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Full text: 62/63, 1942/43

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Kurt Gebauer: Die Erschließung: Afrikas und die dabei erzielten wissenschaftlichen Ergebnisse. 
Carl Peters lebte zuletzt in der Kuranstalt Woltorf bei Peine. 62jährig ist er hier am 
10. September 1918 gestorben. Den deutschen Zusammenbruch hat er nicht mehr mit ansehen 
müssen. 
Als letzter unter den grollen Afrikaforsthern sei der berühmte Kilimandscharoforscher 
Hans Meyer genannt. Er wurde als Sohn des Verlagsbuchhändlers Hermann Julius Meyer 
am 22. März 1858 in Hildburghausen geboren, studierte Natur- und Staatswissenschaften und 
unternahm von 1881 bis 1882 eine Weltreise. 1884 wurde er Teilhaber des Bibliographischen 
Instituts in Leipzig. 1887 bereiste er Süd- und Ostafrika und erstieg den Kilimandscharo bis 
zur Grenze der Eishaube (5500 m ü. d. M.). Er stieß mit Freiherrn von Eberstein ohne son 
derliche Schwierigkeiten bis auf das Sattelplateau und die Region der ersten Schneeflecken 
vor. Sein Begleiter wurde aber dann von der Bergkrankheit befallen und blieb erschöpft 
zurück. Hans Meyer kletterte noch 500 m höher empor, sah sieh aber in 5500 m Meereshöhe 
dem 40—50 m hohen, allseitig den Gipfel einhüllenden Eismantel gegenüber. Zu dessen Über 
schreitung fehlte ihm die alpine Ausrüstung. Er bereiste dann noch das Tal des Kingani und 
Usaramo. 
Eine zweite Expedition nadi Ostafrika, auf der er von Oskar Baumann begleitet wurde, 
erfuhr 1888 durch den Araber-Aufstand gegen die Deutseh-Ostafrikanische Gesellschaft ein 
vorzeitiges Ende. Beide Forscher wurden von fast allen ihren Leuten verlassen und wandten 
sich in eiliger Flucht zur Küste. Nur noch einen Tagesmarsch vom rettenden Meer entfernt, 
wurden sie auf Befehl Buschiris, des Führers der Aufständischen, gefangen genommen und 
mißhandelt und erst durch ein hohes Lösegeld befreit. Sie hatten aber die zukunftsvolle 
Gebirgslandschaft Usambara als erste in deren ganzer Ausdehnung erforscht, ßaumann nahm 
sie auf einer späteren Reise genau auf und Graf Joachim Pfeil und Franz Stuhlmann gaben 
noch wertvolle Ergänzungen. Dadurch wurde diese Landschaft wirtschaftlich erschlossen, so 
daß die Usambarabahn gebaut werden konnte. Seine dritte Reise, auf der ihn der Alpi 
nist L. Purtscheller aus Salzburg begleitete, war ein voller Erfolg. In mühevollem Auf 
stieg kam man an einen Eisstrom, den Ratzelgletscher, der mittels ausgehauener Stufen über 
wunden wurde, so daß der Rand des Kibokraters erreicht werden konnte. 
Am 9. Oktober 1889 wurde der höchste Gipfel des Kilimandscharo, die Kaiser-Wilhelm- 
Spitze, erstiegen. Damit war der höchste Punkt afrikanischer und deutscher Erde 6010 m ü. d. M. 
erreicht, da der Bergstock 1885 in deutschen Besitz überging. Hans Meyer war der fünfzigste 
Europäer, der den Kilimandscharo zu bezwingen versuchte, der erste, dem es gelang. Die 
zweite Spitze des Vulkans, der steile und zerklüftete Mawensi, konnte, obgleidi er nur 
5555 m hoch ist, infolge seiner morschen Wände nicht besiegt werden. 1894 machte Meyer 
Vulkanstudien auf den Kanarischen Inseln und erforschte 1898 in einer vierten Kilimandscharo- 
Expedition mit dem Maler E. Platz die oberen Regionen des Kilimandscharo, wobei er eis 
zeitliche Spuren fand. Der ganze Gebirgsstock wurde umkreist und die heutige und aus 
gedehnte quartäre Vergletscherung untersudrt. Die Nord- und Westseite des Gebirges wurde 
erkundet, und von da aus wurden ebenfalls 2 mühsame Klettereien durchgeführt. Dabei wurde 
festgestellt, claß sich die Eisverhältnisse seit 1889 wesentlich geändert hatten und im Rückgang 
begriffen waren. Auf der Westseite wurden 5. auf der Siiclostseite 6 neue große Gletscher ent 
deckt. Nachdem er 1905 zur vertieften Erforschung des Vulkanismus am Chimborazo, am Coto 
paxi und am Antisana mit dem Maler Res ch reifer den Vulkanismus studiert hatte, bereiste 
er auf einer fünften und letzten Kilimandscharo-Expedition 1911 mit dem Arzte und Zoologen 
Ho uv und dem Topographen Oberleutnant T i 11 e r das nordwestliche Deutsch-Ostafrika, 
besonders Ruanda und Uruncli. Dabei wurde der Karassimbi und der noch immer tätige Nira- 
gongo erstiegen. Seit 1901 gehörte Hans Meyer dem Kolonialrat an, und er war Vorsitzender 
der „Landeskundlichen Kommission des Reichskolonialamtes“. Von 1915 bis 1928 war er Pro 
fessor der Kolonialgeographie in Leipzig. 
Das Hauptwerk von Hans Meyer ..Der Kilimandscharo“ erschien 1900 in Berlin bei 
Dietrich Reimund. Es enthält zahlreiche Tafeln in Färb-. Licht- und Buchdruck, sowie Ori-
	        
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