Fr. Model : Pegelstationen des Kriegsmarine-Pegelnetzes der Ostsee.
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doppelter äußerer kompletter Umhüllung. Dieser Kabeltyp ist bei sämtlichen Pegelstationen
verwandt worden und hat noch nie zu Störungen Veranlassung gegeben. Das Kabel wurde
ohne besonderen Schutz im Boden verlegt und, durch Schellen gehalten, am Pegelbrunnen
hochgeführt, wo es etwa I m über Bohlenbelag in den Pegelbrunnen eintritt (über Landkabel
siehe Seite 40).
Von diesem Pegelbrunnentyp wurden in der Kieler Bucht vier Stück errichtet: in Schlei-
miinde, Biilk, Neidand und Westermarkelsdorf (siehe Abb. t, Seite 12). Sie sind vom Land ent
fernt: in Bülk 300 m, in Schleimünde 180 m. in Neuland 150 in und in Westermarkelsdorf 100 m.
Am 20. April 1956 wurden die Örtlichkeiten festgelegt, und die Planung begann. Ein Jahr spä
ter, zwischen dem 26. Januar und dem 20. April 1937, wurden alle vier in Betrieb genommen.
Sie sind in jeder Beziehung, sowohl was das Konstruktive als auch was das Instrumentelle an
betrifft, von vornherein als Versuchsstationen angelegt worden. Trotzdem haben sie sich glän
zend bewährt und jedem, auch dem heftigsten Seegang standhalten können. Auch eine normale
Vereisung und ein geringer Eisgang haben ihnen nichts anhaben können. Die Grenzen ihrer
Widerstandskraft wurden dagegen im Eiswinter 1939/40 festgelegl: zwei von ihnen, der Bülker
und der Neuländer Pegelbrunnen, sind vom Eis umgelegt bzw. schief gestellt worden (Abb. 4,
Tafel 3) 3 ). So bedauerlich diese Tatsache an sich ist, so hat sie doch eindeutig die Festigkeits
grenze der Konstruktion erkennen lassen.
Alle Kriegsmarinepegel haben in diesem ganz ungewöhnlich harten Winter fest im Eis
gesessen: in der geologischen Gegenwart dürfte eine mächtigere Vereisung wohl kaum Vor
kommen. sogar eine Wiederholung dieses Zustandes steht inr statistischen Mittel erst in
100 Jahren bevor. Trotzdem hat keiner der Pegelbrnnnen einen äußeren oder inneren Schaden
davongetragen, selbst clie durch die anbrandenden Eismassen umgeschobenen Brunnen sind als
Ganzes völlig unversehrt geblieben. Während die Konstruktionen von Arkona und Groß-
Möllen. von denen später die Rede sein wird, allen Anforderungen gerecht geworden sind, hat
sich an der Kieler Bauweise klar erwiesen, daß sie zu gering im Boden verankert waren. Das
Verhältnis über Wasser : unter Wasser : im Grund = 3.70 in : 3.50 m : 3.50 m ist zu ungünstig
gewesen. In dem noch widerstandsfähigeren Kreidemergelboden von Arkona ist das gleiche
Verhältnis über Wasser : unter Wasser : im Grund - 3.85 m : 2.50 m : 5.00 m. Nach der ge
wonnenen Erfahrung könnte man als Faustregel annehmen, daß der Pegelbrunnen so tief im
Grunde stehen muß. wie er sich über Grund erhebt. Allein, in Darsser Ort (Abb. I. Seite 12)
reichen die Spundwandeisen so tief hinab, wie der Brunnen sich über Grund erhebt, trotzdem
hat auch hier der Brunnen dem Eisdruck nicht standhalten können und wurde leicht schief
gestellt. Schuld daran ist der sandige Untergrund, auf dem der Pegel errichtet werden mußte.
Die Betonfüllung reichte in Darsser Ort nur bis 2.50 m unter Grund, wir werden beim Seepegel
Groß-Möllen sehen, daß dort, in Sand- und Schlickboden, die Betonfüllung des Pegelbrunnens
bis in eine Tiefe reicht, clie der Höhe cles Brunnens über Crund entspricht, während clie Spund-
wandeisen bis in den traglähigen Tonboden auf 13.60 m unter Mittelwasser gerammt worden
sind (Seite 42 und Abb. 25). Es ist deshalb beim Bau neuer Anlagen zweckmäßig, die Beton
füll ung bei unsicherem Grunde so tief zu wählen, wie der Brunnen über Grund ragt, und die
Spundwandeisen nach Möglichkeit bis in den tragfähigen Boden hinabzurammen, bei trag
fähigem Boden aber nur clie Spundwände so tief zu setzen, und zwischen diesen Extremen im
gegebenen Einzelfalle zu entscheiden.
So viel sei über clie Vorläufer gesagt. Mit der Errichtung der Pegelbrunnen ist aber clie
Aufgabe, den Wasserstand hinreichend genau zu registrieren, nicht gelöst. Es galt nun, in den
vier Pegelbrunnen der Kieler Bucht clie geeignetsten Fernpegelgeräte zu erproben. Wenn
jetzt ein endgültiges Instrumentarium vorliegt, so kann doch an der historischen Entwicklung
nicht vorbeigegangen werden, zumal der Deutschen Seewarte die Aufgabe zuteil wurde, clie
für die Ostsee brauchbaren Geräte ausfindig zu machen. Es sei deshalb im folgernden ein Über
blick über clie Geräteentwicklung gegeben.
3 ) Fr. Model, Triftende Eisfelder. Ann. d. Hydr. 194-0, S. 136.