Werner Reichelt: Die ozeanograph. Verhältnisse bis zur warmen Zwischenschicht an der antarkt. Eisgrenze 27
5. DIE KERNSCHICHTEN DER NIEDRIGSTEN UND HÖCHSTEN TEMPERATUR.
Um die oben geschilderten Verhältnisse deutlicher zu erfassen, sind die Kernschichten unabhängig von der
Tiefenlage dargestellt worden. Als Leitelement wurde hierfür die Temperatur genommen, da sie das schärfste
Charakteristikum in den antarktischen Wassermassen darstellt. Die Unterschiede im Salzgehalt sind so gering,
daß eine Abgrenzung von Wassermassen mit seiner Hilfe nicht möglich ist. Es wurden also aus den für die
Aufbereitung des Materials in großem Maßstabe gezeichneten Vertikalkurven das Temperaturminimum und
Maximum nebst ihrer Tiefenlage abgegriffen. Das Temperaturminimum stellt somit den Kern des Winter
wassers nach Mosby dar, und das Temperaturmaximum den Kern der warmen Zwischenschicht. Gleichzeitig
wurden die entsprechenden Werte aus den gleichen Tiefen für Salzgehalt und Sauerstoffgehalt entnommen. Die
Werte sind in der Tabelle C im Anschluß an die Standardtiefen zusammengestellt; die Abbildungen 45 bis 47
stellen nun die Lage in der t/min-Schicht und die Abbildungen 48 bis 50 die Lage in der t/max-Schicht dar.
Die Tiefenlage der einzelnen t/min-Werte ist in Abbildung 45 in Zahlen angegeben. Sie schwankt um
die 100 m Tiefe; die Temperaturverteilung gibt also in großen Zügen die schon beschriebene der 100 m Tiefe
auf Abbildung 40 a wieder. In der Salzgehaltsverteilung tritt jedoch die zungenförmige Unterteilung deutlicher
hervor. In das Kerngebiet der höchsten Temperatur ragt eine Zunge höheren Salzgehalts bis zu 34,3 °/oo hin
ein, während die Ränder ein Abnahme des Salzgehalts aufweisen. Hierzu können wir die Dichtekarte der 100 m
Tiefe (Abb. 42 a) zur Hilfe nehmen. In dem behandelten Gebiet erkennen wir zwei kleine Wirbel, die in ent
gegengesetztem Uhrzeigersinn umkreist werden. Diesen Hauptbewegungsrichtungen entspricht die Lage der
Salzgehaltszungen. Auch die Verteilung des Sauerstoffs deckt sich damit. Ein sauerstoffarmer Kern mit 70 %
fällt mit dem Kern höherer Temperatur und mit der Zunge von 34,3 % 0 Salzgehalt zusammen. Die Rand
gebiete werden von Kernen mit 95 % Sauerstoffgehalt gebildet, die mit der Lage der Wirbel zusammenfallen.
In diesen werden entsprechend der Umdrehung Wassermassen in die Tiefe gedrückt, die höheren Sauerstoff-
gehalt mit sich führen. Die Herabsetzung des Sauerstoffs in dem Bereich der höheren Temperaturen in der
Schicht des Winterwassers ist offensichtlich durch Vermischung mit warmem, sauerstoffarmem Tiefenwasser ver
ursacht, das hier im Bereich des kräftigen Wärmevorstoßes in der warmen Zwischensdiicht die Masse des
kalten Winterwassers von unten her abgebaut hat. Im östlichen Teil unseres Beobachtungsgebietes sind die
Verhältnisse weniger unruhig entsprechend dem Isothermenverlauf. Der Salzgehalt zeigt eine Zunahme von
Norden nach Süden dem Bereich der niedrigsten Temperaturen zu. Umgekehrt erfolgt im Sauerstoff eine Ab
nahme von Nord nach Süd, da nach Süden die geschlossene Eiszone angrenzt, unter der das Wasser weniger
stark mit Sauerstoff gesättigt ist.
Gleicherweise verdeutlicht die Darstellung der t/max-Schicht die Vorgänge in der warmen Zwischenschicht
ganz erheblich. In dem Schnittpunkt von 22 0 W und 60" S befindet sich die bekannte Warmwasseransamm
lung, die von Nordwesten nach Südosten bogenförmig vorstößt. Die Dichtekarten von 200 bis 400 m lassen
die Bewegungsvorgänge erkennen; der Isodensenverlauf zeigt erst eine südliche Bewegung an, die dann nach
Nordosten umbiegt. Als Resultierende kann man sich hieraus eine Bewegung der warmen Wassermassen nord
west-südöstlich denken, die dann langsam nach Norden umbiegt. Der Salzgehalt zeigt nur schwache Auslap
pungen der Isohaiinen, da die Gegensätze in der Salzgehaltsverteilung nur sehr gering sind. Im Sauerstoffgehalt
ergibt sich dasselbe Bild wie in der Temperaturverteilung. Das Gebiet des geringsten Sauerstoffgehaltes deckt
sich vollkommen mit dem Gebiet der höchsten Temperatur, entsprechend der Vorstellung von der Sauerstoff
armut der warmen Kernschicht. Auffällig ist, daß in der t/max-Darstellung die Kerne hohen Sauerstoffgehalts,
die den sauerstoffarmen Kern einschlossen und auf allen Horizontalkarten auftraten, nicht mehr in Erschei
nung treten. Sie waren also nur durch die verschiedene Tiefenlage der t/max-Schicht bedingt und wurden im ein
zelnen, wie oben erwähnt, durch die beiden Teilwirbel der Dichteverteilung in 100 bis 150 m (Abb. 42 a, b)
verursacht, die in ihrem Kern die Wasserschichten höheren Sauerstoffgehalts nach unten ausbiegen lassen. Die
Tiefenlage der t/max-Schicht in den einzelnen Serien ist auf Abbildung 48 zahlenmäßig angegeben. Die Tiefen
angaben schwanken sehr stark und geben kein klares Bild, daher ist auch von einer Darstellung durch Isohypsen
abgesehen worden. Bei der geringen vertikalen Veränderung in diesem Gebiet kann die Lage der t/max-Werte
von den geringsten Veränderungen beeinflußt werden und schwankt dann gleich vertikal in großem Ausmaße.
Auf Abbildung 52 ist die Tiefenlage der t/max-Werte angegeben; trotz der starken Streuung der Einzelwerte
läßt sich aber doch eine Anordnung im Sinne der eingezeichneten gestrichelten Linie erkennen. Bei den Werten
um 0,5 0 nimmt die Tiefenlage erheblich bis 600 m zu, da in deren Bereich die schwach ausgcbildcte warme