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Full text: 61, 1941

K. Schütte : Höhengleichen-Diagramme zur Nautisch-astronomischen Ortsbestimmung 
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Einleitung. 
Auf Anordnung des Oberkommandos der Kriegsmarine wurde von der Deutschen Seewarte, 
Abteilung Nautik und Hydrographie, Ende 1939 ein umfangreiches Werk, welches für alle Breiten von 
75° N bis zunächst 15° S die Höhengleichen 1 gegebener Sternpaare von 10' zu 10’ enthält, in Angriff ge 
nommen. Die Berechnungen, Zeichnungen und Druckarbeiten haben etwas mehr als ein volles Jahr in 
Anspruch genommen; 7 Bände des Werkes von 75° N bis 5° N sind bereits erschienen, und es soll deshalb 
an dieser Stelle vor einem größeren Kreis von Interessenten auf die Entstehung, Bedeutung und praktische 
Handhabung der Höhengleichendiagramme hingewiesen werden. 
Der Hauptzweck und die Hauptbedeutung der Höhengleichendiagramme liegt zweifellos darin, 
daß sie es gestatten, den Schiffsort ohne Berechnung von Höhe und Azimut und ohne Benutzung 
eines Jahrbuches, sowie ohne Zeichnung von Standlinien schnellstens zu bestimmen. Hat keine Ver 
segelung stattgefunden, so liest man direkt aus dem Diagramm die Breite (wie in der Mercatorkarte) 
und die Ortssternzeit 2 ab; die Länge ergibt sich dann durch eine Subtraktion. 
Wenn auch unter günstigen Bedingungen Beobachtungen mit dem gewöhnlichen Sextanten möglich 
sein können, so kann doch das Sternpaar oft nur in der Dunkelheit, wo keine Kimmbeobachtungen mehr 
möglich sind, beobachtet werden. Es ist also ein Libellensextant erforderlich; als bisher am besten ent 
wickeltes Instrument wird der Sold-Libellensextant B 1 angesehen. 
Der Gedanke, fertige Höhengleichen zu konstruieren und zu verwenden, ist nicht neu 3 , doch 
scheint die praktische Ausführung in größerem Umfange nicht verwirklicht zu sein. Der Rechen- und 
Zeichenaufwand für die Herstellung solcher Diagramme ist ganz erheblich. Wenn man z. B. bei W e e m s 
liest (S. 459), daß infolge der Koordinatenänderungen der Fixsterne die Kurven alle sechs Jahre neu 
berechnet und gezeichnet werden müssen, so fragt man sich, ob sich der große Aufwand auch lohnt. 
Bei den von der Deustchen Seewarte herausgegebenen Höhengleichendiagrammen ist daher von 
vornherein dafür Sorge getragen, daß sie nicht nach einigen Jahren unbrauchbar werden. Sie gelten zwar 
zunächst für 1941; mit Hilfe einer einfachen zusätzlichen Beschickung (siehe Nr. 5) ist es jedoch möglich, 
sie erheblich länger, mindestens 50 Jahre lang mit der gleichen Genauigkeit in Gebrauch zu behalten. 
Voii diesem Gesichtspunkt aus dürfte sich der Arbeitsaufwand also sicher gelohnt haben. Außerdem 
enthalten die Bände der Höhengleichendiagramme noch eine Reihe von weiteren Hilfstafeln, wie z. B. 
Azimutdiagramme, Sichtbarkeitsdiagramme usw., die das Werk wesentlich vervollständigen. 
Außer den Mitarbeitern der Deutschen Seewarte haben an den umfangreichen Berechnungen 
Ministerialrat Prof. Dr. A. Wedemeyer, Berlin, und die Sternwarte Hamburg-Bergedorf erheblichen 
Anteil. Die Zeichnungen wurden alle an der Seewarte angefertigt. 
Ein Nachteil der Llöhengleichendiagramme ist, daß sie nicht auf Sonne, Mond und Planeten anwend 
bar sind und daß man gezwungen ist, bestimmte, vorgeschriebene Sternpaare zu beobachten. Wenn 
Sonne, Mond oder Planeten bei Tage beobachtet werden, wird in den meisten Fällen eine so schnelle 
Ortsbestimmung, wie es die Höhengleichen gestatten, auch nicht erforderlich sein, so daß dann die 
Berechnung der Höhenstandlinie nach der F-Tafel genügen wird. Hat man aber des Nachts genügende 
Auswahl an zur Beobachtung geeigneten Fixsternen, so ist auch bisher meist auf Mond und Planeten 
verzichtet worden. 
Der Vorteil der Höhengleichendiagramme aber ist, daß die Kürze der Auswertezeit von der Beob 
achtung bis zur Vorlage des Besteckes wohl kaum unterboten werden kann. Und damit ist der Zweck 
sowie die gestellte Aufgabe erfüllt. 
1 Eine Höhengleiche eines Sternes verbindet auf der Erde alle Punkte, für welche dieser Stern im gleichen 
Augenblick die gleiche Höhe besitzt; auf der Erdkugel sind die Höhengleichen stets Kreise. 
2 Da der Begriff Sternzeit in nautischen Kreisen seit 1925 nicht mehr üblich ist, sei daran erinnert, daß die 
Sternzeit der Stundenwinkel des Widderpunktes ist. 
3 Siehe W e e m s : Air Navigation, Kap. 24. New York u. London 1931. — H. U. Klintsch: Die Höhen 
gleichentafeln von Weems. Marine-Luftflotten-Rundschau. VII (1932), S. 27.
	        
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