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Aus dem Archiv der Deutschen Seekarte und des Marineobservatoriums, 61. Band, Nr. 4
14 15. Dez.1932
0 h Q h
Koivisto
Ham in a
Helsinki
Tallinn
Hangö
Domesnäs
Libau
Landsort
Ystad
Kungshoims-
forf
Gjedser
Warnemünde
Marienleuchte
Stolp münde
Piiiau
Fredericio
Korsor
Kopenhagen
Die Phasenbeziehungen lassen eindeutig eine
einknotige Schwingung des Systems Ostsee — Fin
nischer Meerbusen erkennen, mit einer Lage der
Knotenlinie etwa auf der Verbindungslinie Libau-
Stockholm. Landsort scheint noch etwas südlich
der Knotenlinie zu liegen. Wir werden später
aber auch Schwingungsfälle finden, bei denen die
Knotenlinie ein wenig nach Süden verschoben ist,
so daß Landsort genau auf der Knotenlinie oder
sogar etwas nördlich davon zu liegen kommt.
Wir können nicht erwarten, daß die Lage der
Knotenlinie für jede Schwingung unverrückbar
festliegt. Kleinere Verschiebungen, selbst während
des Schwingungsvorganges, sind durchaus mög
lich. Eine so große Wassermasse, wie die der
Ostsee, in einem so unregelmäßig geformten
Becken, kann sddießlich nicht wie eine „ab
gestimmte Saite“ schwingen. Auch wenn bei den
Schwingungskurven einzelner Stationen kleinere
Verschiebungen korrespondierender Phasen beob
achtet werden, braucht man nicht gleich an der
Existenz der stehenden Welle zu zweifeln. Solche
Phasenverschiebungen können durch Überlage
rung von Teilschwingungen und unperiodischen
Störungen zustande kommen und sind in den
Schwingungskurven der Seiches auch bei anderen
Seen vorhanden. (Man vergleiche z. B. die von
Bergsten (2) veröffentliditen Schwingungs
kurven für den Vettersee.) Doch können bei den
Schwingungen des Ostseebeckens, abgesehen von
den kleinen, unregelmäßigen Verschiebungen, die
hin und wieder auftreten, auch regelmäßige Vor
kommen, die ebenfalls nur klein sind, aber doch
wohl eine tiefere Bedeutung haben.
In den Abbn. 4 und 5.haben wir die Wasser
standsänderung zwischen den Extremwerten vom
11. Dezember 1932 bis zum 12. Dezember 1932
durch Linien gleicher Hubhöhe dargestellt, und
zwar geben die gestrichelten Linien den Senkungs
betrag und die ausgezogenen Linien den Hebungs
betrag des Wasserspiegels in cm an. Abb. 4
zeigt die Verteilung der Hubhöhen der Schwin
gung zwischen dem Maximum im Finnischen
Meerbusen am 11. Dezember und dem Mini
mum am 12. Dezember, bzw. zwischen dem ent
sprechenden Minimum in der westlichen Ostsee
und dem darauffolgenden Maximum. In der
Abb. 5 ist dann die Hubhöhenverteilung für das
Zurückschwingen der Wassermasse in die Ausgangs
phase (Maximum im Finnischen Meerbusen, Mini
mum in der westlichen Ostsee) dargestellt.
Abb. 3: Wasserstand vom 10. Dezember 1932 0 Uhr (MGZ)
bis 15. Dezember 1932 10 Uhr (Höhenmaßstab 1 :20).