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Full text: 60, 1940

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Joachim B 1 ütilgen: Geographie der winterlichen Kalllnfteinbrüdie in Europa. 
Polarlnft in Kontinentalluft; denn die bereits bei maritimer Polarluft herrschenden klein klimatischen Bedingungen 
verstärken sich nur bei Kontinentalluft. 
Untersuchungen über die Beziehungen der KE untereinander setzen Betrachtungen über ihre Folge voraus. 
Bereits R. Geiger hat in seiner oben genannten Arbeit (1952, S. 567) ein Schema der Folgewahrscheinlichkeit aller 
Luftkörper auf Grund eines S c h m a u fi s c h e n dreijährigen Luftkörperkalenders in München aufgestellt. Über 
tragen auf unsere Fragestellung ergibt sich daraus folgendes: i. auf polarkontinentale Luft folgt mit über 50 % Wahr 
scheinlichkeit kontinentale, d. h. ein NO-KE geht in ein C-Luftkissen oder SO-KE über; 2. auf polare Luft, die an 
sich nur selten vorkommt, folgt etwa mit je 25 % Wahrscheinlichkeit kontinentale, polare bzw. polarkontinentale Luft. 
Die Schwierigkeiten, polare Luft einem bestimmten KE-Typ zuzuordnen, haben sich schon an anderer Stelle ergeben: 
sie spiegeln sich nunmehr auch wieder in der wenig ausgeprägten Folgewahrscheinlichkeit; 5. auf polarmaritime 
Kaltluft folgt mit etwa 40 % Wahrscheinlichkeit kontinentale Luft, zu weiteren 40 % maritime Luft. Das heißt, 
NW-KE gehen in absinkende mitteleuropäische Kaltluftkissen (C-KE) über, wenn dazu genügend Zeit bleibt, sonst 
werden sic durch mildere Meeresluft verdrängt. Beide Fälle halten sich ungefähr die Waage. — Weitere Verkoppe 
lungen von KE lassen sich ans Geigers Feststellungen nicht ableiten. 
Sichten wir unter diesem Gesichtspunkt nun unser Material, so müssen wir zunächst unter 
scheiden zwischen direkt miteinander verknüpften KE (z. B. NW + C) und dem synoptischen 
Rhythmus der indirekt, aber gleichzeitig zueinander gehörigen KE (z. B. NW + SO). In den 
beifolgenden Diagrammen (Fig. 32 bis 40) sind für die einzelnen Beobachtungsjahre, sowie zu 
sammengefaßt für den gesamten achtjährigen Zeitraum, alle gleichzeitig vorkommen - 
den KE-K ombinationen erfaßt worden. 
Die Diagramme zeigen, wenn wir zunächst die Summe der acht Jahre betrachten, nach 
l agen das Vorwiegen der Kombination NO und NW. Daneben sind die einzeln vorkommenden 
Fälle von NW, NO und Nsk noch außerordentlich häufig. Sodann muß bereits die Kombination 
NW/SO angeführt werden, der die Kombination NW/Nsk nur wenig nachsteht. Kausal be 
trachtet bedeutet das Vorkommen der genannten Verbindungen folgendes: das gleichzeitige 
Auftreten von NO- und NW-KE erklärt sich aus einem zentral, etwa im Nordseeraum gelegenen 
Tiefdruckgebiet, dem von Island her Nordwestluftmassen und von Lappland her Nordostluft 
massen nebeneinander Zuströmen. Die Fälle aber, in denen die Luftdruckverhältnisse über 
Europa entweder nur einen NW-KE oder nur einen NO-KE zur Entwicklung gelangen ließen, 
sind, wenn man sie beide zusammenzählt, doch noch zahlreicher als ihr gemeinsames Vor 
kommen. Das gleiche gilt auch von den Einzelvorkommen von Nsk gegenüber dem gemein 
samen Auftreten von NW/Nsk. Das gemeinsame Auftreten dieser beiden zuletzt genannten 
Typen setzt nämlich das Vorhandensein zweier Tiefdruckgebiete voraus 35 ), von denen das eine 
Island passiert hat. während das andere bei Kola liegt. Das relativ häufige Auftreten der gegen 
sätzlichen KE aus NW und SO belegt statistisch die bereits S. 92 gemachten Feststellungen, 
wonach auch das größte Tiefdrucksystem im atlantischen Raume auf seiner Vorderseite kalte 
Festlandsluft mit Südostwinden ansaugt, während zwangsläufig auf seiner Rückseite arktische 
Rückseitenkaltluft vordringt. 
Bei diesen statistischen Feststellungen ist jedoch zu bemerken, daß sie für den ganzen Winter gelten. In den 
einzelnen Jahreszeiten gibt es allerdings Abweichungen, die durch die verschiedenen Einstrahlungsbedingungeil 
bzw. die Wärmeverhältnisse des Meeres bedingt sind. Im Frühjahr z. B. treten in Lappland Nsk noch effektiv auf, 
während die NW über Island nicht mehr so kalt sind, daß sie als KE in unserem Sinne hätten gezählt werden 
können. Daher beschränkt sich das gemeinsame Vorkommen dieser beiden KE hauptsächlich auf den Hochwinter, 
ebenso wie auch das Auftreten der gegensätzlichen KE aus NW und SO nur dann möglich ist, wenn nicht nur die 
Rückseite genügend kalte Polarlnft mit Frost herantransportiert, sondern wenn auch gleichzeitig an der weit süd 
licher gelegenen kontinentalen Vorderseite frostkalte Festlandsluft zur Verfügung- steht. Im späten Frühjahr da 
gegen steht einem kalten Rückseiten ström über Island zwar auch eine Südostströmung über dem Festlande gegen 
über, aber diese besitzt nun keine negativen Temperaturen mehr, weil die Sonne den südlichen Kontinent schon 
merklich erwärmt hat. So sind also in einer Durchsicht der Jahressnmmen Fehlerquellen enthalten, die zur vor 
sichtigen Deutung mahnen. Kombinationen dürften auf diese Weise in Wirklichkeit noch viel häufiger auf treten, 
als Einzelfälle, sie werden in den Übergangsjahreszeiten lediglich durch die thermische Festlegung unserer KE-Defi- 
nition auseinandergerissen. Wir kommen auf die wechselnde Verteilung der Kombinationen in den einzelnen 
Monaten noch zurück. 
*®) bzw. einer sog. Schleifzone, wie das von Moese u. Schinzc (1927) angeführte Beispiel lehrt.
	        
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