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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 4 (1876)

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Bis auf 42° Süd-Br. hatten wir, abgesehen von einem Tage, an dem der 
Wind westlich sprang, nordöstliche und östliche Winde, welche nur durch Flauten 
und Stillen unterbrochen waren und mehrfach zum Dampfen nöthigten. 
Auf 43° Süd - Br. liess die westliche Dünung erkennen, dass wir in die 
Region der Westwinde eingetreten waren, die indess erst südlicher mit einiger 
Beständigkeit einsetzten. Ich nahm den Kurs von 150° der Länge an zwischen 
dem 45. und 46, Breitenparallel, wo ich bei frischer Brise noch verhältniss- 
mässig, gutes Wetter, welches das Lothen gestattete, erwarten konnte, um hier 
eine möglichst gerade Linie oceanischer Beobachtungen zu legen. Mit einer 
etwas längeren, durch starken Sturm verursachten Pause gelang es auch, diese 
Linie in Ausdehnung von ca. 2300 Seem. bis zu 92° Ost-Lg., von wo ich süd- 
lich nach der Magellan-Strasse hielt, zu legen. Eine andere Beobachtungslinie 
von ebenfalls über 2000 Scem. ist von Samoa nach 43° Süd-Br. und 150° Ost-Lg. 
gelegt worden. 
Am 1. Fobruar, also uach einer sehr raschen Ueberfahrt, näherten wir 
uns dem Eingange der Magellan-Strasse. Die Einfahrt von Westen ist in An- 
betracht des dicken stürmischen Wetters, welches man im grossen Ocean auf 
diesem Breitenparallel zu haben pflegt, nicht ungefährlich, um so mehr, als man 
nach längerer Reise und bei der starken Temperaturänderung nicht mehr darauf 
rechnen kann, dass die Chronometer genau sind, und weil der Strom längs der 
Küste veränderlich in Richtung und Stärke ist. Da wegen dicken Wetters keine 
Mittagsobservation zu bekommen war, musste nach der Observation vom Tage 
vorher gesegelt werden. Je näher wir nach unserem Besteck der Küste kamen, 
desto dicker wurde es und desto mehr frischte der Wind auf. Bald Nach- 
mittags kam durch den Dunst hindurch ein Berg — aber nicht voraus, sondern 
fast querab in Sicht. Wir mussten daher dicht unter der Küste stehen, der 
Berg war aber nur so momentan und ausser Verbindung mit anderem Lande 
zu sehen, dass Orientirung danach nicht möglich war. Ich drehte daher bei 
und liess Dampf aufmachen, um das Aufklaren des Wetters abzuwarten (wel- 
ches jetzt mit einer schweren Böe so dick geworden war, dass man nur noch 
sinige Kabellängen weit sah), oder nöthigenfalls unter Dampf und Segel wieder 
von der Küste abzukreuzen. Glücklicherweise klarte es bald etwas auf und 
der Berg konnte als eine der Kvangelisten - Inseln ausgemacht werden, indem 
bald darauf Cap Pillar in Sicht kam. Wir befanden uns danach recht vor dem 
Eingang der Strasse, indess etwas zu nahe den Kvangelisten, da wir anstatt 
des hier stets südlich angegebenen, nördlichen Strom gehabt hatten. Diesen 
selben ausnahmsweisen Strom fanden wir noch beim KEinsegeln in die Strasse, 
so dass allmälig nahezu 4 Strich südlicher gesteuert werden musste als der 
direcete Kurs. 
Für die Nacht ankerte ich in dem sehr guten St. Josephshaven der 
Tuesday Bay an der Küste Feuerlands. Am folgenden Tage blieb ich in diesem 
Hafen zu Anker, weil ich beabsichtigte, mit der Dampfpinasse nach Mercy Bay 
zu fahren, um Cap Pillar hinsichtlich der Geeignetheit für die Errichtung eines 
Leuchtfeuers zu untersuchen, obgleich nur geringe Aussicht war, hierdurch den 
Zweck zu erreichen, weil die Felskegel vom Cap Pillar, wie ich mich beim 
Passiren des Caps mit der „Gazelle“ bereits überzeugt hatte, ganz unersteigbar 
erscheinen. 
Dieser Theil der Magellan - Strasse ist für ein Boot bei dem gewöhnlich 
hier herrschenden West- und NW - Sturm, welcher gerade in die Strasse steht, 
ganz unbefahrbar; der Sturm war indess südlich gegangen und ich hoffte, er 
werde, bis wir die Mercy Bay erreichten, diese Richtung beibehalten. Wir fan- 
den indess, in die Strasse gekommen, den Wind schon wieder westlich ge- 
gangen und eine hohe See aufgelaufen. Nach mehrstündiger Fahrt und bereits 
in Sicht der Mercy Bay sah ich mich genöthigt, umzukehren. Kaum in den 
Hafen zurückgekehrt, brach ein äusserst heftiger NW-Sturm aus. . 
Sowohl bei der Einfahrt in die Strasse, wie auch bei der weiteren Fahrt, 
habe ich mich überzeugt, dass die Karten keineswegs sehr genau sind, indem 
die Lage der Punkte zu einander oft unrichtig ist. Die Navigirung durch die 
Strasse würde durch einige Baken erleichtert werden, von denen ich im ganzen 
westlichen Theile nichts wahrgenommen habe. 
Nach dem Passiren des schmalen Port Angosto wurde tief im Innern
	        
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