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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums. — 60. Band. Nr. 617.
tenclenz besitzen, nämlich vier Tage. Der Zusammenhang mit unseren C- bzw. NO-KE liegt klar
zutage. Die geographischen Erhaltungsbedingungen sind für diese Typen im Winter in Mittel
europa günstig. Das wird im Frühjahr anders. Das Fehlen überwiegender Ausstrahlung ver
hindert dann die rasche Degeneration einströmender NW-KE nach dieser Seite hin. Die Inso
lation führt zu steigender Erwärmung, und die damit verbundene Luftmassenauflockerung
wirkt wiederum anziehend auf die Polarluft, sei es nun in Gestalt von NW- oder Nsk-KE. Für
das mitteleuropäische Früh jahr sind diese somit typisch, keine Fremdlinge. Aber die geographi
schen Bedingungen entsprechen ihnen zu dieser Zeit auch nur insofern, als die Neigung zur
Luftmassenauflockerung über dem Festlande auf diese KE-Typen „anlockend“ wirkt. Der stär
keren Insolation fallen sie schließlich ebenso zum Opfer wie bereits im März clie C-, SO- und
NO-KE, die in diesem Monat zwar noch sehr nachdrücklich sich geltend zu machen versuchen,
aber bereits nach 1—2 Tagen ein Opfer der Erwärmung Mitteleuropas sind (Schönwetter
perioden vorfrühlingshaften Charakters im März!) und gleichzeitig ihren Antrieb, den höheren
Luftdruck des Festlandes verlieren.
Zum Abschluß dieses Kapitels wollen wir einen Überblick über d i e Ergebnisse
unserer KE-Statistik geben und dabei gleichzeitig an einen von F. Linke (1957) für
die Jahre 1929—1936 aufgestellten Luftkörperkalender an knüpfen.
Innerhalb des mitteleuropäisdren Raumes weist, v T ie nicht anders zu erwarten ist, der
Nordosten clie größte Gesamtzahl an KE auf"*). Es wäre illusorisch, dies für eine einzelne
Station angeben zu wollen, da ja clie KE nicht für solche, sondern für einzelne Bereiche gezählt
wurden. So umfaßt, z. B. Samland im Laufe der 8 Jahre über 270 KE (wobei wir Interpolationen
dann einschalten mußten, wenn das Samland bei einem KE-Typ gerade in das Grenzgebiet
zweier Stadien fällt). Zahlenmäßig an erster Stelle stehen, bezogen auf clen gesamten Winter,
die NO-KE mit etwa 90, es folgen sodann clie SO-KE mit über 70. Diese beiden Typen sind
zusammen clie kältesten und kontinentalsten KE. Sie erhöhen daher auch die Zahl der kon
tinentalen Luftkörper nach der Link e schen Auszählung stark. Wie sich dies jeweils in der
Witterungsphysiognomie äußert, darüber ist bereits mehrfach gesprochen worden, sowohl in
diesem Kapitel wie im ersten Abschnitt, der dem Erscheinungsbild der einzelnen KE-Typen
gewidmet war. Bemerkenswert ist hierbei nun, daß im Hochwinter Breslau und München ähn
lich hohe Anteile kontinentaler bzw. polarer Luftkörper auf weisen. Es liegt dies daran, daß in
unserer Statistik die kontinentalen Luftkörper in Südost- und Süddeutsehland zunehmend durch
C-KE vertreten werden auf Kosten der NO-KE. Oberbayern hat so z. B. doppelt so viele C-KE,
aber dafür niedrigere NO- und SO-KE-Zahlen. So ergibt sich genetisch ein wichtiger Unter
schied in dem Zustandekommen cles hohen Anteils kontinentaler Luftmassen im Winter in clen
genannten Teilen Mitteleuropas, der durch die Luftkörperauszählungen allein nicht verdeut
licht werden kann. Bei cler schwer durchzuführenden Parallelisation der ganz anders definierten
Begriffe cler Link eschen Luftkörper und cler hier unterschiedenen KE müssen wir von Ver
gleichen mit clen Einzelwerten cler P-, PC-, C- usw, Luftkörper absehen. Aufschlußreich ist das
Zurücktreten cler P-. PC- und C-Luftkörper im Spätwinter/Frühjahr in Breslau und München
gegenüber clen eher noch angewachsenen Werten für Königsberg. Darin prägt sich die größere
Häufigkeit von Nsk-KE im Frühjahr über dem nordöstlichen Mitteleuropa, die vielfach neben
den ursprünglich polaren stark kontinentale Züge aufweisen, aus.
Mittelpolen steht zahlenmäßig den KE im Samland nur wenig nach. Hier fallen die Sk-KE
natürlich bereits völlig aus, da diese nur für die Ostseeküste undOstpreußen in Frage kommen.
Dafür ist aber hier bereits die Zahl der C-KE erhöht, da Mittelpolen dem Kältezentrum bei
C-Lagen näher liegt als Ostpreußen. Audi die NO-KE sind gegenüber Ostpreußen verständ
licherweise ein wenig zurückgegangen. Unverändert niedrig ist hier der Anteil der NW-KE.
clie nur in 17 Exemplaren während der acht Jahre nach Ostpreußen bzw. Polen vorgedrungen
sind. Schon in Mittelschlesien sind sie etwas häufiger, das bereits auf der Grenze zum nächsten
NW-KE-Stadium liegt, in dem die Zahl cler NW-KE bereits mit 48 festgestellt wurde. Die C-KE
M ) Nach Voigts (1933) beläuft sich cler Kontinentalitätskoeffizient C (= C-Luftkörper : M-Luftkörper) für
Ostpreußen im ganzen Jahre auf 1.5, für die Nordsee auf nur 0.54; das bedeutet also, daß im Winter die höhere
Kontinentalität durch eine größere Zahl von KE (und zwar kontinentaler Typen) charakterisiert ist.