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Full text: 62/63, 1942/43

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 63. Band Nr, 2 
Demgegenüber stehen die ungeschützten oder unreifen Watten, jene aus riesigen Sand- 
Platen aufgebauten hohen Sandflächen, wie sie vor allem vor der nordhannoverschen und dith- 
marsischen Küste angetroffen werden. Denkt man über den Unterschied zwischen geschützten und 
ungeschützten Watten nach, so liegt zunächst die Vermutung nahe, daß die Ursache für das Feh 
len vorgelagerter Inselreihen mit den Mündungen von Weser, Elbe und Eider zusammenhinge. Dem 
widerspricht aber einmal der Umstand, daß sich Inseln wie Neuwerk und Tertius bilden konnten, 
zum anderen die Beobachtung, daß die Sandwanderung vom Südwesten her die Mündungen der 
Weser und Elbe quert. 
Der grundlegende Unterschied zwischen ausgereiftem und unreifem Watt bzw. Küstengebiet 
kommt auch in der Oberflächengestalt des vorgelagerten, zum Nordseeboden überleitenden Abfalls 
zum Ausdruck. Der einem reifen Küstenbogen unmittelbar vorgelagerte Meeresboden ist Sand 
wandergebiet. Er weist infolgedessen ausgeglichene Formen auf. Wir wiesen früher (G r i p p 1937 
S. 38) auf den über 100 km langen, so auffallend ruhig gestalteten, bei 7 km Breite um 20 m ab 
fallenden Hang vor den ostfriesischen Inseln hin (siehe hierzu W. Krüger’ s Karte der frie 
sischen Küste). Abrasion und Aufschüttung von Wandersand haben diesen so auffallend ruhig 
gestalteten Übergang von Land zu Nordseeboden entstehen lassen. 
Ganz anders ist der Küstenabfall vor dem unreifen Watt gestaltet. Die gleichen Isobathen 
(5—17 m), die vor der ostfriesischen Küste dieser parallel dahinziehen, verlaufen hier überwie 
gend senkrecht zur Küste. Dies zeigt W. Krüger’s Karte der ostfriesischen Küste für das Gebiet 
zwischen Weser und Elbe und den südlichen Teil des Dithmarscher Wattes; ein gleiches lassen die 
Admiralitätskarten für dieses und das zwischen Elbe und Amrum gelegene Gebiet erkennen. 
Hier fehlt die von einem Küstenvorsprung’ oder einer Nehrungsinselreihe geleitete seitliche 
Strömung. Infolgedessen treten dicht nebeneinander die senkrecht zur Küste verlaufenden Ein- und 
Ausströmungsrinnen der Tidewässer auf. 
Die vorstehenden Darlegungen über die Entstehung von Watten als vorauseilende Auffüllung 
von Haffen lassen es als zutreffend erscheinen, in den ungeschützten Watten noch unvollendete 
Teile eines künftigen Tidehaffs zu sehen. Danach wäre zu erwarten, daß die Sandanhäufung in den 
ungeschützten Watten noch nicht abgeschlossen ist. In der Tat zeigt ein Vergleich der Seekarten 
eine beträchtliche Anhäufung von Sand. Vergleicht man die Admiralitätskarte von 1887 mit der 
von 1932, so ergibt sich z. B. für das Westende des Großen Vogelsandes (Elbmündung), daß in 
jenen 45 Jahren 
die 2 m Tiefenlinie um 1,8 km 
die 10 m Tiefenlinie um 2,7 km 
gegen Westen vorgerückt sind 8 ). 
Bei den Sandmassen westlich der Bank Tertius haben sich auf der Linie des 54° 10’ 
die 4 m Tiefenlinie um 4,3 km 
die 6 m Tiefenlinie um 2,3 km 
die 10 m Tiefenlinie um 1,4 km 
gegen Westen verlagert. 
Ebenso läßt sich feststellen, daß sich an der Westkante des Neuwerker Watts zwischen 1887 
und 1932 
die 0 m Linie (Robbenplate) um 2,5 km 
die 4 m Tiefenlinie um 1,2 km 
die 6 m Tiefenlinie um 1,7 km 
gegen Westen vorgeschoben hat 7 ). 
') Man vergleiche hierzu W. Hemeu 1940 Abb. 48, wo ein Vergleich des Zustandes von 1876 und 1930 gegeben wird. 
’) Abb. 65 in W. Hemen 1940 bezeugt für die Jahre 1905, 1925 und 1935 ein Vorrücken der 0 und 2m Tiefenlinie 
gegen Westen.
	        
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