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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 61. Band Nr. 5
Längsschnitt kein Gegenstück konstruieren. Doch zeigen die Serienmessungen anderer Expeditionen und auch
unsere Horizontalkarten, daß sich nach Süden das zentrale Gebiet der warmen Zwischenschicht im Weddell-
Meer anschließt, das Temperaturen von 0,4 0 bis 0,6 4 * * * * 9 und einen Salzgehalt von durchschnittlich 84,68 %o auf
weist. Und zwar erfolgt der Übergang sehr sprunghaft, wie aus den Schnitten „b“ und „c" hervorgeht. Im
Schnitt „b“ erfolgt dieser Sprung zwischen den Serien 36 und 37 in allen hydrographischen Elementen erkenn
bar (Abb. 37); in Schnitt „c" liegt der Sprung zwischen den engabständigen Serien 47 und 46 ebenfalls in allen
Elementen scharf ausgeprägt. Wir haben hier dieselbe Diskontinuität in der warmen Zwischenschicht vor uns
liegen, die wir bereits bei den Seriengruppen erwähnt haben, und die sich nach unseren Horizontalkarten längs
unserer Beobachtungszone von 6 0 bis 25 0 W hinzieht. Südlich des Südantillen-Bogens ist sie nicht an
getroffen worden.
Ähnliche Verhältnisse wie im westlichen Teil des Schnittes „a“ treffen wir auch im westlichsten Beobach
tungsgebiet bei der Joinville-Insel (Karte 1, Abschnitt „D"). Wir befinden uns hier bereits auf der Flachsee
des Grahamlandes und die Serien liegen hier auf einem von West nach Ost geneigten Abhang (Karte 6 und 7).
Es sind zwei kleine Schnitte W bis E und N bis S angelegt worden (Abb. 38, 39). Die warme Zwischenschicht
ist nur noch ganz schwach angedeutet und flößt von SE her mit einer höchsten Temperatur von 0,51 0 und
34,34 °/oo Salzgehalt vor (Schnitt „da“). Der Sauerstoffgehalt sinkt in der warmen Zwischenschicht bis auf
55 %l Die OMsotherme dringt in Richtung auf das Land nur bis zur 700 m Isohypse vor, über den flacheren
Meeresteilen ist die ganze Wassersäule unter 0 0 temperiert. Die Oberschicht ist an manchen Stellen bis zu
100 m isotherm und isohalin, zur Küste hin kälter werdend. Der Umstand, daß hier am Ende des Sommers
und in einem so eisarmen Jahr die ganze Wassermasse bis zum Boden noch sehr kalt und verhältnismäßig salz
reich ist, macht es wahrscheinlich, daß auch hier wie auf der Flachsee im inneren Weddell-Meer und in der
Bransfieldstraße im Winter eine durchgehende Konvektion bis zum Boden in Verbindung mit Abkühlung und
Salzanreicherung stattfindet. Da hier keine absdiließende Schwelle vorgelagert ist, kann das kalte Wasser in die
tiefen Teile des Weddell-Meeres abfließen und zur Bildung des Tiefenwassers beitragen, zumal dieses Gebiet
mit zu den kältesten Teilen des Weddell-Meeres gehört und die längste Zeit des Jahres über mit Eis bedeckt ist.
Einige Serienmessungen der schwedischen Südpolar-Expcdition (Nordenskjöld 1920) südlich von unserem
Gebiet zeigen dieselben Verhältnisse. Die warme Zwischenschicht ist auch hier schwach ausgebildet und zeigt
Temperaturen um 0,3 °. Wir haben es hier wie in unserem Schnitt „d“ mit den letzten Ausläufern der warmen
Zwischenschicht zu tun, gebildet aus Wassermassen, die längs der antarktischen Küste das innere Weddell-Meer
umkreist haben, bereits stark abgekühlt sind, und, wie früher geschildert, mit zur Bildung des Tiefenwassers
beitragen. Ebenso wie im westlichen Teil des Sdinittes „a" macht sich im Schnitt „d“ der Einfluß des Süd
antillen-Bogens bemerkbar, der in der Tiefe der warmen Zwischenschicht eine Zufuhr wärmeren Wassers aus
Norden abriegelt, worauf wir noch später zurückkommen werden.
4. DIE HORIZONTALE VERTEILUNG IN 100, 150, 200, 300, 400 UND 500 m TIEFE.
Bei so engabständigen Serien, die sich über eine größere Zeitspanne erstrecken, besteht die Gefahr, daß
die zeitlichen Änderungen die regionalen in den Horizontalkarten überdecken. Wie früher ausgeführt, reicht
der stärkste jahreszeitliche Gang bis zu 100 m Tiefe, darunter klingt er schnell ab. Wir haben daher Horizontal
karten erst ab 100 m dargestellt; auch hier haben wir noch eine Störung, die wir bereits oben behandelt haben,
durch alle Tiefen reichend, zwischen Serie 16 und 24 auf 8 0 W. Hier ist die Linienführung mit Vorbehalt zu
betrachten; im übrigen schreitet aber die Entwicklung im Beobachtungsraum von Ost nach West fort, und
Überschneidungen erfolgen nur in kleinen Zeiträumen, so daß keine weiteren Störungen auftreten.
Die Beobachtungen sind entsprechend der Bewegungsrichtung der Fangflotte von Ost nach West an
geordnet (Karte 8 b). Es ist kein Zufall, daß in großen Zügen auch die Isolinien einen hauptsächlich ost-west
lichen Verlauf aufweisen, wobei sie nach West fortschreitend nach Süden ausweichen. Dieser Verlauf mag im
Zusammenhang damit stehen, daß die Fangflotte dem Verlauf der Eisgrenze folgte, der wiederum mit dem
hydrographischen Zutand der oberen Wasserschichten in wechselseitigem Einfluß stehen dürfte. Aber auch in
der warmen Zwischenschicht haben wir dieselbe Richtung im Zuge der Isolinien, und wie wir aus den Vertikal
schnitten gesehen haben, tritt an verschiedenen Stellen ein Sprung in den hydrographischen Elementen der
warmen Zwischenschicht auf, der sich anscheinend durch das ganze Beobachtungsgebiet hinzieht. Darauf deutet