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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 63. Band Nr. 2
Als sich später, etwa seit 8—7000 v. Chr. der Grundwasserspiegel infolge erneuten Anstiegs
des Meeresspiegels hob, da vermoorten die Niederungen. E. Dittmer (1938 S. 114 und 128)
wies solchen Basis-Torf vom Tertius-Sand bei Büsum in 28 m Tiefe — NN nach und schrieb ebenda :
„Diese heute sehr stark gepreßten und braunkohlenartigen Torf schichten treten außerhalb der
Flußgebiete fast regelmäßig in Bohrungen auf.“ Später berichtet E. Dittmer (K. G r i p p und
E. Dittmer 1941 S. 580), daß auch in der Eider-Rinne Torfe lägen.
Nach der Torfbildung kam das Meer selber. Es zerschlug die Torfmoore teilweise wieder.
Die während langer Zeit verlassenen Steilufer wurden von der Brandung wieder unterspiilt und in
den drei breiten Schmelzwasser-Tälern drang das Meer schnell bis tief in das Land vor (Abb. 7).
Hier wurden die Geesthöhen, je schmäler desto schneller, vernichtet. E. Dittmer (1938) konnte
aus der Art der von diesem Meere abgesetzten Tone und den darin enthaltenen Weichtier-Resten
aufzeigen, daß der Meeresspiegel sich in verhältnismäßig kurzer Zeit stark, später langsamer gehoben
hat. Das aber heißt, daß schon früh tiefes Wasser an den Steilufern stand, und daß von der hohen
See her verhältnismäßig kräftige Wellen in die Rinnen und Föhrden eingedrungen sind. Die Geest
höhen zwischen Weser-, Elbe- und Eider-Tal konnten dadurch an 2—3 Seiten angegriffen werden
und schwanden schnell dahin. Für eine dieser Geesthöhen, nämlich den Geestvorsprung zwischen
Eider- und Elbe-Urstromtal, kennen wir sogar Näheres. E. Dittmer konnte schon 1938 S. 126 u. 148
durch seine Bohrungen nachweisen, daß das alluviale Meer den früher von Neuenkrug bei Wöhrden
nach Haferwisch bei Wesselburen verlaufenden Geeststrand auf die Linie Hemmingstedt—Heide
—Stelle, also um 8—10 km zurückverlegt hat, trotzdem der Boden hier noch weitgehend aus dem
zähen Geschiebemergel besteht (E. Dittmer 1938 S. 109).
Bei überwiegend sandigen Geesthöhen, wie dem zu
Duhnen bei Cuxhaven heute endigenden Endmoränen
zug, wird die Zerstörung leichter und schneller vor sich
gegangen sein.
Da Bohrungen auf den Außensänden der Weser
mündung und des südlichen Teils der Elbmündung
noch fehlen, wissen wir nicht, wie weit dort zu Beginn
der alluvialen Meerestransgression Geesthöhen vorge
sprungen sind. Jedenfalls läßt sich schon jetzt vermuten,
daß das tiefe Eindringen des „Helgoländer Bucht“ ge
nannten Anteils der Deutschen Bucht in die Landmasse
oder mit anderen Worten die hier besonders tief ein
greifende Zerstörung des ehemaligen Westlandes, ein
mal auf das oben behandelte Zusammentreffen der drei
diluvialen Schmelzwasserrinnen der Weser, Elbe und
Eider, zum anderen auf die Abrasion durch die allu
viale Nordsee zurückzuführen ist.
Weiterhin lassen sich aus den bisher erörterten
erdgeschichtlichen Vorgängen die Unterschiede in der
Gestalt des ost- und nordfriesischen Geestrandes ab
leiten. In Ostfriesland sind uns aus der Eem-Zeit nur
die Groningen-Veendam-Senke und die des Weser-Ur
stromtales bekannt (Abb. 1). Während der letzten Ver
eisung fand auf den dortigen Höhen nur die allgemeine
Oberflächenzertalung statt. Sie führte auf Höhen mit
rundlicher Begrenzung zur Radial- oder Sternzertalung,
während sie auf gestreckten Höhen zahlreiche parallele
Täler hervorrief (siehe auch F. De wer s 1941 S. 140).
Diese periglacialen Täler aber sind flach und so gut wie
20
50
-4
100 Km
Abbildung 7
Infolge erneuten Anstiegs des Meeresspiegels drang
die Nordsee bis in die Urstromtäler vor und begann,
die ans der Eem-Zeit stammenden Kliffs zurütkzu-
verlagern.