Josef Marner: Die klimatischen Bedingungen für die Siedlung von Nordeuropäern in den Tropen. 29
tägliche Schwankung in der Trockenzeit mit 17° bestimmt und die kleinste tägliche Schwankung in der
Regenzeit mit 2,5°. Die Unterschiede der täglichen Schwankung in der Regen- und in der Trockenzeit sind
bei allen Stationen beträchtlich.
Die morgendlichen Mitteltemperaturen sinken bis unter 12° (in Kidugala). In Höhen über 1700 m
kommt es in der „kalten Zeit“ regelmäßig zu Frostbildung 62 ), und in einer Witterungsschilderung von Ifiga
vom 4. Juli 1934 heißt es: „Um 4 l A Uhr morgens trieft das Gras vor Tau, 514 Uhr beginnt es zu dämmern,
die Sonne geht klar auf. Von E kommt aus dem Tal ein leichter Hauch. — Der Hauch wird stärker, auf den
Gräsern erscheint Reif, vor allem im Tal, weniger an den Hängen. Das Maximum erreicht 20,5 0 .“ 63 ) In
diesen Lagen treten selbst in der Zeit des Übergangs von der kühlen zur warmen Zeit, etwa im September,
schöne angenehme Tage auf. Morgens liegt Tau. Über Tag wechselt Dunst mit Wolken und Sonnenschein,
die Temperaturen steigen am Tage bis 24° an und sinken abends auf 11—9°. In Höhen von 50 m über Ifiga
kommt es zu Reifbildung 64 ). Solche Tage findet man bis in den November hinein. Unangenehm sind neblig
kalte Tage, die selbst in der Trockenzeit auftreten können. Je höher man steigt, um so unangenehmer wird
die kühle und feuchte Witterung, die dort das ganze Jahr vorherrscht. Auch fallen Niederschläge in allen
Monaten, besonders an den ostwärts gerichteten Hängen. Von der Hum any-Pflanzung (Höhe 2000 m)
wird der typische Tagesablauf des Wetters wie folgt geschildert 05 ): „Morgens ist es klar, die Sonne ist von
dünner Cist- und Ast-Schicht verdeckt, sie kommt spät durch. Die Einstrahlung ist zeitweise stark. Über der
Ebene im Osten liegt ein Nebelmeer, das später auflockert und in Cu übergeht. Vormittags weht beständiger
Nordwestwind, nachmittags setjen Regen, oft in Begleitung von Gewittern, ein.“
Je mehr man sich nach Westen begibt, um so trockener wird es. Vor allem sind die Vormittage sonnig
und schön.
Schwüle und Abkühlungsgröße.
Die hier behandelten Gebiete liegen in Höhen, in denen die Schwüle keine entscheidende Rolle mehr
spielt. Das Klimagramm von Kigonsera, also der am tiefsten gelegenen Station, reicht im Januar bis März,
d. h. in den Monaten besonders großer Feuchte, gerade noch in die Schwülezone hinein. Die kühlen und
trockenen Monate entfernen sich beträchtlich aus der Grenzzone von Behaglichkeit und Schwüle. Die
Klimagramme von Tosamaganga und Kidugala liegen ganz in der Behaglichkeitszone. Die Abkühlungsgrößen
sind in Kigonsera in 6 Monaten größer als 10, in Kidugala von Juni bis September sogar größer als 20.
Nach Conrad würde dies für die lebten Monate reizmildes (kühles) Klima bedeuten. Starke Winde im
offenen Grasland des Ubena-Hochlandes mögen in Kidugala die besonders große Abkühlung zur Folge haben.
Zusammenfassung.
Die klimatische Ungunst für den Nordeuropäer liegt im südlichen Randgebirge weniger in den mit
großer Feuchte verbundenen hohen Temperaturen, wodurch das Gefühl der Schwüle hervorgerufen werden
kann. Wohl ist es möglich, daß in Höhen über 1000 m noch in wenigen Monaten Schwüle herrscht, in
höheren Lagen kann auch die Sonnenstrahlung zu gewissen Zeiten recht unangenehm werden. Die Haupt
ungunst des Klimas liegt vielmehr in der Häufung feuchter, kalter Tage, vor allem in Lagen über 2000 m
(Ifiga hat durchschnittlich etwa 65 Nebeltage im Jahre).
Eine gewisse Grenze scheint im Iringa-Hochland bei 1700 m zu liegen. Darunter wird weder Frost noch
Reif verzeichnet, während darüber regelmäßig Reif auftritt.
Es sei ausdrücklich darauf hingewiesen, daß der jahreszeitliche Verlauf des Klimas auch in großen
Höhen gleichmäßig ist, darin besteht also gegenüber dem Tiefland kein Unterschied. Wohl ist auf die große
tägliche Schwankung zu verweisen und die nächtliche Abkühlung hervorzuheben, die einen erfrischenden
Schlaf gewährleistet.
Im allgemeinen müssen die hier besprochenen Gebiete des ostafrikanischen Randgebirges als durchaus ge
eignet für die Ansiedlung durch Nordeuropäer angesprochen werden.
62 ) Nach einem Bericht von Herrn B. P 1 a t h e in Himbu, südöstlich von Iringa.
63 ) Nr. 49d, S. 251. 64 ) Nr. 49e, S. 493. 66 ) Nr. 49f, S. 117.