswerther
Gegenstrom existiren werde. Da die Niederländisch-Indische Regierung ver-
schiedene Manuscriptkarten dieser Gewässer besitzt, die nicht veröffentlicht
werden, zog ich bei den resp. Hafenmeistern in Koepang und Amboina, sowie
bei dem Commandanten des Niederländischen Kriegsschiffes „Balt“, einem in Folge
seines langen hiesigen Aufenthaltes sehr gut orientirten Offizier Erkundigungen ein,
ob etwa eine Karte der Galevo-Strasse vorhanden sei. Durch Zuvorkommenheit
des letztgenannten Offiziers erhielt ich Einsicht in eine grössere Anzahl ihm
zur Verfügung stehender Manuscriptkarten, unter denen sich indess die ge-
wünschte nicht befand. Er versicherte mir auch, dass keine Aufnahme dieser
Strasse existire, und rieth mir wegen der vielen Gefahren der Strasse ab, den
Weg durch dieselbe zu nehmen. Da indess der Vortheil der Kohlenersparniss
in’s Gewicht fiel und eine etwas genauere Kenntniss der Strasse von grossem
nautischen Interesse erschien, beschloss ich sie dennoch zu wählen.
Leider hatte ich seit Amboina nur wenig von dem erwarteten Südost-
Passat, vielmehr hauptsächlich Windstille mit starken Regengüssen gehabt, und
musste daher längs der Nordküste von Ceram dampfen. Um in Stelle der ver-
brannten Kohlen Holz zu nehmen und zur Verbesserung der nach sehr mangel-
*\ I. Hydrogr. Mitth. 1874 No. 17, IL ibid, No, 28, III. ibid. No. 25 u. 1875 No. 4
[V. Annal, d, Hydrogr. No. 7 u. 8 (April), V. ibid, No. 19 u. 20 (Oetob.), VI. ibid. No. 21 u. 22
Novrbr.), In letzterem Artikel nase. 411 Z. 17 v u. muss es heissen Tahelle IL st. Dinar. 1.