Erwin Prager: Der Einfluß einer Flachküste auf Wind und Niedersdilagsfeld
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diese Drehung mit, obgleich das bei seiner westlicheren Lage nicht mehr gut zu erklären ist. Bei
Norderney und Norddeich ist das Ablenken in die Emsmündung mit der Rechtsdrehung zum Herbst
und Winter wieder ganz im Sinne der bisherigen Ergebnisse. Leider liegt zwischen Norddeich und
Friedrich-Schleuse keine weitere Station. Bei Nesserland bestätigt das Linksdrehen das Einbiegen
der Strömung in den Knick des Flußlaufes an der Mündung in den Dollart. Die Divergenz vor dem
Elbe-Weserland wird im Rechtsdrehen bei Neuwerk deutlich. Sehr klar zeigen das starke Links,
und das ebenfalls starke Rechtsdrehen von Brunsbüttelkoog bezw. Glückstadt, wie mit zunehmender
Windgeschwindigkeit die Strömung auf den Flußlauf einspielt. Auch das Einhiegen in die Eider
mündung kommt in starker Linksdrehung bei Süderhöft zum Ausdruck. Dasselbe gilt sinngemäß
für die Rechtsdrehung bei Schleimünde und Marienleuchte. Daß auch Amrumbank undAußeneider
Feuerschiff, die in der freien Strömung über See liegen, eine Rechtsdrehung zeigen, mag ebenso
wie bei Friedrich-Schleuse darauf zurückzuführen sein, daß die allgemeine Strömung im Herbst
und Winter überhaupt etwas nördlicher einfällt als im Frühling und Sommer. Eine entsprechende
Behandlung der Karten für die ablandige Richtung lohnt die ausführliche Besprechung nicht. Hier
sind alle Richtungen im Herbst und Winter gegen Frühling und Sommer rechtsgedreht.
IV. Bewölkung
Am Beginn der Arbeit wurde gesagt, daß der ganze Arbeitsgang für diese Untersuchung sich
nicht nur auf Niederschlagshäufigkeit und Wind, sondern auch auf die Bedeckung mit Wolken
erstreckte. Dieser Teil der Untersuchung, der der Ordnung halber erwähnt werden soll, ist negativ
ausgefallen. Die Gründe dafür sind mannigfaltig. Der Hauptgrund ist wohl, daß das verarbeitete
Material nicht gestattet, zwischen hohen und tiefen Wolken zu unterscheiden. Die hohen Wolken
gehen also als völlig unkontrollierbares Moment in die Untersuchung ein, obgleich sie mit der
Reibung nichts zu tun haben. Der Großteil der übrigen Gründe wurde schon in der Einleitung der
Arbeit bei der allgemeinen Kritik des Materials aufgeführt: Die geringere Zuverlässigkeit der Be
obachtungen, die Größe des persönlichen Fehlers, die Unterschiedlichkeit der Angaben der Bewöl
kung nach Vierteln und Zehnteln, endlich das Fehlen vieler Beobachtungen, deren Ergänzung auf
Grund der Wetterlage ein unsicherer Notbehelf ist. Bei der tabellarischen Betrachtung sind die
Unterschiede zu gering und auch zu widersprechend, um irgendwelche Schlüsse ziehen zu können.
Die Kartenbilder sind nicht aufschlußreicher. Auch hier ist alles verschwommen und undeutlich.
In wenigen Fällen zeigt sich allerdings das Reibungsbild für die Flußmündungen. Diese Fälle sind
in den Schnitten festgehalten, die zu der Betrachtung des Windes, der Windgeschwindigkeit und
der Niederschlagshäufigkeit nun auch die Bewölkungszahl in Beziehung setzen. In diesen wenigen
Fällen ist die Korrelation der drei Elemente überzeugend, Niederschlagshäufigkeit und Bewölkung
bewegen sich gleichsinnig, die Windgeschwindigkeit gegenläufig. Aus diesen wenigen gelungenen
Vergleichen darf man immerhin den einen Schluß ziehen, daß auch die Bedeckung mit tiefen
Wolken den gleichen Regeln folgt, die für Niederschlagshäufigkeit und Wind im Laufe dieser Unter
suchung abgeleitet wurden. Unterschiede gegenüber der Niederschlagshäufigkeit werden natürlich
auch reell sein, denn ein Maximum an Sommerschauern beispielsweise braucht keinesfalls einem
Maximum an Bedeckung zu entsprechen. Es kann also sehr wohl Serien von Niederschlagstagen
geben, an denen die Bedeckung niemals 10 /l0 erreicht. Andererseits kann es in der kalten Jahreszeit
Serien von Hochnebeltagen geben, an denen die Bedeckung niemals unter ‘%° sinkt und trotzdem
kein Niederschlag fällt. Wie weit nun das eine oder andere zutrifft ist über die wenigen positiven
Schnitte hinaus nicht abzuschätzen.
Damit ist die praktische Auswertung des bearbeiteten Materials abgeschlossen und es bleibt
nur noch Raum für eine zusammenfassende Betrachtung der erzielten Ergebnisse.