Josef Marner: Die klimatischen Bedingungen für die Siedlung von Nordeuropäern in den Tropeu.
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Im September seßt allmählich der Übergang zur zunächst noch trockenen „heißen Zeit“ ein. Es
beginnen wieder die drückend heißen, unangenehmen Tage für den Europäer. Auch die Nächte sind schwül
und verursachen Schlaflosigkeit. Erst gegen Morgen kühlt es ab. Der Körper ist jedoch erschlafft und un
fähig zu irgendwelcher Arbeit. Am schlimmsten ist es von Oktober bis November. In den Mittagsstunden
ist der Aufenthalt für den Europäer im Freien nicht ratsam. Die Aufzeichnungen des Thermo- und Hygro
graphen vom 12. 10. bis 19. 10. 1936 sind besonders bezeichnend (Figur 12). Die Temperaturen liegen nie
mehr unter 15°, selten unter 20°, sie übersteigen mittags stets 30° und erreichen fast 35°.
Man sieht also, daß in 500 m Höhe eine ganze Reihe von Monaten Schwüle aufweist, anderseits aber
auch monatelang angenehme klimatische Verhältnisse herrschen. Den ersten Teil der Trockenzeit nennt der
Pflanzer G. Werner in Tangeridza (1000 m hoch) in seinen meteorologischen Berichten an die Deutsche
Seewarte bezeichnend „Eiszeit“, weil die Temperaturen unter + 10° sinken!
Es wäre nun festzustellen, ob die obigen Schilderungen im Einklang stehen mit den Untersuchungen
von Castens über den Schwüle- und Behaglichkeitsbereich. Wählt man einzelne Daten der Temperatur
und Feuchte von Kizunguzi aus, so wird bestätigt, daß die Kombinationen „Temperatur—Feuchte“ stets im
Schwülebereich liegen, wenn von Schwüle die Rede ist. Eine gute Übereinstimmung damit liefern uns be
sonders die Angaben der Station Kilossa, die ebenfalls annähernd in 500 m Höhe liegt. Zw r ar sind die
folgenden Daten (Übersicht 10) nicht für alle Monate gleichmäßig langjährige Mittel, aber zum Vergleich
mögen sie genügen:
Übersicht 10: Kilossa.
Monat
t
F
Vt w
H
7h
14^
21t
Tag
Tag
%
Tag
m/sec
mgcal/cm 2 sec
I.
22.4°
30.1°
24.2°
25.2°
84
4,
4.9°
13
II.
22.1
30.4
23.5
24.9
86
1.9
6.6
9
III.
21.9
30.8
23.8
25.1
87
3.5
4.5
11
IV.
21.4
28.0
22.5
23.6
88
3.7
5.5
13
V.
19.8
26.6
21.1
22.1
89
6.1
5.5
18
VI.
15.7
25.6
18.9
19.8
76
5.7
6.8
20
VII.
15.5
26.1
19.8
20.3
66
5.4
6.2
22
VIII.
18.4
27.0
21.3
22.0
63
5.4
6.7
17
IX.
20.4
29.3
24.3
24.6
57
—
5.6
—
X.
21.9
21.3
25.6
26.1
59
—
—
—
XI.
22.5
29.9
23.6
24.9
71
—
—
—
XII.
22.4
29.2
24.3
25.1
82
_
—
—
Das Klimagramm von Kilossa liegt in vier Monaten in der Behaglichkeitszone, in acht Monaten im
Schwülebereich. Die Abkühlungsgröße übersteigt in der „kalten Zeit“ sogar 20.
Die klimatischen Verhältnisse sind im Westen des Randgebirges etwas andere. Die Unterschiede werden
deutlich erkennbar, wenn man die Station Mpapua im Westen von Kaguru mit Kilossa vergleicht. Troß
der größeren Höhenlage (1010 m) ist Mpapua trockener. Es liegt im Regenschatten und hat ausgesprochene
Trockenmonate. Daß in diesen Höhen die Temperaturen allgemein herabgeseßt werden, ist verständlich, doch
erreichen die Mittagstemperaturen noch beträchtliche Werte. Das mittlere Maximum von November beträgt
immer noch 30°. Die Morgentemperaturen liegen aber in allen Monaten unter 20°, und die mittleren monat
lichen Minima können bis unter 15° sinken.
Die Temperatur-Wetterhaftigkeit wird größer und erreicht im Jahresmittel 5,8°.
Nur noch sechs Monate liegen, wie das Klimagramm von Mpapua zeigt, im Schwülebereich, ohne sich
jedoch weit von der Grenzzone von Schwüle und Behaglichkeit zu entfernen. Auch in den geringen mittleren
monatlichen Windgeschwindigkeiten kommt wohl die Leelage der Station zum Ausdruck. Die Abkühlungs
größen von sechs Monaten sind 10 oder größer als 10, und die übrigen liegen nahe bei 10.
Aus den Ausführungen geht hervor, daß in Höhen um 500 m noch während des größten Teiles des
Jahres Schwüle herrscht. Von 1000 m Höhe ab tritt dagegen Schwüle nur noch zeitweise auf. In den tieferen