130 Ans dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums. — 60. Band. Nr. 6/7.
Es beginnt jetzt der monsunartige Durchbruch von Meeresluft (Roediger, 1929)
vom Atlantik her nach Europa, dem die Schafkälte zuzuschreiben ist — und der naturgemäß bei
Island einen verstärkten Nachschub aus den polaren Randgebieten zur Folge hat, der noch einmal
die thermische Grenze unserer KE-Definition zu unterschreiten, vermag. Als Beleg hierfür seien
die Verhältnisse im Frühjahr 1932 kurz angeführt. Es herrschte folgende KE-Folge: vom 3. bis
11. Mai Nsk-KE in Lappland, vom 20. bis 24. Mai Nsk-KE in Lappland, vom 50. Mai bis 1. Juni
Nsk-KE in Lappland, vom 5. bis 6. Juni Nsk-KE in Lappland und als letzter dieses ausklingen
den Winters dann der NW-KE vom 10. bis 12. Juni in Nordisland. Die Luftdruckverhältnisse
spiegeln diesen Umschwung der Steuerung der Luftmassen deutlich wieder. Die Nsk-KE sind
mit Tiefs über dem Ostseeraum und ausgedehnten nordatlantisdien Hochs verbunden, an deren
Stelle zur Zeit des NW-KE dann ein breites Tief trat mit Hochdruckgebieten in Mitteleuropa.
Die Kaltluftzufuhr nach Lappland war abgeriegelt durch milde südliche Strömungen, über
Island dagegen vermochte sich nunmehr die nördliche Grönlandkaltluft durchzusetzen in dem
allgemein festlandwärts gerichteten Strome der atlantischen Meeresluft.
3. Skandinavien einschließlich Lappland.
Skandinavien, insbesondere Lappland, spielt für clie Verbreitung und das Zustande
kommen von KE in Europa eine besondere Rolle. Das geht bereits aus einer 1836 er
schienenen Veröffentlichung V e 11 i n s hervor, die ich an anderer Stelle (B 1 ü t h g e n,
1940 [a]) eingehender gewürdigt habe. In diesem Zusammenhänge möchte ich lediglich clie
Sätze Vettins wiederholen, die geeignet sind, als Einführung in diesen Abschnitt vor
angestellt zu werden. Auf S. 133 der angeführten Arbeit schreibt er: „Wenn clie warmen
Meeresströmungen und clie im Sommer höher stehende Sonne das Polarmeer allmählich
gegen Ende dieser Jahreszeit möglichst erwärmt haben, so wird zu dieser Zeit und vor
zugsweise im Herbst ein Zeitpunkt eintreten, wo das südlich von demselben gelegene Land
durch die schon schräger einfallenden Sonnenstrahlen stärker erkaltet als das nördliche Meer.
Alsdann wird sich die Luft vom kälteren Lande her in Bewegung setzen, zum warmen nörd
lichen Meer hinströmen, dort aufsteigen und oben wieder zurückkehren. Nun erkaltet aber bei
zunehmendem Winter das Eismeer immer mehr und mehr, die großen sich bildenden Eismassen
begünstigen die Erkaltung, und wenn endlich am Ende des Winters die Temperatur des Meeres
am tiefsten gesunken, zudem aber das südlichere Land schon durch clie größere Einwirkung der
Sonnenstrahlen sich erwärmt, dann hat cler Gegensatz in der Temperatur den höchsten Grad
erreicht, und es wird sich nun die Luft vom kälteren Eismeer nach Süden zu bewegen, zum
wärmeren Lande, hier aufsteigen und oben wiederum nach Norden zurückkehren.“ Die Position
Skandinaviens zu seiner Umgebung ist damit, gekennzeichnet, und wir wollen nun näher auf
die Einzelheiten zu sprechen kommen. Zur besseren Übersicht zerfällt dieser Abschnitt in zwei
Teile; zuerst wird der Verlauf der KE vom Beginn bis zum Schluß des Winters in seiner Ab
hängigkeit von der gesamten Luftdrucklage und den natürlichen Gegebenheiten verfolgt, daran
schließt sich eine Besprechung von Einzelfällen als Beleg für die zuvor angeführten Grundziige.
Skandinavien bildet im Winter einenwiderständigen Kaltluftblock
aus. Das hat seine Ursache in folgendem: 1. clie nördliche Lage läßt es im Winter an der Aus
strahlung cler Polarnacht kräftig teilhaben: 2. das Kjölgebirge und clie südnorwegischen Gebirge
bilden eine wirksame Schutzmauer gegen die Warmluftströmungen, die der norclatlantischen
Zirkulation zugehören. Wenn audi die Südwestwinde das Gebirge in einzelnen Fällen durchaus zu
überschreiten vermögen, so treffen sie in diesem Falle doch am Ostfuß ihrer Feuchtigkeit beraubt
ein und unterstützen zufolge cler geringen Bewölkung (Föhneff'ekt) noch die Ausstrahlung;
3. der Zusammenhang Nordeuropas mit dem enrasiatischen Kontinent bewirkt auch thermisch
eine enge Anlehnung an diesen; 4. schließlich mag noch die Tatsache, daß Nordskandinavien eine
geringere mittlere Einstrahlungssumme besitzt als die Gebiete südlich und nördlich davon, in
dem obigen Sinne mit angeführt werden.
Das Kern gebiet des Kaltluftblocks liegt, wie aus obigem hervorgehen dürfte, in Lapp -
lancl, ein zweites in Dalarna (im Schutze des besonders breiten und hohen südnorwegi-