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Full text: 61, 1941

Werner Rcichelr: Die ozeanograph. Verhältnisse bis zur warmen Zwischenschicht an der antarkt. Eisgrenze 
O 
Die erste deutsche Walfangexpedition — Ozeanographische Aufgaben. 
Als sich Deutschland im Jahre 1936 in den internationalen Walfang in der Antarktis einschaltete, wurde 
auch sogleich an eine wissenschaftliche Beteiligung gedacht, die in diesen Gebieten an eine alte Tradition 
deutscher Forschung anknüpfen konnte. Wie später auch andere Walfangreedereien stellte zunächst im Jahre 
1936 die „Erste Deutsche Walfanggesellschaft" großzügigerweise Arbeitsplätze für einen Biologen und Ozeano- 
graphen an Bord der Walkocherei „Jan Wellern“ zur Verfügung. Der Reederei sowie der Schiffsführung sei 
an dieser Stelle für weitgehende Unterstützung Dank ausgesprochen. Weiterhin wurde die Teilnahme des Ver 
fassers an der Expedition mit Unterstützung der Hansischen Universität und der Deutschen Seewarte zu 
Hamburg ermöglicht, die die Instrumentenausrüstung zur Verfügung stellte. 
Aufgabe des Verfassers war es, neben meteorologischen Beobachtungen auf Aus- und Heimreise und An 
leitung der Schiffsoffiziere hierzu, vor allem möglichst umfangreiche ozeanographische Beobachtungen im 
Fanggebiet an der antarktischen Eisgrenze anzustellen wie Eisbeobachtungen, Temperatur der Luft und der 
Wasseroberfläche und hydrographische Serien nach Gelegenheit. Hierbei war cs von vornherein klar, daß diese 
Fahrt nur als ein erster Versuch gelten konnte, ob ein einzelner Ozeanograph ohne jede Hilfe ein gewisses 
Ausmaß an Aufgaben bewältigen konnte. Das war bei einem so unruhigen und von ununterbrochener Arbeit 
pulsierendem Unternehmen, wie es eine Walfangexpedition darstellt, durchaus nicht vorher abzuschätzen. Zum 
Verständnis für die Lücken und Mängel im ozeanographischen Material sei lpjrz die äußere Arbeitsweise der 
Expedition und die sich daraus ergebenden Schwierigkeiten geschildert. Die Walfangflotte bestand aus dem 
15 000 Tonnen großen Walfangmutterschiff „Jan Wellern" und sechs Fangdampfern „Treff I—VI“. Nach An 
kunft im Fanggebiet bewegte sich die Flotte an der Treibeiszone entlang, bis sie auf Walfangfelder stieß, und 
die Fangdampfer die Jagd aufnehmen konnten. Erlegte Wale wurden von den Fangdampfern zur Kocherei 
gebracht, oder das Mutterschiff fuhr der Fangdampferflotte nach, was oft mehrere Stunden Fahrt in Anspruch 
nahm. Mit Hilfe einer schiefen Ebene, der Aufschleppe, die im Fleck des Schiffes eingebaut war, wurde der Wal 
an Deck gehievt. Natürlich nimmt ein 20 bis 30 Meter langes und 100 Tonnen schweres Tier das ganze Deck 
ein, zumal wenn es zerlegt ist, und bei gutem Fang riesige Fleischberge verarbeitet werden müssen. Platz für 
andere Arbeiten bleibt nur auf dem äußersten Bootsdeck. Aber auch hierhin dringt das Walfett und Blut, das 
langsam aber sicher das ganze Schiff überzieht. Auch Lotmaschine und Stahllitze müssen ständig gut unter Fett 
gehalten werden, da sie sonst bei monatelanger Beanspruchung und ständiger Feuchtigkeit verrotten. Natürlich 
ist es sdawer einen erfolgreichen Kampf gegen Fett und Schmutz zu führen, wenn man die Masdiine bedienen, 
Wasserschöpfer am Draht befestigen, Thermometer aus wechseln, Wasserproben sauber abfüllen und Protokoll 
führen muß, alles in einem Arbeitsgang und einer Person. Dazu kam noch häufig Dunkelheit und Schneetreiben 
auf dem ungeschützten Bootsdeck und die Gefahr des Einfrierens der Wasserschöpfer, so daß sdinelles Arbeiten 
Vorbedingung war; infolge der geschilderten Hindernisse dauerte jedoch eine vollständige Serie mehrere Stun 
den. Einige Schwierigkeiten verursachten auch große Eisschollen oder zentnerschwere Eingeweide der Wale, 
die bei der Verarbeitung über Bord geworfen wurden und sich wie Polypen um den Draht legten. Sie brachten 
ständig die Gefahr des Abreißens einer Schöpferreihe mit sich, und nur geschicktes Manövrieren mit der Lot 
maschine konnte den Draht von dem Hindernis befreien. Diesen äußeren Vorbedingungen mußten sich also 
die hydrographischen Arbeiten anpassen, und ein programmäßiges Arbeiten war oft unmöglich. 
A. Gewinnung und Verarbeitung des Beobachtungsmaterials. 
1. DIE HYDROGRAPHISCHEN ARBEITEN. 
Der Natur des Unternehmens entsprechend, das auf ununterbrochene Arbeit eingestellt war, mußte eine 
Rücksichtnahme auf die hydrographischen Arbeiten von selbst unterbleiben. Daraus erklärt sich das voll 
kommene Fehlen eines Systems in der Anlage der hydrographischen Beobachtungen. Aufgabe des Verfassers 
war cs, bei jeder sich bietenden Gelegenheit Serienbeobachtungen durchzuführen. Dabei konnte keine Rück
	        
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