Erwin Prager: Der Einfluß einer Flachküste auf Wind und Niederschlagsfeld
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auch die Geschwindigkeitsdifferenz des Windes zwischen Land und Küste im Herbst und Winter
größer als im Frühling und Sommer ist, auch die Differenz der Niederschlagshäuiigkeit zwischen
Land und Küste im Herbst und Winter größer sein müßte als im Frühling und Sommer. Wie sich
bei der Diskussion des Niederschlages an der entsprechenden Tabelle gezeigt hat, ist das Gegenteil
der Fall: Die Differenz ist im Herbst und Winter kleiner als im Frühling und Sommer, sowohl in
den Tabellen der hier behandelten auflandigen Strömung (Tabelle 8), als auch in den allgemeine
ren, die die Verhältnisse ohne Aufteilung in Richtungen wiedergeben (Tabellen 1 und 3). Das war
erklärt worden mit der thermischen Wirkung, die sich im Frühling und Sommer zur Reibungs
wirkung addiert, im Herbst und Winter aber subtrahiert. Es ist nun die Frage wie man sich diese
thermische Wirkung in Bezug auf Wind und Windrichtung denken soll. Man könnte sich vor
stellen, daß die Wärmeverleilung im Frühling und Sommer, wo das Land warm und die See kühl
ist, über dem Kontinent tiefen, über See hohen Druck erzeugt, woraus eine Strömung von See zu
Land resultieren würde, die die vorhandene allgemeine Strömung verstärkt. Im Herbst und Winter
kehren sich diese Verhältnisse um und es resultiert eine Strömung von Land zu See, die diese auf
landige vorhandene Strömung schwächen müßte. Aus dieser Druckverteilung folgt über Land im
Frühling und Sommer Neigung zu auf steigenden Luftströmungen, die die Niederschlagswürkung
der bremsenden Reibung, die ja auch Neigung zu aufsteigenden Strömen erzeugen muß, verstärkt.
Man darf in diesem Zusammenhang nicht etwa an den europäischen Monsun denken, es steht hier
nur die Auswirkung der Küstenlinie auf ihre nähere Umgebung zur Diskussion, also in thermischer
Beziehung etwa ein Land- und Seewind jahreszeitlich betrachtet. Wenn diese Vorgänge nun im
stande sind, ein Druckgefälle zu erzeugen, das sich dem Vorhandenen überlagert, und es verstärkt
oder schwächt, so tritt es in den Tabellen des Windfeldes nicht in Erscheinung. Die thermische
Wirkung tritt strömungsmäßig hinter der Reibungswirkung zurück, sie tritt aber bei der Nieder
schlagshäufigkeit deutlich in Erscheinung durch die Labilisierung oder Stabilisierung der heran
geführten Luftmassen.
Die Tabelle 14, bei der die neun Stationen an Flußmündungen und Buchten der Küste zu
geordnet sind, zeigt, daß in beiden Jahreszeiten die Reibungswirkung deutlicher ist. Die Differenz
zwischen Küste und Land ist sowohl nach Richtung wie nach Geschwindigkeit größer geworden,
und zwar sowohl im Herbst und Winter als auch im Frühling und Sommer, d.h. die neun Stationen
verhalten sich wie Küstenstationen. Um das unabhängig von der nicht so sehr anschaulichen Dif
ferenzrechnung überblicken zu können, braucht man die Mittelwerte der neun Stationen, die her
ausgehoben sind, nur in Vergleich zu setzen zu den unbestrittenen Küsten- bzw. Landstationen,
d.h. zu den Küstenstationen der Tabelle 13 und den Landstationen der Tabelle 14.
Tabelle 15
Über alle Jahreszeiten
F + S
H+W
Stationen
Küste
— 3,99
320°
+ 4,66
6,05
— 3,78
318°
+ 4,31
5,73
— 4,17
320°
+ 4,98
6,50
37
Land
— 3,00
297°
+ 1,53
3,37
— 2,94
299°
+ 1,65
3,37
— 3,05
295°
+ 1,41
3,36
15
Mittel der 9 Stationen
— 3,64
313°
+ 3,36
4,95
— 3,52
314°
+ 3,43
4,91
— 3,74
312°
+ 3,33
5,01
9
Differenz zu Küste
7°
1,10
4°
0,82
8°
1,49
Differenz zu Land
16°
1,58
15°
1,54
17°
1,65