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Full text: 62/63, 1942/43

Hans Klaus Meyer: Luftmassenbewegung und Luftmassenumwandlung in einer rasch ziehenden Zyklone 31 
Wie schon erwähnt, bedeutet die Gleichgewichtsgleichung (11) nichts anderes als eine mathe 
matische Folgerung aus dem Gradientwindgesetz. Wenn nun die Luftmassen für die Gleichgewichts 
gleichung (11) zu leicht oder zu schwer sind, dann ist das gleichbedeutend mit Abweichungen vom 
Gradientwindgesetz. Die Tatsache aber, daß die Vertikalbewegungen stets so gerichtet sind, daß die 
Luftmassen dem Gleichgewicht wieder zustreben, läßt den Schluß zu, daß die Abweichungen vom 
Gradientwindgesetz nur schwach oder kleinräumig und kurzfristig sind und im Großen mit dem 
Gradientwindgesetz gerechnet werden kann. 
V. Die dynamischen Vorgänge an der Vorderseite, an der Rückseite 
und beim Okkludieren 
Nachdem in den bisherigen Abschnitten die horizontale und vertikale Luftmassenbewegung 
mehr allgemein behandelt wurde, soll in diesem Abschnitt etwas mehr ins einzelne gegangen werden 
und der dynamische Vorgang an der Vorderseite, an der Rückseite und beim Okkludieren be 
trachtet werden. 
1. Für ein eingehendes Studium der Luftmassenbewegung an der V orderseite und an der 
Warmfront sind die Luftbahnen bestens geeignet. 
Ebenso wie nach Abschnitt II die Massenzusammensetzung der Gesamtzyklone einem dauernden 
Wechsel unterliegt, so wechselt auch ihre Vorderseite und damit die Warmfront dauernd ihre luft 
massenmäßige Zusammensetzung. Um diesen Wechsel etwas näher zu untersuchen, wird am 10. 12. 
1937 11.00 Uhr von einem Vertikalschnitt ausgegangen, dessenSpur etwa auf der Linie Malmö-Minsk 
liegt und nahezu mit der Bodenfront zusammenfällt. Von dieser Spurlinie aus werden die Luft 
bahnen 30 Stunden rückwärts verfolgt. Die einzelnen Lnftbahnen sind in den Karten 21 bis 25 ge 
zeichnet und gestatten folgende Aussage zu machen: In den Höhen oberhalb 700 mb legen die Luft 
massen sämtlich größere Wege zurück als die Bodenfrontlinie, und zwar im 700-mb-Niveau etwa 
die lV2-fache Strecke, im 600-mb-Niveau etwa die zweifache Strecke, im 500-mb-Niveau die 2 bis 
2 1 /2-fache Strecke. Im 800- und 900-mb-Niveau sind die Luftmassen etwa gleich schnell wie die 
Bodenfrontlinie, und darunter werden die LuftmasseninfolgeReibunglangsameralsdieBodenfront. 
Hiernach ergibt sich für die Warmfrontdynamik 
etwa folgendes Bild, wie es in der schematischen Figur 
17 in einem frontfesten Koordinatensystem dargestellt 
ist: In der Reibungszone bis etwa 900 mb werden Luft 
massen in die Warmfront einbezogen, die vorher vor der 
Warmfront lagen. In den Schichten oberhalb 900 mb bis 
etwa 750 mb haben die Luftmassen im wesentlichen die 
gleiche Geschwindigkeit wie die Bodenfrontlinie. Die 
Aufgleitfront ist also in diesen Höhen massenkonstant, 
und die Luftbahnen haben in einem frontfesten Koordinatensystem keine Horizontalkomponente. 
In den Schichten oberhalb 750 mb wird die Warmluft über der Bodenfrontlinie laufend durch 
neue Luftmassen ersetzt, die von der Südseite der Zyklone herkommen und der Bodenfrontlinie 
infolge ihrer hohen Geschwindigkeit vorauseilen. Gerade diese Luftmassen befinden sich nach den 
Betrachtungen im Abschnitt IV in kräftiger Aufgleitbewegung und geben Anlaß zu den lang anhal 
tenden Niederschlägen. Nur der Tatsache, daß oberhalb eines bestimmten Niveaus die aufgleiten 
den Luftmassen stets erneuert werden, sind die großen Niederschlagsmengen zuzuschreiben, die 
sich bei Warmfronten häufig über große Räume und Zeiten erstrecken. 
Bei den Luftmassen oberhalb 700 mb fällt insbesondere auf, daß sie vor 24 Stunden vielfach 
noch auf der Rückseite lagen und später ein Bestandteil der Warmfront werden, wo sie durch Ver 
Fig. 17 
, 4 
t 1 
-700 
fco- 
-600 
♦ 
♦ 
♦ 
♦ 
♦ 
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900 
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