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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 61. Band, Nr. 10
Die Meldungen vom 12. April, 2 Uhr, sind zu spärlich, als daß nähere Angaben über die genaue Lage
der Tiefkerne (A) und (B) gemacht werden könnten. Jedenfalls befindet sich das Zentrum der Depression
im Raume zwisdren Palermo, Messina und Syrakus (Karte 12).
Wie es die Druckänderungen um 2 Uhr (Karte l<Si) bereits andeuten — während dreier Stunden fällt
es in Messina um 1,8 mb, in Syrakus um 2,6 mb —, wandert das Tief nunmehr relativ schnell ostwärts: Am
folgenden Morgen (12. April, 8 Uhr) liegt es bereits östlich der Straße von Messina im Ionischen Meer
(Karte 13). Gleichzeitig hat es eine weitere Vertiefung um etwa 3 mb erfahren. Ganz Sizilien wird jetzt aus
Kordwesten und Nordosten von Kaltluft überströmt. Uber dem Bezirk der Adria fällt der Luftdruck an
haltend (Karten 16 i, j).
Das Tief wandert nun weiter nach Osten und beginnt aufzufüllen. Bis zum 12. April nachmittags hat
sich der Luftdruck über der Adria so weit erniedrigt, daß kaum noch Druckunterschiede zwisdien Nordost- und
Südwestseite der Apenninen bestehen (Karte 14). Die Wetterkarte vom 13. April, 8 Uhr (Karte 15), zeigt
mit 1000 mb die einstige Sturmzyklone bereits südlich des Peleponnes. Über Italien haben sich die Druck
gradienten auseinandergezogen, und über Mittelitalien liegt schon ein kleines Hochdruckgebiet.
f) Einige Witterungserscheinungen.
Es wurde eingangs bereits darauf aufmerksam gemacht, daß die Witterungserscheinungen in hohem
Grade abhängig sind von der orographischen Beschaffenheit der Umgebung bzw. der Lage der Station im
Gelände.
Als am 10. April, 2 Uhr, sich das Tief über dem Tyrrhenischen Meer zu bilden beginnt, meldet die
Mehrzahl der nachts beobachtenden italienischen Stationen schwache Winde, zum großen Teil sogar Windstille.
An der Südwestküste Mittel- und Süditaliens liegt meist eine lockere, aber mengenmäßig ziemlich starke
Stratocumulus-Bewölkung. Cirren, die nachts vielleicht nicht beobachtet werden konnten, werden von keiner
Station am Tyrrhenisdien Meer gemeldet. — Nur im nördlidrsten Zipfel des Adriatischen Meeres sprechen
die Winde auf ein dort vorhandenes Teiltief stärker an. Pola meldet leichten Nieselregen.
In den folgenden Stunden vertieft sich die Depression um 5 mb. Entsprechend der Verschärfung der
Druckgradienten frischt es im Umkreis des Tyrrhenischen Meeres auf: Orbetello, das nachts noch Windstille
hatte, meldet um 8 Uhr bereits Nordost 6; die Talstation Montecassino (527 m) verzeichnet Nordost 9, Ponza
(Insel) Ost 6, Ustica Westsüdwest 7, Campo alle Serre (Elba) Nordost 9. Hingegen behalten Rom und
Neapel zunächst noch leichte (nordöstliche) Winde. Es ist nicht ausgeschlossen, daß diese Verzögerung des
Auffrischens in Zusammenhang steht mit dem Winkel, den der Druckgradient mit einer Geländeformation,
beispielsweise mit dem Tibertal, bildet. — Die Zunahme der Windgeschwindigkeit spielte sich in Gaeta, ab
gesehen von den stets vorhandenen kurzen Böen, stetig ab. Die Bewölkung hat seit 2 Uhr an Menge und
Mächtigkeit zugenommen, meist ist es sogar bedeckt. In Rom fällt um 8 Uhr trotz der geringen relativen
Feuchte leichter Sprühregen. Auffällig ist, daß von der Nordostseite der Apenninen so wenig Regen gemeldet
wird; es fällt nur in Pescara leichter Sprühregen mit Unterbrechungen. Die Sicht ist vielerorts recht mäßig:
In Rom unterschreitet die Sichtweite 4 km.
In den folgenden drei Stunden, die auch Gaeta starke Windzunahme brachten, frischt es allgemein
weiter auf. Es melden um 11 Uhr: Montecassino Nordnordost böig 10, Ponza östlichen Wind 8; nunmehr
wehen auch in Neapel und an der sardinischen Ostküste Nordostwinde mit Stärke 5. Überall ist es stark be
wölkt, meist bedeckt. Niederschlag meldet aber nur eine Station vom südlichen Korsika. Die Feuchten sind
gering. Die mittelitalienischen Stationen am Tyrrhenischen Meer verzeichnen 30—40% relative Feuchtigkeit.
Um 14 Uhr erreicht auch in Orbetello der Nordostwind Stärke 9. In einer Zone zwischen Korsika und
der nördlichen Adria beobachten sämtliche Stationen Windstärke 8 bis 9. Rom ist noch immer nicht von der
Nordostströmung erfaßt und meldet Südost 2. Niederschlag fällt nunmehr verbreitet an der süditalienischen
Adriaküste. Rom meldet Sprühregen. Außerdem regnet es am Osteingang der Straße von Bonifacio (zwisdien
Korsika und Sardinien). Bei Ustica liegt die Sichtweite noch immer unter 4 km.
Um 17 Uhr haben sich mit Nord 5 auch in Rom (Wetterstation Lido di Roma) die Fallwinde durchgesetzt.
Um 19 Uhr melden Ponza Ost 9, Montecassino Nord 11; Potenza (837 m) und Aquila (720 m) Schnee
fall. Ustica verzeichnet weitere Sichtverschlechterung auf 2 bis 1 km (Sichtziffer 4). Während Sizilien bisher
niederschlagsfrei geblieben ist, kommt es nun am Stromboli zu Regenfall. Anhaltend fällt Regen an den
Nordost-Hängen der Apenninen zwischen Ancona und Brindisi.
In der Nacht zum 11. April sinkt in diesem Gebiet die Sicht unter 4 km, wobei es zumeist aufhört zu
regnen. Im nordöstlichen Teil des Tyrrhenischen Meeres frischt es weiter auf: 2 Uhr nachts: Rom Nord 7,
Neapel Nordost 8, Paola (Calabrien) Ostnordost 9.