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Full text: 60, 1940

148 Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums. — 60. Band. Nr. 617. 
Meistens stützt sich ein derartiger SO-KE auf ein über Rußland liegendes kräftiges Hoch, 
welches das Vordringen südwestlicher Meeresluftmassen hintanhält. 
Die SO KE sind es, die im Herbst in der Regel dem südlichen Teil des Nordostraumes den 
ersten Frost bringen. Im Nordteil dagegen sind es die Nsk-KE. welche in Finnland zum ersten 
Frost führen. Da beide Typen im Nordostraum nicht gleichzeitig auftreten können, nach dem 
zyklonalen Strömungsbilde auf so relativ kleinem Raume einander ausschließen, ergibt sich 
auch eine zeitliche Reihenfolge des Wintereinsatzes: die Nsk-KE bringen Finnland bereits Ende 
September—Anfang Oktober Frost und den ersten Schnee, die SO-KE setzen dagegen erst Ende 
Oktober frühestens ein. Die Verspätung ist daher nicht allein durch die südlichere Breitenlage 
Polens und des Baltikums gegenüber Finnland bedingt, sondern ist in der Kaltluftdynamik be 
gründet. Im einzelnen ergeben sich allerdings mannigfache Abweichungen. Die Strahlungs 
kälte beherrscht in diesem kontinentalen Teilraum den Winter, so daß auch Warmluftvorstöße 
durch sie bereits soweit modifiziert werden, daß eine Erwärmung über 0° schon wesentlich sel 
tener ist und bezeichnenderweise eher von Norden bis Nordwesten kommt als aus anderen 
Himmelsrichtungen. Wir spüren darin den weitreichenden, abschirmenden Einfluß der skandi 
navischen Gebirge. 
Die Erwärmungen von Norden und Nordwesten sind in der Regel dann der Fall, wenn 
über Mitteleuropa ein C-KE im Gange ist. Das mit ihm verknüpfte mitteleuropäische Hoch 
druckgebiet zwingt die maritime Warmluft zu einem Umweg über Nordeuropa. Polen wird 
von der Kaltluft aus Mitteleuropa meist ergriffen. Das geht schon allein aus 
dem Häufigkeitsverhältnis zwischen dem Auftreten der C-KE in Polen und über der südlichen 
Ostsee hervor. In den beiden von Süden nach Norden auf ei minder folgenden Streifen beläuft 
es sich auf 51. :17. Die Abnahme nach Norden geht dabei nicht etwa auf das Konto irgendeines 
anderen KE-Typs, sondern hauptsächlich auf wirkliche Erwärmungen. Das normale Kältegefälle 
von Norden nach Süden innerhalb dieses Teilraumes ist dann also umgekehrt. 
Was die zeitliche Lage des Maximums in der C-Häufigkeit anbelangt, so ergibt sich ein ganz charakteristischer 
Unterschied zwischen den beiden genannten Stadien. In Polen beginnen die C-KE schon im Oktober und erreidien 
bereits im Dezember ihre größte Häufigkeit; über dem nördlich anschließenden Ostseestreifen, der ebenfalls in den 
Nordostraum hineinreidit, fällt der Beginn erst auf den November, und das ebenfalls erkennbare Dezembermaximum 
wird durch eine noch größere Häufigkeit im Februar überflügelt. Die Ursache ist leicht zu erkennen, wenn wir uns 
überlegen, auf weldie vorher erfolgte Kaltluftzufuhr die C-KE hauptsächlich zurückzuführen sind. In der ersten 
Winterhälfte gehen sie auf die Zufuhr von NW-KE zurück, in der zweiten zunehmend auf NO-KE; erstere reichen 
aber nicht weit nach Nordosten vor. letztere dagegen kommen gerade aus Nordosten, in Polen müssen daher erstere, 
nördlich davon letztere vorwiegen. 
Neben den auf NW-KE zurückgehenden C-KE kommen aber auch Fälle vor. in denen 
mächtige NW-KE sogar direkt bis nach Polen hineinreichen. Unter den knapp 800 KE waren es 
lediglich 17, und von diesen wieder traten die meisten im Dezember auf. In den weitaus 
meisten Fällen gelangt aber maritime Polarluft aus NW nur unter Zwischenschaltung des mittel 
europäischen Kaltluftkissens nach Polen, und dann entsprechend kontinental modifiziert. Der 
nördliche Teil des Nordostraumes ist naturgemäß von beiden Typen, den C- und NW-KE frei. 
Dort wird dafür ein gewisser Ausgleich geschaffen durch die auf Finnland übergreifenden 
Sk-KE (32 an der Zahl). Sie verteilen sich ziemlich gleichmäßig über alle Hochwintermonate. 
Im Frühjahr setzt im Norden genau so wie in Skandinavien die Polarluftzufuhr ein, ja. 
ihre Stoßrichtung geht sogar vornehmlich in Richtung auf Finnland und Nordrußlancl. In dieser 
Jahreszeit ist diese Kaltluftzufuhr allein die Kaltluftbringerin, da die zunehmende Insolation 
alle jene KE ausschaltet, weldie ihr Quellgebiet auf dem Kontinent selbst hatten. Daher stellt 
sich im Frühjahr ein Gefälle vom bereits erwärmten Südteil des Nordostraumes zum kaltluft- 
iiberfluteten Norden ein. In der gleichen Richtung zieht sidi auch die Sdmeedecke zurück (vgl. 
Korlionen, 1915). 
Wir fassen zusammen. Kalt e b r i n g e r sind im Hochwinter SO- und N O - V o r - 
stoße, und sie führen zu den Wolfswintern sowohl in Finnland wie in Ostpolen; Schnee- 
b ringer dagegen sind die Nsk und die durch Nsk beeinflußten NO-KE so 
wie alle abgehobenen Fronten vor den flüchtigen SO-KE. Nahezu unberührt
	        
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