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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums. — 60. Bd. Nr. 1.
Über das Klima ist nicht viel bekannt. Beobaclitungsmaterial von einer meteorologischen Station liegt
nicht vor, so daß für das ganze Gebiet keine Berechnungen in unserem Sinne ausgeführt werden konnten.
Man kann sagen, daß die Massaisteppe zu den regenärmsten Gebieten Deutsch-Ostafrikas gehört. In ihrem
Innern sind sieben Monate trocken, und zwar werden zwei Regenzeiten durch zwei ausgesprochene Trocken
zeiten getrennt. Die große Regenzeit dauert von März bis Mai, die kleine tritt im November auf. Wie in
allen hochgelegenen, trockenen Gebieten ist die tägliche Temperaturschwankung groß, und die nächtliche
Ausstrahlung bewirkt Abkühlung bis 4°. Die Tagestemperaturen sind bei ungehinderter Einstrahlung sehr
hoch. Am Fuße des Meruberges (Nordrand der Massaisteppe, 1360 m hoch) wurden am 19. 11. 1896 um
11 Uhr 33% 0 und östlich von Doenge-Ngai in 800 m Höhe am 1. 10. 1896 um ,16.35 Uhr 35° gemessen.
Bis zu einem gewissen Grade mag das von der südlich unseres Gebietes gelegenen Station M p a p u a
Gesagte hier gelten. Die Lage dieser Station am Westhang des ostafrikanischen Randgebirges in 1000 m Höhe
stellt offenbar den Übergang zu unserm hier betrachteten Gebiet dar. Eine ganze Reihe von Monaten wären
demnach im Massailand nicht als schwül anzusehen, zumal die große Trockenheit die Verdunstungskühle
fördert. Die große nächtliche Abkühlung ist ebenfalls ein Gunstfaktor des Klimas, so daß das Massai
land wohl klimatisch fast das ganze Jahr günstig für den Aufenthalt des Nordeuropäers sein dürfte.
Vom westlich anschließenden Hochland zwischen dem großen ostafrikanischen Graben und dem Njarasa-
(Ejassi-) Graben, sowie von dem hohen Vulkangebiet im Norden und Ugogo im Süden liegen Veröffentlichungen
von Beobachtungsstationen und einige Witterungsschilderungen vor.
Auch hier zeichnet sich das Klima durch große Trockenheit aus. Im nördlichen Teil haben wir zwei
Regenzeiten, der Süden hat Passatklima mit einer Regenzeit. Die Hauptregen fallen von Dezember bis
Februar. Starke bis steife östliche Winde sind während der ganzen Trockenzeit nicht selten. Wo diese auf
Plateaus und Berghänge stoßen, sind sie durch Aufsteigen gezwungen, Feuchte abzugeben, und so kommt es
dort auch in der Trockenzeit zu Regenfällen. Das zeigt sich z. B. an den Bergen von Kondoa-Irangi, Ufiome,
an den großen Einzelvulkanen westlich des Meru, an den Plateauhorsten und Bergen von Iramba, Issansu
und vor allem auch an den Westrändern der ostafrikanischen Bruchstufe in ihren höheren, von Iraku nord
wärts ziehenden Teilen.
Der heißeste Monat ist November. Das Monatsmittel der Temperatur beträgt in Kondoa-Irangi
22,4° und das mittlere Maximum 29,7°; das mittlere monatliche Maximum von Kilimatinde ist im
November sogar 31,2°. Die kühlsten Monate sind Juni und Juli. In Kondoa-Irangi beträgt das mittlere
Minimum 12,4° bzw. 11,6° und in Kilimatinde 12,1°.
Wenn auch natürlich der Unterschied zwischen den Mitteltemperaturen der einzelnen Monate nicht groß
ist — in Kondoa-Irangi beträgt die jährliche Schwankung nur 4° —, so ist doch die tägliche Schwankung das
ganze Jahr hindurch bedeutend. Sie beträgt nie weniger als 10° und ist in der Trockenzeit sogar im Mittel
größer als 14°.
Die Temperatur-Wetterhaftigkeit ist größer als an der Küste. Sie beträgt in Kilimatinde 5,3°, in
Kondoa-Irangi 6°.
Ein Klimagramm von Kilimatinde für 7 h und 14 h dürfte fünf Monate innerhalb des Schwüle-
und sieben Monate im Behaglichkeitsbereich verlaufen. Das stimmt etwa mit den in allen Gebieten von
1000 m Höhe ab in unserem Raum westlich des ostafrikanischen Randgebirges gemachten Erfahrungen über
ein. Das Klimagramm von Kondoa-Irangi liegt ganz in der Behaglichkeitszone. Die großen Gegensätje der
relativen Feuchte während der Trocken- und Regenzeit kommen in dem langgestreckten Vieleck gut zum
Ausdruck. Allgemein sieht man, daß die relative Feuchte im Mittel gering bleibt. 80% werden von keinem
Monatsmittel mehr erreicht, und im Oktober sinkt es fast bis 55 %.
Die höheren Lagen dieses Gebietes (1400—1800 m) sind gewiß kühl und angenehm und durchaus ge
eignet für dauernde Ansiedlung durch Europäer.
Aber selbst bis 1000 m hinab darf man in den meisten Monaten mit für den Europäer günstigen
klimatischen Verhältnissen rechnen. Das soll noch eine Witterungsschilderung aus Dodoma in der Ugogoebene