Walter Kups: Niederschlagsverhältnisse und Ursache der Niederschlagsverteilung im Weichselmündungsgebiet 39
im Binnenlande infolge der erhöhten Sonneneinstrahlung zahlreicher und stärker sind als über See. Hieraus
erklärt sich zunächst die Tatsache, daß im Frühjahr und Sommer das Land niederschlagsreicher ist als die
Küste. Aber auch die weitere Tatsache, daß der Anteil der Sommerniederschläge am Jahresniederschlag bei
den Stationen im 200-m-Niveau geringer ist als bei den auf demselben Breitenkreis gelegenen Stationen der
Ebene, findet ihre Erklärung in der Feststellung, daß die Sommerniederschläge größtenteils mit Gewittern
verbunden sind, deren Niederschlagsmaxima aber, wie sich bei den Einzelwetterlagen herausstellte, nicht auf
den Höhen, sondern in den Tälern auftreten. Ferner ist jetzt leicht einzusehen, warum in den Niederschlags
karten der Wintermonate die Luv- und Leegebiete besonders gut in Erscheinung treten, während sie in den
Karten der Sommermonate verwischt oder gar nicht trotz größerer absoluter Niederschlagsmengen anzutreffen
sind. Der Grund ist in der Art der Niederschläge zu finden, die im Winter selten Schauercharakter haben,
sondern vielmehr als Aufgleitniederschläge fallen. Wie die Untersuchung der Einzelwetterlagen ergab, ist aber
gerade aufgleitenden Warmluftmassen die Eigenschaft eigen, im Niederschlagsbild die orographischen Effekte
besonders ausgeprägt auftreten zu lassen. Das im Winter niedriger liegende Kondensationsniveau, das häufig
auf 200 m absinkt, bewirkt aber auch, daß der orographische Einfluß in dieser Zeit weit stärker ist als es im
Sommer der Fall sein kann. Es werden daher im Winter die höher gelegenen Stationen mehr Niederschlag
erhalten als die der Ebene. Auch die Tatsache, daß im Winter die Küstengebiete feuchter sind als das Binnen
land, findet ihre Erklärung in dem tiefen Kondensationsniveau der warmen und feuchten Luftmassen über
dem Wasser.
5. Die Entstehungsursache des Isohyetenbildes der Jahreskarte.
Wenn auch der Einfluß der Orographie auf die Niederschlagsverteilung gezeigt werden konnte, so ist
damit noch nicht die Ursache des eigenartigen Isohyetenbildes der Jahreskarte gefunden; denn keine der
Einzelniederschlagskarten stimmt mit der Jahreskarte überein. Die meiste Ähnlichkeit im Isohyetenverlauf
besitzen allerdings, wenn man von den absoluten Werten absieht, jene Niederschlagskarten, die auf Grund
der Regenmengen gezeichnet wurden, die als Aufgleitniederschläge bei westlichen Winden fielen. Diese
Karten haben mit der Jahreskarte das gemeinsam, daß sich eine Zone geringsten Niederschlags in der
Niederung westlich der Weichsel und ein Gebiet großer Niederschlagsmenge, erkennbar an der Ausbuchtung
der Isohyeten, westlich der Elbinger Höhen herausheben. Sie weisen aber auch einen deutlichen Unterschied
auf. In der Jahreskarte findet sich ein abgeschlossenes Maximum im Ostteil der Niederung; zwischen diesem
und dem Westrand der Elbinger Höhen ist ein schmaler Streifen geringerer Niederschlagshöhe. In den
Tageskarten dagegen reicht das Regengebiet ohne Unterbrechung von der Gegend um Tiegenhof bis hinauf
zu den Elbinger Höhen.
Die Ursache dieses Unterschieds möchte ich folgendermaßen erklären: Das Isohyetenbild der Jahres
karte kann man entstanden denken durch Überlagerung der Isohyetenbilder sehr vieler Einzelniederschlags