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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 63. Band Nr. 1
Sender durch Anbringung einer Korrektion ausgeschaltet werden kann. In den Ergebnissen aero-
logischer Messungen im Polarjahr 1932 Juli-September sind die so bei'ichtigten Aufstiegsergebnisse
vom 10. 8. und 11. 8. 32 veröffentlicht. Nach der Reise wurde eine der verwendeten Radiosonden
in Norwegen gefunden und an die Deutsche Seewarte zurückgesandt. Da die Sonde nicht beschädigt
w r ar, wurde der Sender genau auf seine Temperaturabhängigkeit untersucht und das Ergebnis der
Aufstiege neu berechnet. Die Unterschiede gegen die erste Auswertung sind nicht sehr groß, können
aber doch bei aerologischen Rechnungen von Bedeutung sein. Es soll deshalb ausführlich beschrie
ben werden, wie sich die genaueren Aufstiegsergebnisse berechnen ließen:
Die Sonde arbeitet nur dann völlig einwandfrei, wenn die Wellenlängenänderungen
einzig und allein durch die vom Thermometer gesteuerten Kapazitätsänderungen des veränder
lichen Kondensators hervorgerufen werden. Es dürfen nicht noch andere Senderteile temperatur
empfindlich sein, da ja bei der Eichung nur das Bimetall nicht aber der ganze Sender Temperatur
änderungen unterworfen wurde. Hängen dagegen die elektrischen Eigenschaften des Senders oder
des veränderlichen Kondensators von der Temperatur unmittelbar ab, so kann die Temperatur des
Bimetalls erst dann angegeben werden, wenn bekannt ist, um wieviel sich die Wellenlänge ohne
Einwirkung des Bimetalls verändert hat. Dazu muß erstens bekannt sein, um welchen Betrag
sich die Wellenlänge ändert, wenn die Temperatur der Sonde und des Meßkondensators um
einen bekannten Betrag wächst bzw. abnimmt und zweitens, wie hoch die Temperatur des Senders
und des Meßkondensators während des Aufstieges ist.
Der Temperaturverlauf des Senders und des Meßkondensators während des Aufstieges läßt
sich berechnen, wenn bekannt ist, mit welcher Geschwindigkeit die Temperaturänderung dieser
Teile in Abhängigkeit von der Differenz ihrer Temperatur gegen die Temperatur der umgebenden
Luft verläuft.
Schließlich muß noch berücksichtigt werden, daß sich der Sender im Betrieb erwärmt, ein
Einfluß, der der Abkühlung beim Aufstieg entgegenwirkt.
Alle diese Eigenschaften der Sonde ließen sich durch zwei Versuche ermitteln.
1. Versuch. Die Sonde, die bereits längere Zeit im Windkanal mit 4.5 m/sec belüftet w r ar,
wurde bei Fortdauer der Belüftung durch Schließen des Heizstromes in Betrieb gesetzt und an
dem Kurzwellenempfänger festgestellt, wie groß die Verstimmung der Wellenlänge in Abhängig
keit von der Betriebsdauer war.
2. Versuch. Die Sonde wurde viele Stunden hindurch in einem überheizten Raum aufbewahrt
und dadurch auf eine bekannte Temperatur erwärmt. Durch kurzes Einschalten des Senders wurde
die Lage der Resonnanzstelle am Kurzwellenempfänger festgestellt. Dann wurde die Sonde schnell
im Windkanal einer Luftströmung von bekannter Temperatur und 4.5 m/sec Stärke ausgesetzt und
die Wanderung der Resonnanzstelle an der Skala des Kurzwellenempfängers in Abhängigkeit von
der Belüftungsdauer festgestellt.
Bei beiden \ ersuchen war das.Bimetall V on dem veränderlichen Kondensator der Sonde ab
geschaltet und der Kondensator in einer mittleren Stellung festgestellt worden, so daß die beobach
teten Verstimmungen nur von den Temperaturänderungen des Senders bzw. des veränderlichen
Kondensators herrühren konnte.
Aus dem ersten Versuch ergibt sich die Wirkung der Betriebserwärmung allein. Aus dem
zweiten Versuch ergibt sich die Temperaturabhängigkeit und die Abkühlungsgeschwindigkeit der
Senderteile, jedoch erst, nachdem die Wirkung der Betriebserwärmung durch Subtraktion der im
ersten Versuch beobachteten Verstimmungen berücksichtigt ist. Die Abkühhmgskurve ist dann eine
e-Funktion, d. h. die Abkühlungsgeschwindigkeit des Senders und seiner Teile ist der Differenz
der Sendertemperatur gegen die Temperatur der ventilierenden Luft proportional. Man kann also
aus dieser Abkühlungskurve die Abkühlungsgeschwindigkeit für jede Temperaturdifferenz ent
nehmen bzw. berechnen.
Der Gang der Auswertungen von Radiosondenaufstiegen gestaltet sich nun folgendermaßen: