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Full text: 62/63, 1942/43

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Aus «lern Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 62. Band Nr. 6 
tikalbewegungen und Durchmischungen umgewandelt die typischen Merkmale der Warmluft an- 
nehmen. Wenn dabei die äquivalentpotentielle Temperatur auch auf Warmluft hindeutet, dann 
kommt das daher, daß die betreffenden Luftmassen auf der Rückseite zunächst abgesunken sind, 
wobei zu berücksichtigen ist, daß die äquivalentpotcntielle Temperatur erfahrungsgemäß in einer 
Luftmasse mit der Höhe zunimmt. So ist z. B. die arktische Kaltluft in 6000 m Höhe im Mittel um 
etwa 10 Grad äquipotentiell wärmer als in 2000 m, wie aus den Typ-Homologen eines Schinze- 
Thetagramms hervorgeht. Kommt daher ein Luftteilchen einer Arktikluftmasse auf seinem Wege 
von 6000 m auf 2000 bis 3000 m herunter, so kann es in dieser Höhe äquipotentiell betrachtet schon 
als „Warmluft“ angesehen werden. 
Ein gutes Beispiel für den hier geäußerten Gedankengang ist der Temp Königsberg (Diskussion 
und Darstellung 8), der fast in der Bodenwarmfront liegt. Temperaturgradient, Bewölkung und 
äquivalentpotentielle Temperatur zeigen die typischen Merkmale von Warmluft, während die hori 
zontalen Luftbahnen aber zeigen, daß die Luftmassen alle von der Rückseite hergekommen sind. 
Lediglich die Klartextbemerkung: ab 2000 m Umrisse von Quellungen erkennbar — deutet darauf 
hin, daß an der Bewölkung labile Vorgänge sich zu beteiligen anfangen. Da nach dem Klartext die 
Luftmassen in stark aufsteigender Bewegung sind, die ermittelten Gesamtvertikalbewegungen über 
24 Stunden aber Absinken zeigen, muß die Absinkbewegung zunächst noch weit kräftiger gewesen 
sein als das Gesamtergebnis angibt. 
Ein ähnliches Bild über die Luftmassenbewegung auf der Vorderseite würde man erhalten, 
wenn die Luftbahnen von einem Vertikalschnitt rückwärts verfolgt werden, der noch vor der Boden 
warmfront liegt, etwa auf der Linie Kjeller-Riga. Entsprechend der Tatsache, daß vor der Warm 
front der Wind in unteren Schichten stark zurückdreht und die Komponente in Bewegungs 
richtung der Warmfront kleiner wird, tritt hier der Fall ein, daß die Warmfront sich rascher bewegt 
als die Luftmassen in Bewegungsrichtung der Warmfront etwa unterhalb 800 mb. Es handelt sich 
hier um die Luftmassen, die zunächst noch in dem der Zyklone vorangehenden Zwischenhoch lagen 
und erst später von dem Druckfeld der Zyklone erfaßt werden. Diese Luftmassen werden, sobald sie 
vom Druckfeld der Zyklone erfaßt sind, nach Nordwesten geführt und umrunden die Zyklone auf 
der Nordseite. Bei einer Winterzyklone, wie es hier der Fall ist, sind diese Luftmassen kalt und 
müssen im Zyklonenbereich absinken entsprechend den Gesetzen, wie es in Abschnitt IV be 
sprochen wurde. 
Ein Beispiel für die hier beschriebene Luftmassenbewegung ist der Temp Kjeller (Diskussion 
und Darstellung 15), wo die Luftmassen unterhalb 800 mb dem vorangehenden Zwischenhoch 
entstammen und auf ihrem weiteren Wege innerhalb der Zyklone absinken. 
2. Um die Herkunft der Luftinassen etwas näher zu untersuchen, die im warmen Sektor 
liegen, wurde am 10. 12. 1937 08.00 Uhr ein Vertikalschnitt von Swinemünde bis nach den Beskiden 
gelegt und die Luftmassen von dieser Linie aus in jedem Hauptdruckniveau 24 Stunden rückwärts 
verfolgt. (Vergleiche Karten 26 bis 30). Dabei zeigte sich, daß die Luftteilchen, die nordwestlich 
Breslau liegen, sämtlich von der kalten Rückseite kommen und dabei die Zyklone teilweise schon von 
der Nordseite her umrundet haben. Erst die Luftteilchen, die sich in dem Querschnitt südöstlich 
Gleiwitz befinden, entstammen in allen Höhen der Warmluft der Frontalzone. Über Gleiwitz selbst 
hingegen entstammen die Luftmassen unterhalb 750 mb der Warmluft der Frontalzone oberhalb 
750 mb auch schon der kalten Rückseite. Im warmen Sektor liegen also vom Kern bis zum Außen 
rand der Zyklone Luftmassen nebeneinander, die vollkommen verschiedenen Ursprungs sind, näm 
lich Kaltluftmassen der Rückseite und Warmluftmassen aus der Frontalzone. Trotzdem herrscht im 
warmen Sektor vom Zyklonenaußenrand zum Kern hin nur ein schwacher Temperaturgradient 
und Wesensgleichheit in den Luftmassen. Dieser Zustand kann nur durch Vertikalbewegung und 
Durchmischung hergestellt worden sein. 
3. Für die Vorgänge auf der Rückseite spielen drei Faktoren eine wesentliche Rolle: 
die Zunahme der Windgeschwindigkeit mit der Höhe, das Absinken und die Bodenreibung. Der 
erste Faktor ist eingehend von Raethjen in der „Gleichgewichtstheorie der Zyklonen“ beschrieben
	        
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