Werner Rcichelt: Die ozeanograph. Verhältnisse bis zur warmen Zwischenschicht an der antarkt. Eisgrenze 13
nur dem zugehörigen Zeitraum entspricht. Die Eisgrenze liegt also in der fortgeschrittenen Jahreszeit
(Januar bis März) unserer Beobachtungen sehr weit südlich, während sie im 'Winter die Südsandwidi-Inseln ein
schließt, also bis 55 0 S, stellenweise noch nördlicher reicht, da wo die Bouvet-Insel und Südgeorgien im Winter
meist von Treibeis blockiert sind. Nach dem Verlassen von Südgeorgien berührte die Walkocherei „Jan
Wellern“ bereits einmal die Eisgrenze am 6. November bei rund 57 0 S und 20 ® W, also in einer Breite, in
der auch im Abschnitt „A“ die Eisgrenze festgestellt wurde. Bereits Mitte Januar wurde auf derselben
Länge von 20 0 W die Eisgrenze erst in 62 0 S angetroffen, also rund 5 0 südlicher. Auch die Eisfelder, die an
fangs bei 57 0 S sehr dicht und zahlreich waren, hatten abgenommen; im Abschnitt „B“ wurde sehr viel eis
freies Wasser bzw. nur Eisberge angetroffen. Die ungeheure Eismasse zwischen 57 0 und 62 0 S ist in den
anderthalb Monaten abgeschmolzen oder fortgetriftet, ohne durch Nachschub ersetzt zu werden.
Nach Ansicht der Walfänger war das Jahr 1936/37 ein eisarmes Jahr. Die
Anschauung wird durch die Tatsache unterstützt, daß weit südlich der Südsandwidi-Inseln in diesem Jahr eis
freies Wasser angetroffen wurde, und diese selber zugänglich waren, während sie sonst von Treibeis stark
blockiert sind, so daß sie nur selten gesichtet und betreten werden konnten. Auch die norwegischen Karten der
Walfangplätze (Hjort 1931) zeigen, daß nicht in allen Jahren so weit südlich der Orkney-Inseln Walfang
betrieben wird, wie es in diesem Jahr außer der unsrigen auch mehrere norwegische Expeditionen taten.
Die Eisberge.
Ohne sichtbaren Zusammenhang mit dem Scholleneis traten regellos verteilt die Eisberge auf, teils im freien
Wasser, teils innerhalb der Eisfelder und der Eisgrenze, wo sie sich offensichtlich in anderer Richtung als
das Scholleneis bewegten, ja geradezu die Scholleneisdecke durchpflügten. Sie wurden zu den Beobachtungs
terminen gezählt, und traten vereinzelt oder in Gruppen bis zu 50 Eisbergen im Gesichtskreis auf. Die Formen
wechselten von scharfkantigen, kastenartigen Tafelbergen über Tafelberge mit Grottenbildung und Zerklüf
tungen bis zu einigen 10 m großen Eisbergtrümmern oder Resten. Durchschnittlich zeigten die Berge eine Höhe
von 30 bis 50 Metern und eine Länge von einigen 100 Metern. Der größte beobachtete Tafelberg wurde auf
3000 m Länge und 50 m Höhe geschätzt. Die Tafelberge machten in der Struktur meist einen lockeren Ein
druck und zeigten starke Grottenbildung an der Wasserlinie. Beim Einsturz eines Eisberges sackte die Eismasse
wie Schnee zusammen und trieb dann in Form kleinster Eisbrocken im "Wasser. Einen festeren Eindruck
machten die blau bis grün schimmernden Eisberge, die auch stark abgeschmolzcn und zu den verschiedensten
Formen abgerundet waren (v. D r y g a 1 s k i 1906). Ein großer Prozentteil der Eisberge war teilweise dunkel
grün bis schwarz gefärbt, wobei die Trennung zwischen gefärbtem und ungefärbtem Teil messerscharf war.
Diese Art von gefärbten Eisbergen trat in zunehmendem Maße im westlichen Teil des Weddell-Meeres auf, be
sonders im Abschnitt „D“ (s. S. 15), während die Tafelberge im östlichen Teil überwogen.
b. Temperatur, Salzgehalt und Phosphat im Abschnitt „A“ und „B“.
Die Schmelzwasser der oben geschilderten Eismassen werden sich natürlich in der Temperatur- und Salz
gehaltsverteilung bemerkbar machen. Auf Abbildung 3 liegen die niedrigsten Temperaturen vor der Eisgrenze
im westlichen Teil, und der Salzgehalt nimmt mit zunehmender Abschmelzung von Süden nach Norden hin
ab. Nur zwischen 6° bis 8° West ist ein wärmeres und salzärmeres Gebiet eingelagert, das auf eine frühere
Abschmelzperiode hindeutet, die anscheinend durch einen neuen Vorstoß der Eisgrenze überdeckt ist; doch ist
hier die Lage der Eisgrenze ungewiß. In dem betrachteten Gebiet schwanken die Temperaturen zwischen
—1,8 0 und —0,4 0 und der Salzgehalt zwischen 34,08 und 33,68 °/oo- Wie wir weiterhin sehen werden, wird
die Spanne mit dem Fortsdireiten der Jahreszeit bedeutend größer und der Gegensatz auf gleichem Raum ent
sprechend krasser. Schon im gleichen Abschnitt (Abb. 7 und 8) ist die Spanne der Extremwerte nach rund
einem Monat auf —1,6 0 und 0,35 0 sowie auf 33,86 und 33,16 °/oo Salzgehalt gestiegen. Die niedrigsten Tem
peraturen konzentrieren sich in den großen Eisbuchten auf 14 u W 58 0 S und 7 0 W 58 0 S, wo gleichzeitig
die niedrigsten Salzgehaltswerte auftreten.
Ein ganz anderes Bild ergibt sich im Abschnitt „B“, der bereits 3 Breitengrade südlicher liegt (Karte 4
und 5). Die Eisgrenze ist, soweit sie im ersten Zeitraum vom 7. Jan. bis 4. Febr. (Abb. 10) unmittelbar be