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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 63. Band Nr. 2
Eem-Meer eindrang und später die Schmelzwässer der jüngsten Vereisung ihren Weg nördlich um
Sylt herum nahmen.
Das Watt- und Marsch-Gebiet östlich von Sylt und Föhr und ein Teil des Hallig-Gebietes sind
also zufällige, außerhalb der normalen alluvialen Wattenmeer-Entstehung gelegene, vorzeitbedingte
Anhängsel des Wattenmeeres.
Bei Texel liegen die Verhältnisse ganz ähnlich, die Zuider See ist ebenfalls ein zufälliges An
hängsel des alluvial entstandenen Wattenmeeres. Auch deren Bereich war schon zur Zeit des Eem-
Meeres Niederung.
Schon W. Ordemann hatte 1912 (S. 16) erkannt, daß Wattenmeer und Haff sich vertreten.
Ebenso sprach er schon aus, daß ein Wattgebiet auf verschiedene Art entstanden sein kann. Er
nannte (S. 17) primäre Watten solche, die sich ohne unmittelbar vorher Land gewesen zu sein, als
Zwischenglied zwischen Meer und Festland einschieben. Sekundäre Watten sind Schwemmlands
ebenen oder Haffs, die bereits dem festen Lande angegliedert waren, aber vom Meere zurücker
obert sind.
Es entsprächen also Ordemann’s primäre Watten unserem Nehrungswatt, Ordemann’s
sekundäre Watten unserem Überflutungswatt.
Es lassen sich somit die folgenden Arten von Wattenmeeren unterscheiden:
A Nehrungswatt = Aufspülungswatt, zumeist in tieferem Wasser entstanden:
1. ungeschützter = unreifer, dem Aufbau der Nehrungsinselreihe vorausgehender Teil, Bei
spiel: Scharhörner und Dithmarscher Watt.
2. gereiftes Watt im Schutze einer Nehrungsinselreihe, Beispiel: ostfriesische und jütische
Watten.
B Zufalls- oder Überflutungs-Watt, durch Überschwemmung tiefliegender, dem Nehrungswatt be
nachbarter Teile des Landes entstanden.
Beispiel: Sylter Watt, Zuider See.
7. Landwerdung im unreifen Watt
Im reifen Watt fließen die Hauptpriele in das Gatt hinein, sie sind also radial angeordnet und
zerlegen das Watt in mehr oder weniger dreieckige Stücke, siehe Abb. 19. Nur die beiden, das Watt-
Ahbildung 19
Das durch das Lister
Tief entwässerte Watt
als Beispiel der radial
gerichteten Formen
eineB reifen Watts.
Abbildung 20
Das nordhannoversche Watt mit parallelen Rinnen und
annähernd rediteckig begrenzten Sänden oder Platen als
Beispiel der Formen eines unreifen Watts.
zuflußgebiet begrenzenden Wattscheiden ergeben vom Land bis zur Nehrungsinsel durchgehende
Wattrücken.
Im unreifen Watt fällt eine radiale Anordnung der Priele weitgehend fort. Priele und beson
ders die den Gatts entsprechenden tiefen Rinnen laufen annähernd parallel in die See hinaus