Josef Marner: Die klimatischen Bedingungen für die Siedlung von Nordeuropäern in den Tropen.
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2. Die südliche Küste und ihr Binnenland.
(Klima-Tabellen 6—10, Seite 55—57; Klimagramme 4—6, Tafel 1.)
Sonnenscheindauer.
Es liegen keine Angaben über Messungen mit Schwarzkugel-Thermometern vor. Von Lin di sind nur
aus dem Jahre 1911 Messungen der Sonnenscheindauer veröffentlicht. Nach ihnen liegt das Minimum im
Juli, das Maximum im Oktober, am Ende der Trockenzeit. Die mittlere Himmelsbedecknng beträgt in beiden
Monaten etwa 3 bis 4 Zehntel.
Verlauf der Temperatur.
Die mittlere Jahrestemperatur ist im Süden etwas höher als im nördlichen Küstengebiet, wie überhaupt
fast alle Monatsmittel von Lin di und vor allem von Kilwa über denen von Daressalam liegen. Die
heißesten Monate sind, wie aus den Angaben der Extremtemperaturen hervorgeht, November und Dezember.
(Kilwa mittleres monatliches Maximum im Dezember 31,9°, Lindi im November 33,1°.) Die wärmsten
Monate haben wir also beim Sonnenhöchststand vor Beginn der Regenzeit, die etwa von Dezember bis April
dauert. Die tiefsten Temperaturen treten im Juni/Juli, also im Südwinter, auf. (Kilwa mittleres monatliches
Minimum Juli 19,8°, Lindi Juni 17,1°.) Die größeren jährlichen Schwankungen beider Extremtemperaturen
sind auch durch den stärker ausgeprägten Gegensaß von Regen- und Trockenzeit des südlichen Teiles der
Kolonie mitbedingt. Die Monatsmittel weichen um geringere Beträge voneinander ab als in Daressalam oder
Tanga, so daß die jährliche Schwankung klein erscheint. Trotzdem ist der Gegensaß der Jahreszeiten größer
als im Norden. Das kommt sinnfällig im täglichen Gang der Temperaturen zum Ausdruck. In allen Monaten
ist in Kilwa wie vor allem in Lindi die tägliche Temperaturschwankung größer als in Daressalam. Die
Mittagstemperaturen sind höher, aber die Morgentemperaturen tiefer. Das gleiche spiegelt sich in den mitt
leren monatlichen Extremtemperaturen wieder. Vor allem zeigt sich in der kühlen und trockenen Zeit, von
Mai bis Oktober, eine erhebliche Zunahme der täglichen Schwankung. Ein Vergleich der beiden Stationen
Kilwa und Lindi läßt erkennen, daß die tägliche Temperaturschwankung nach Süden immer größer wird.
Wenn schon in Daressalam in der Trockenzeit die Morgentemperaturen bis 17° sinken können, so wird
dieser Betrag in Lindi sogar im Juni vom mittleren Minimum schon erreicht. Es kommen in der Trockenzeit
Morgentemperaturen bis 14° vor.
Alles das, was über das Befinden des Europäers und vor allem über die wohltuende Wirkung der Nächte
in dieser Zeit bei Daressalam gesagt worden ist, gilt sinngemäß in verstärktem Maße für das hier besprochene
Gebiet. Aber auch in der heißen Zeit sinken im südlichen Küstengebiet die Temperaturen nachts tiefer als
im Norden, wird doch in Lindi die Temperatur-Schwelle von 25° von der mittleren monatlichen 7 Uhr-
Temperatur nur noch in einem Monat (Januar) überschritten, während dies in Daressalam in drei Monaten
der Fall ist.
Temperatur-W etterhaftigkeit.
Das Jahresmittel der Temperatur-Wetterhaftigkeit in Kilwa ist 4,5° wie in Mohoro; dasjenige von
Lindi beträgt 4,6°. Die Zahlen bleiben zwar unter 5, zeigen aber anscheinend eine geringe Zunahme, je
weiter wir uns vom Äquator entfernen.
Schwüle und Abkühlung s große.
Wenn auch die mittleren monatlichen Temperaturen keine große Verschiedenheit aufweisen, so ist dies
jedoch bei der Feuchte in stärkerem Maße der Fall. Hier erscheint der Gegensaß von Regen- und Trocken
zeit deutlich. In Lindi beträgt das Minimum der Feuchte 69% im Juni, das Maximum 85% im März. Be
zeichnend ist allerdings, daß selbst in der Trockenzeit nur eben 70% unterschritten werden.
Die großen Gegensäße deuten sich in dem langgezogenen Klimagramm von Lindi an. Alle Monate fallen
noch in den Schwülebereich, doch kommt der Juni der Grenzzone von Behaglichkeit und Schwüle schon sehr
nahe. Das Klimagramm von Kilwa zeigt ähnlichen, allerdings nicht so ausgeprägten Verlauf wie dasjenige
von Lindi.