Helm u th Geißler: Die deutschen Hochseepcgel.
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Nach vorstehendem kann die Fehlerformel folgendermaßen geschrieben werden:
9.)
dW N = dp + d
PaQ
LTmsh. T №n .]
1
4
dT
Pao
1'
dd - dL.
In diesem Ausdruck soll zunächst der Wert von dL betrachtet werden. Der Luftdruck an der
Pegelauslegestelle kann nicht direkt gemessen werden, da auf der Pegelboje kein Barograph
aufgestellt werden kann. Er muß den Wetterkarten entnommen werden, und die örtliche
Interpolation auf den Karten und die zeitliche zwischen ihnen bedingt einen Fehler, der um so
größer wird, je kleiner die Stationsdichte der Wetterkarten in der Umgebung der Anlege
stelle und die Anzahl der pro Tag gezeidmeten Karten ist. Ob dieser Fehler aber in der Fehler
formel berücksichtigt werden soll oder nicht, hängt von der gestellten Aufgabe, ob mit den
Pegelmessungen allein die durch die Gezeiten bedingten, oder nur die meteorologisch be
dingten Wasserstandsänderungen, oder beide erfaßt werden sollen, und von der ungeklärten
Frage ab, wieweit überhaupt der Meeresspiegel auf Luftdruckschwankungen reagiert. Dies
wird je nach der Schnelligkeit der Luftdruckänderung verschieden sein. Bei einem schnell
wandernden Minimum mag vielleicht der Meeresspiegel trotz seines praktisch unendlich großen
Querschnitts auf die Druckänderungen weniger ansprechen; bei der Ausbildung eines statio
nären Hochdruckgebiets wird sich aber eine der Drucksteigerung entsprechende „Delle" in der
Meeresoberfläche ausbilden können. Praktische Untersuchungen werden dadurch erschwert,
daß die durch Druckänderung erzeugten Schwankungen von den auf Windwirkung zurückzu
führenden nicht ohne weiteres getrennt werden können.
Wird angenommen, daß die Höhenlage des Meeresspiegels von den Luftdruckschwankun
gen unabhängig ist, so ist die Pegelformel stets in der Form anzuwenden, in der sie entwickelt
ist, also
3.) W N = p+-T + d-L,
1 0
und der Fehler von L geht in seiner ganzen Größe als Fehler für Ws ein. Legt man aber die
Annahme zugrunde, daß eine Reaktion der Lage der Meeresoberfläche auf Luftdruckschwan
kungen vollständig und ohne Phasenverschiebung erfolgt, und sollen die Pegelauslegungen
dazu dienen, die durch die Gezeiten bedingten rein periodischen Wasserstandsschwankungen
zu Zwecken der Vorausberechnung zu bestimmen, so sind Änderungen im Wasserstand infolge
von Luftdruckschwankungen und Windstau dabei störende Erscheinungen. Während man die
Windeinflüsse gesondert eliminieren muß, kann man — bei der obigen Annahme einer voll
ständigen Reaktion des Wasserspiegels auf den Luftdruck ohne Nachhinken — die uner
wünschten Einflüsse des Luftdrucks dadurch aus der Rechnung herausbringen, daß man dessen
Schwankungen überhaupt nicht berücksichtigt. Man sieht also den Luftdruck als konstant an
und ersetzt seine Änderungen gedanklich durch entsprechend hohe Wassersäulen, die als
Korrekturglieder den Wasserspiegel in die Lage bringen, die er bei konstantem Luftdruck
eingenommen hätte. Die so verbesserten Wasserstände enthalten dann außer dem Windstau
nur noch den rein periodischen Gezeiteneinflufi, auf den es ankommt. Die Formel lautet dabei
W N = p + . T + d — 1033.
T 0
Die Frage, ob durch die Luftdrudeschwankungen solche der Meeresoberfläche eintreten, durch
direkte Messungen zu lösen, dürfte, wie gesagt, nicht leidet sein. Man könnte es mit Hochsee
pegelmessungen in großer Küstenferne versuchen, um Windstau Wirkungen zu vermeiden. Es
müßte dann aber an der Pegelstelle während der ganzen Messungszeit der Luftdruck registriert
werden, die Gezeitenverhältnisse müßten genau bekannt sein und das Meer darf dort natürlich
auch nidit tiqfer sein, als Pegel heute ausgelegt werden können. In der Ostsee könnte ein