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Full text: 60, 1940

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Joachim B 1 ii t li g c n : Geographie der winterlichen Kaltlufteinbr iiehc in Europa. 
(alen KE oft nur wenige hundert Meter betragen. Die Mächtigkeit eines KE gewinnt indirekt 
auch für unsere Zwecke Bedeutung insofern, als manche geographisch wichtigen Erscheinungen 
eines KE sich nur aus einer bestimmten Mächtigkeit erklären lassen, wie z. ß. die frontalen 
Aufgleitschneefälle bei Südostströmen. 
2. T y p eil de r K a 111 uf I: vo r s t öße. 
Wenn im folgenden eine Typeneinteilung der KE versucht werden soll, so sind dabei 
wiederum nicht meteorologisch wichtige Eigenschaften maßgebend, sondern unmittelbar 
erke n n b are. p h ysio g n omische. r ä u m 1 i c h g e b u n d e n e C h arakteristika. 
Für den Meteorologen wird es wesentlich sein, die KE nach ihrem Gehalt an Feuchtigkeit, 
ihrer Äquivalenttemperatur, ihrem adiabatischen Gradienten sowie ihrer Mächtigkeit zu 
klassifizieren, aber diese Fragestellungen können für eine Einteilung, die geographischen Be 
langen gerecht werden will., nicht ausschlaggebend sein. Daß die Auswirkungen der oben 
zitierten Eigenschaften auf die Physiognomie der KE (sei es in bezug auf Bewölkung, Nieder 
schlag. Alterung, Aufheiterung usw.) stark hervortreten können, ist eine andere Sache, die in 
das Bei'eich geographischer Betrachtung fallen kann. Da wir hier einen KE jedoch als ge 
gebenen Vorgang hinnehmen, den meteorologisch-geophysikalisch zu analysieren dem Ziele 
dieser Arbeit nicht entspricht, werden diejenigen Eigenschaften besonders zu einer Typen 
bildung herangezogen werden, die räumlicher und zeitlicher Bedingtheit entspringen, ganz 
ähnlich, wie dies bisher auf dem Gebiete der geographischen Klimakunde mit den Mittelwerten 
der klimatologischen Elemente geschehen ist. 
Für die Typenbildung der KE ist die Herkunft der KL zunächst wichtig, ob Kontinent 
oder Meer, in Verbindung mit der Breitenlage. Es ist etwas grundlegend anderes, ob ein KE 
nördlich des Polarkreises und über dem Eismeer entspringt, oder ob er weiter südlicher und in 
Kontinentalgebieten ansetzt. Sodann wird die weitere Unterlage, über die er dahinstreicht, 
von modifizierendem Einfluß sein. Ein Strömen über See bringt geringe Reibung sowie geringe 
Aus- und Einstrahlungsextreme mit sich, dafür hohen Feuchtigkeitsgehalt. Der Temperatur 
gradient solcher ozeanischer Luftmassen beträgt nach Sieger (1936) im Winter im Mittel 0.6 
bis 0.7°. am Boden sogar bis 0.9° (Fontei I. 1932, S. 17): derselbe kontinentaler Kaltluft beläuft 
sich nur auf 0.1 bis 0.4°, z. T. sogar bis 0.08° (PC im Februar), also nahezu Inversion. Für die Ge 
birgslagen des Untersuchungsgebietes gewinnt die Größe des Temperaturgradienten pro 100 m 
naturgemäß große Bedeutung. — Gebirgszüge schaffen andere Strömungsbedingungen, indem 
sie sich nicht sehr mächtigen Kaltlufteinbrüchen als wirksames Hindernis entgegenstellen. Im 
einzelnen hier alle geographischen Faktoren aufzuzählen erübrigt sich, denn aus ihrem Mosaik 
schälen sich die nachstehend geschilderten Typen heraus: außerdem kommen wir im Kapitel C 5 
noch darauf zurück. Man wird vielleicht bei den hier auf gestellten Typen eines vermissen: den 
Gesichtspunkt der Zeit. Er ist bei der Gliederung der Typen selbst nicht berücksichtigt worden, 
diese ist vielmehr ausgesprochen regional: w r ohl aber kommt er im Kapitel C 8 über den jahres 
zeitlichen Gang der KE eingehend zur Sprache. Es hat sich herausgestellt, das muß hier vor 
greifend bemerkt werden, daß zwar Häufigkeit und Ausdehnungsbereich jahreszeitlichen 
Schwankungen unterliegen, und ebenso auch die Temperaturmittelwerte, daß aber andererseits 
die clen KE-Typ schaffenden geographischen Konstanten ihm eine relativ unveränderliche 
Struktur verleihen, welche die Identifizierung immer ziemlich leicht ermöglicht. 
Aus dem beinahe 800 Einzelfälle umfassenden KE-Material, das in der Statistik festgehalten 
wurde, sind 6 verschiedene Typen herausgesondert, die im Untersuchungsbereich Europas auf- 
treten. Sie lassen sich fast alle stets nach clen gleichen Methoden kennzeichnen und eindeutig 
zuweisen, so daß die beachtenswerte Tatsache besteht, daß die ungeklärten f älle eine ganz ver 
schwindende Zahl (höchstens 2 u /„) ausmachen. Die sechs Typen sind folgende: 
a) maritimpolare Vorstöße von Island her: Nordwestluftvorstoße (Fig. 6) = NW-KE: 
b) die indifferente Kaltluft Skandinaviens und ihre Oszillationen: skandinavische Kalt- 
1 uft (Fig. 7) = Sk-KE;
	        
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