H e ] m u t h Geißler: Die deutschen Hochseepegel.
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Die Hodiseepegel haben die Aufgabe, Wasserstandsänderungen in solcher Entfernung von
der Küste zu messen, wo es der Wassertiefe und Wasserbewegung wegen nicht möglich ist,
Latten- oder Schwimmerpegel aufzustellen. Die Wasserstandsmessung ist eine indirekte. Es
wird nicht die Wasser tiefe gemessen, sondern die Pegel werden auf den Meeresboden ver
senkt und messen den veränderlichen Wasserdruck, und jene wird erst nachträglich aus
diesem berechnet. Die Hodiseepegel sind selbsttätig registrierende Instrumente, die als solche
verhältnismäßig verwickelt sind. Ihre Aufzeichnungen erfolgen photographisch, um die bei
Verwendung eines Sdireibstiftes auftretende Reibung zu vermeiden und somit größere Ge
nauigkeit zu erzielen.
Die mit Bourdonröhren ausgerüsteten Pegel.
Nach Art der Druckmessung ergeben sich zwei versdiiedene im Gebrauch befindliche
Prinzipe. Die erste und ältere Pegelart benutzt BourdonrÖhren zur Druckmessung. Zu dieser
Gruppe gehören der Mensing- und der Kuhlmannpegel. Die Konstruktionsidee dieser Pegel
greift auf den Versuch zurück, mit Hilfe eines Aneroidbarometers, das in einer Taudierglocke
angebracht ist, die Wasserstandsänderungen zu messen. Dieser Versuch scheitert daran, daß die
Vididose eines gebräudilidien Aneroids schon in geringer Wassertiefe dem gesamten Druck
des Wassers und der Luft nidit mehr standhalten kann und eingedrückt wird. Es liegt nahe, die
Wandstärke der Dose zu vergrößern und damit ihre Widerstandsfähigkeit zu erhöhen. Damit
tritt aber eine entsprechende Verminderung der Empfindlichkeit ein, die untragbar wird, sobald
das Verhältnis der Wasserstandsänderung zur Wassertiefe einen gewissen Wert unterschreitet.
Diesen Sdiwierigkeiten kann man begegnen, indem man die ursprüngliche empfindliche
Vididose beibehält, diese aber anbohrt und mit einem Ventil versieht. Beim Versenken des
Pegels muß das Ventil offenstehen. Dann befindet sich Luft in der Vididose, und während die
Taudiglocke versenkt wird und in ihr der Wasserspiegel allmählidi steigt, muß die Luft im
Inneren der Dose in dem gleidien Maße komprimiert werden, wie außerhalb derselben. Ist die
Tauchglocke auf dem Meeresboden angekommen, dann muß das Ventil geschlossen werden.
Nennen wir den Zeitpunkt des Abschlusses t 0 , so wird die Vididose zu jeder Zeit t nur durdi
die Wasserdruck d i f f e r e n z e n zwischen den Zeiten t und t 0 beansprucht, und nicht mehr
durch den Gesamtdruck des Wassers, der der Meerestiefe an der Anlegestelle entspricht. Auf
diese Weise wäre eine Pegelmessung möglich, da eine soldie nur die Wasserstandsänderungen,
aber nicht die Meerestiefe selbst festhalten soll. Eine genaue Messung der Wasserstandsänderun
gen kann allerdings auf diesem Wege nur dann zustande kommen, wenn die im Inneren der Vidi-
dose eingeschlossene Luft keinen Temperaturänderungen ausgesetzt ist. Da dies nicht der Fall
ist, muß die Temperatur registriert werden, und um die temperaturbedingten Druckänderungen
im Innern der Vididose berechnen zu können, muß auch der in ihr zur Zeit t 0 befindliche An
fangsdruck bekannt sein.
Die vorstehende Schilderung zeigt in einfacher Form die Wirkungsweise der Pegel der
ersten Gruppe. Bei ihnen ist — wie schon gesagt — an Stelle einer Vididose ein Bourdonrohr
verwendet. Zum Unterschied gegen das Gedankenexperiment mit Tauchglocke und Aneroid
bleibt bei den Pegeln der Innenraum der Bourdon röhre mit dem schwankenden Wasserdruck in
Verbindung, während deren Außenraum mit komprimierter Luft gefüllt und dann abgeschlossen
wird. Die Art und Weise der Durchführung dieser Preßluftfüllnng bildet im wesentlichen den
Unterschied der beiden Pegelarten. Das soll im folgenden an Prinzipskizzen gezeigt werden.