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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums. — 60. Bd. Nr. 1.
6. Das Kilimandscharo-Meru-Gcbiet.
(Klima-Tabellen 17—20, Seite 60—62; Klimagramme 15—18, Tafel 3.)
Die klimatischen Bedingungen in diesem Gebiet sind denen von Usambara ähnlich. Der ganze Verlauf
des Klimas ist an den einzelnen Orten stark von der Höhe, der Lage zu den Winden und den Gelände
verhältnissen abhängig. Die Lage zu den Hauptwinden bedingt insbesondere die örtliche und zeitliche Ver
teilung der Bewölkung, Niederschläge, Sonnenscheindauer und damit der Temperaturhöhe und Temperatur
schwankung.
Etwa von Mai bis Oktober weht der Siidostpassat und von Dezember bis März der Nordostmonsun.
Der Hauptniederschlag fällt, wenn die Winde kentern. Während in der flachen Steppe zur Zeit der vor
herrschenden Südost- und Nordostwinde die Trockenzeiten sich ausbilden, bringen beide Winde am
Kilimandscharo Regen. Der Siidostpassat bringt die meiste Feuchte, und deshalb ist die Südostseite dieser
Landschaft am regenreichsten. Die Nordostseite hat im November das Regen-Maximum.
Mit der Höhe nimmt die Temperatur ab, die Feuchte dagegen, vor allem an den Luvseiten, zu; die Zahl
der Trockenmonate verringert sich. Infolgedessen reihen sich verschiedene Vegetationsstufen mit zu
nehmender Höhe aneinander. An den Steppengürtel der Fußstufe, der bis zu einer Höhe von 1600 bis
1800 m reicht, schließt sich der Urwald bis rund 2700 m an. Etwa bei 1800 m Höhe liegt die Frostgrenze.
Im Süden bei Madschame steigt der Urwald bis 3600 m an. Im Norden hat er oft nur 300 bis 400 m Breite.
Oberhalb des Urwaldes, in der Hochregion, nimmt die Niederschlagsmenge wieder ab.
Der Steppengürtel.
Es ist das Beobachtvingsmaterial der Stationen Alt-Moschi (1150 m), Mamba (1550 m), L e u d o r f
(1250 m) und Aruscha (1410 m) verwertet worden.
Im Gang der Bewölkung spiegeln sich die Niederschlagsverhältnisse wieder. Die genannten Stationen
haben im Mai (Leudorf im April) das Maximum der Bewölkung. Alt-Moschi hat noch bis Juli mehr als sieben
Zehntel Himmelsbedeckung. Januar weist die geringste Bewölkung auf bei ausgesprochen trockenem Nord
ostmonsun. Umgekehrt verläuft der jährliche Gang der Sonnenscheindauer. Januar bis März haben die
schönsten sonnigen Tage. Es wird berichtet, daß der Tropenhelm wenig getragen wird, und meist ein Filzhut
mit breiter Krempe gegen die Strahlung genügt.
In den Temperaturen kommt die Höhenlage zum Ausdruck. In Alt-Moschi übersteigt die mittlere
Temperatur der wärmsten Monate Januar und Februar 23°, in Leudorf und Aruscha werden im Februar
22° und in Mamba von Dezember bis März 19° überschritten. Der kühlste Monat am Ende der großen
Regenzeit hat in Alt-Moschi (Juli) 17,9°, in Leudorf (Juni) 16,3°, in Aruscha (Juli) 16,8° und in Mamba (Juli)
14,9°. Die jährliche Schwankung ist also überall nicht größer als 5—6°.
Die täglichen Temperatur Schwankungen dagegen sind groß. Die tägliche periodische Schwankung wird
dabei wenig von der unperiodischen übertroffen. Die größte Schwankung finden wir durchweg in den
Trockenmonaten Januar und Februar, wenn der Nordostmonsun die geringste Bewölkung aufkommen läßt.
Die heiße Zeit ist damit in dieser Landschaft durch große tägliche Schwankungen klimatisch begünstigt. Die
kühlen Monate haben geringere Temperaturschwankung, aber die Temperaturen sinken nachts stets be
trächtlich. Sie können in unteren Lagen bis rund 12°, in höheren bis fast 8° sinken. Das Gebiet weist jene
regelmäßigen täglichen Schwankungen auf, derer der Nordeuropäer zur Wärmeregulierung seines Körpers
bedarf. Trotj erhöhter Niederschläge und stellen- und zeitweise auftretender Nebel ist die Luftfeuchte nicht
so groß, daß die Gesundheit geschädigt wird. Die im Regenschatten liegenden ausgesprochenen Steppen
gebiete lassen infolge der verhältnismäßig großen Lufttrockenheit auch bei plötjlichem Sinken der Temperatur
meist keine Erkältungen aufkommen. In Alt-Moschi mit dem stärksten Steppencharakter überschreitet die
mittlere monatliche relative Feuchte nur wenig den Betrag von 80%.
Die Temperatur-Wetterhaftigkeit scheint mit der Höhe etwas zuzunehmen. Ihre Größenordnung zeigt
jedoch bei allen Stationen die charakteristische geringe Wetterhaftigkeit der Tropen.