Ernst Frankenberger: Bericht über zwei Reisen im Polarjahr 1932-33
Radiosonden-Auf stiege
15
Nachdem nun festliegt, welche Verbesserungen an den Ablesungen der Empfängerskalen an
gebracht werden müssen, kann eine Temperatur-Zeitkurve gezeichnet werden (Figur4).
Die zur Druckmessung dienenden Sendepausen werden im Druck-Zeit-Diagramm (Figur 5)
nach dem in Abschnitt B angegebenen Verfahren in Abhängigkeit von der Zeit ihres Auftretens
eingetragen.
Bei der Eichung wurde darauf geachtet, daß die Bordonrohre der Sonden gut kompensiert
waren. Der Kompensationspunkt lag bei 175 mm QS. Die Temperaturkorrektion des gemessenen
Druckes wurde nach der Formel von Hergesell-Kleinschmidt vorgenommen.
Durch die gemeinsame Zeitkoordinate der Figuren 4 und 5 ist die Zuordnung von der Luft
temperatur zum Luftdruck gegeben.
Die Luftfeuchtigkeit wird von der Telefunkensonde nicht gemessen. Da beim Aufstieg bis
etwa 2000 m Höhe niedere Bewölkung herrschte, wurde bis dort mit einer rel. Feuchtigkeit von
96°/o, darüber mangels anderer Daten mit einer rel. Feuchtigkeit von 50%> gerechnet.
Der Radiosondenaufstieg vom 11.8 1932 06.00 MGZ.
1. Die Festsellung des genäherten Temperaturganges.
Die Funkaufnahme begann 1 min nach dem Start. Die Bodentemperatur betrug 11.6 Grad.
Extrapoliert man den im ersten Teil der Funkaufnahme gemessenen Temperaturgang bis zum
Boden, so ergibt sich, daß die bei Beginn der Funkaufnahme gefundene Skalenstellung am Emp
fänger,, 14.3 SKT, einer Lufttemperatur von etwa 9 Grad entsprechen muß. Die Eichkurve ergibt
für 9 Grad aber den Skalenwert 16.8. Sie muß also jeweils um 2.5 SKT, das sind 1.37 Normal
skalenteile höher abgelesen werden, als es dem Protokoll entspricht. Auf die Meßskala verteilt,
entsprechen 1.37 Normalskalenteile gemäß Figur 1 folgenden Verschiebungen:
Skalenbereich
Verschiebung (Skt)
Skalenbereich
Verschiebung (Skt)
15
2.5
40
1.6
20
2.3
45
1.4
25
2.0
50
1.4
30
1.8
55
1.3
35
1.7
60
1.2
Aus den beim Aufstieg gefundenen Skalenwerten kann nun mit Hilfe dieser Verschiebungen
aus der Eichkurve die erste Näherung des Temperaturganges bestimmt werden. Die temperatur-
empfindlichen Teile des Senders mußten sich danach während des Aufstieges um etwa 50 Grad
abkühlen. Dieser Abkühlung entspricht eine Frequenzänderung des Senders um 14 Normalskalen
teile. Durch die Betriebserwärmung des Senders findet eine gegenteilige Frequenzänderung um etwa
2 Normalskalenteile statt, so daß im ganzen die Gipfeltemperatur entsprechend 12 Normalskalen
teile um etwa 11 Grad zu warm gemessen wurde. Dieser Fehler wird durch Interpolation gleich
mäßig auf den ganzen Aufstieg verteilt und so die zweite Nährung des Temperaturganges gewonnen:
Temperatur Temperatur
Zeit
1. Näherung
2. Näherung
Zeit
1. Näherung
2. Näherung
0 min
11.4 C°
11.4 C°
30
40.5
49.5
5
1.5
0.0
35
—49.0
—60
10
0.5
—2.0
40
43
—54
15
—8.2
—13.0
45
—39
—50
20
—18
—24.3
50
—36
—48
25
—30.5
—38.5