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Full text: 4, 1876

Eingang in dic Strasse selbst woit besser, als man nach der Karte vermuthen 
sollte, obgleich die falsche Lage der Eingangsinseln in der Karte die Orienti- 
rung sehr erschwerte. Nachdem ich den unteren, breiteren und einigermassen 
rifffreien Theil der Strasse d. h. das südliche Drittel derselben passirt hatte, 
ankerte ich Nachmittags im Eingange eines nordwestlichen Wasserlaufes, weil 
ich wegen der zahlreichen Riffe ohne vorherige Vermessung nicht weiter gehen 
konnte. Den Ort Salvati, nach welchem die Insel (zwischen der und dem Festlande 
von Neu-Guinea sich die Galevo-Strasse befindet) benannt ist, konnte ich an der 
in der Karte angegebenen Stelle nicht entdecken, obgleich ich dicht dabei pas- 
sirte, ebensowenig den Ort Muca; jedoch liegt einige Meilen weiter nördlich 
ein Dorf, welches der letztere Ort sein mag. Es ist dies das einzige Küsten- 
dorf, welches vom Schiffe aus im südlichen Theile der Strasse zu sehon war. 
Die Gegend scheint im Ganzen sehr schwach bevölkert zu sein. 
AÄn den folgenden beiden Tagen liess ich durch Capitain - Lieutenant 
Jeschke in der Dampfpinasse ein Fahrwasser in der Strasse, und durch andere 
Boote die Umgebung unseres sehr guten Ankerplatzes auslothen, während gleich- 
zeitig naturwissenschaftliche Beobachtungen gemacht wurden. Es ist dafür die 
Galevo-Strasse allerdings noch ungeeigneter, als die Mac-Cluer Bai, weil, soweit 
man sehen kann, alles Mangrove-Sumpf ist, mit Ausnahme von einigen kleinen Kalk- 
steinhügelchen, welche den Kern einzelner Inseln bilden, Die durch die Sümpfe 
führenden schmalen Brackwasserläufe sind derart mit gefallenen und gefällten 
grossen Bäumen verbarrikadirt, dass man auf ihnen nur mit grosser Mühe und 
Zeitverlust vordringen kann, Um ca. eine Meile vorzudringen, hatte ich ein 
Dutzend solcher Hindernisse beseitigen resp. die Gig überschleppen zu lassen. 
Von Interesse war das Vorkommen von Braunkohle an einer Kalksteinwand 
und die Korallen auf einzelnen hier aufgefundenen Riffen. 
Am 25. Juni durchlief ich die Strasse in dem vom Navigations- Offizier 
ausgelotheten Fahrwasser ziemlich rasch und ohne besondere Schwierigkeit zu 
finden. Der Strom in der Strasse ist nur Ebbe- und Fluthstrom und daher zum 
Passiren derselben zum Theil günstig, zum Theil ungünstig, aber in beiden 
Fällen nicht sehr stark, in welcher Beziehung diese Strasse sich daher vor 
der Pitt- und wahrscheinlich auch vor der Dampier-Strasse auszuzeichnen scheint 
und für die Fahrt nach dem Stillen Ocean während des Südost-Monsuns (und 
wahrscheinlich auch umgekehrt während des Nordwest-Monsuns) die Beachtung 
des Navigateurs verdient. 
In der Nacht passirten wir die Inseln Middelburg und Amsterdam und 
am 28. Juni die niedrigen Davis- oder Freewill-Inseln, während bis hierhin noch 
die hohen Berge des nördlichsten Theiles von Neu-Guinea ab und zu in Sicht 
waren. Um dem starken an der Küste Neu-Guineas herauf setzenden Passat- 
strom zu entgehen und in der Hoffnung, die hier öfter wehenden westlichen 
Winde zu finden, nahm ich den Kurs nördlich vom Aequator, Der Passatstrom 
verliess uns indess erst auf 1° Nord-Br. und 137° Ost-Lg., während der er- 
wünschte Westwind nur durch hohe Dünung aus WNW anzeigte, dass er hier 
vor Kurzem geweht hatte. Anstatt dessen hatten wir schon seit dem 27. Juni 
Windstille, von flauen östlichen Brisen unterbrochen, ab und zu Böen aus Süd- 
ost oder West, so dass ich genöthigt war, mit Unterbrechungen zu dampfen, 
um überhaupt vorwärts zu kommen. 
Am 7. Juli kamen die Commerson-Inseln (cs sind zwei, nicht eine, wie 
bisher angenommen) in Sicht und am folgenden Tage die Anachoreten- (oder 
Anchoriten-) Inseln, nach denen wir gegen allmälig frischer werdenden Ostsüd- 
ost-Passat unter Dampf und Segel aufzukreuzen hatten. Ich versuchte einen 
Eingang in das die Inseln umgebende Korallenriff zu finden, um ankern zu 
können, jedoch ohne Erfolg. Auch der Versuch, dicht ausserhalb des Riffes 
zu ankern, war vergeblich, da ein längs des Ries zum Lothen gesandtes Boot 
mit 75 Met, Leine eine Schiffslänge vom Riffe nirgend Grund erhielt. 
Da ich mithin bei diesen Inseln keinen Ankerplatz finden konnte, so ver- 
mochte ich mit denselben nur durch Boote zu communiciren, während die „Gazelle“ 
unter Segel blieb. Die Gruppe der Anachoreten- Inseln besteht aus drei Inseln 
und zwei kleineren Inselchen, welche dicht bei einander liegen und insgesammt von 
einem Korallenriff umschlossen sind, innerhalb dessen das Wasser flach zu sein 
scheint. Die Inseln. welche ungefähr 2 geoer. Quadrat- Meilen Flächeninhalt
	        
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