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Full text: 61, 1941

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Fr. Model : Pegelstationen des Kriegsmarine-Pegelnetzes der Ostsee. 
arbeiten nach dem Prinzip der kommunizierenden Röhren: ein viele Meter tiefer Brunnen an 
Land ist durch ein in der Tiefe des niedrigsten Niedrigwassers horizontal verlegtes Rohr an 
die Wasserstandsschwankungen der freien See angeschlossen, in ..Kahlberg“ und „Cranz“ 
stehen dagegen Pegelbrunnen mehrere hundert Meter vom Strand entfernt im offenen Meer. 
Daß die Errichtung eines Registrierpegels an der deutschen Ostseeküste nicht so ohne 
weiteres möglich ist, erhellt folgende Überlegung. Ein mechanischer Schreibpegel besteht aus 
einem Schwimmer und Gegengewicht sowie einer rein mechanischen Vorrichtung, die die Auf- 
und Abbewegungen des Schwimmers auf eine Schreibfeder liberträgt, die durch übliche Re 
gistrierung die gewünschte Wasserstandskurve liefert. Schlechthin ein solches Gerät an der 
Küste aufzustellen ist nicht möglich, da es bei niedrigem Wasser stand trockenfallen würde. Man 
müßte den Pegel schon an einer Buhne 10 bis 100 m weit in See hinaussetzen. Um ihn bedienen 
zu können, wäre die Errichtung eines Laufstegs nötig, eine unbefriedigende Konstruktion, da 
das Gerät bei schlechtem Wetter nicht erreichbar wäre. Abgesehen davon lassen der Seegang 
und die Brandung gar nicht zu. ein Gerät ohne irgendwelchen Schutz arbeiten zu lassen — 
über die Verwendungsmöglichkeit von Fernpegeln wird später gesprochen werden. Wünscht 
man kein breites, verschmiertes Registrierband zu erhalten, sondern eine einwandfreie Re 
gistrierkurve, so muß die Wasserbewegung „abgedämpft“ werden. Der Schwimmer des mecha 
nischen Pegels muß sich innerhalb von Schutzbauten — meist einem Rohr — auf und ab 
bewegen, die mindestens im Verhältnis 1 : 1000 abgedämpft sind; dabei versteht man unter 
Dämpfungsverhältnis ein Flächenverhältnis, nämlich das der Flutöffnung zum Rohrquerschnitt. 
Bei normaler Schwimmergröfie wird ein Rohr von 30 cm 0 benötigt, was einer Eintrittsöffnung 
von 9 mm 0 entspricht. Derart geringe Öffnungen sind innerhalb eines Monats verstopft, und 
es bedarf großer Fürsorge durch den Pegelwärter, um sie dauernd freizuhalten, da das im Ge 
zeitengebiet übliche Spülverfahren in der Ostsee nicht anwendbar ist. So bereiten der See 
gang, die Dünung und die Brandung der laufenden Bedienung und pfleglichen Wartung große 
Schwierigkeiten, weit schlimmer aber würde die See dem Gerät selbst zusetzen. Ohne irgend 
welche Schutzbauten ist es unmöglich, selbst die abgekapselten W i 1 c k e - Pegel (von denen 
noch ausführlich gesprochen werden wird; siehe Sachverzeichnis) in der Branclungszone auf 
zustellen. Es nimmt deshalb nicht wunder, wenn die ersten beiden Pegel, die von der Marine 
1883 in der Ostsee errichtet wurden, „Marienleuchte“ und „Arkona“, die später in die Verwal 
tung des Geodätischen Instituts übergingen, von vornherein nicht in der ungeschützten Bran 
dungszone, sondern hinreichend weit vom Ufer entfernt auf festem Boden Aufstellung fanden. 
Die nach dem Prinzip der kommunizierenden Röhren (s. o.) errichteten Stationen erforderten 
umfangreiche Unterwasserarbeiten, die große Kosten verursachten. 
Die strandabbauenden auflandigen Stürme verursachen einen kräftigen, seewärts gerich 
teten Bodenstrom (Sog), so daß gelegentlich innerhalb weniger Stunden die Zutrittsöffnung des 
Rohres mit Sand und Geröll verstopft wurde. Aber auch die strandaufbauende küstenparallele 
Strömung lagert laufend Sinkstoffe, vorwiegend Sand, auf der Eintrittsöffnung ab. Um Be 
triebsstörungen zu vermeiden, wird von Zeit zu Zeit das Zutrittsrohr gereinigt. Der Brunnen, 
der durch einen Schieber verschließbar ist, wird mit einer Pumpe mit Wasser gefüllt, und das 
nach Freigabe unter Überdruck ausströmende Wasser reinigt beim Durchstoßen das Rohr und 
legt die Eintrittsöffnung wieder frei. Allein diese Reinigungsmethode hat bis jetzt mit Erfolg 
nur in der westlichen Ostsee gearbeitet. Bereits in Arkona verstopfte sich der gesamte Zufluß 
so hoffnungslos, daß die Anlage im Jahre 1936 aufgegeben werden mußte. Im übrigen hat sich 
auch in Marienleuchte vor Jahren ein vollständiger Neubau notwendig gemacht. 
Als die Reichswasserstraßenverwaltung unter fördernder Mitwirkung des Ober 
kommandos der Kriegsmarine im Bereich der Wasserstraßenämter Labiau und Elbing in 
den Jahren 1935/36 Seepegel errichtete, wurde auf das Prinzip der kommunizierenden 
Röhren nicht zurückgegriffen. Es war zu befürchten, daß bei den Sandverlagerungen 
großen Ausmaßes, die an der Samländischen Küste statthaben, die Anlagen noch weit 
öfter Betriebsstörungen aufweisen würden, als es bereits bei Arkona die Regel war. So 
blieb denn nichts anderes übrig, als die eingangs geschilderte Aufstellungsart im freien
	        
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