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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 60. Band, Nr. 5
Gebiet bis auf 32 anwuchs. Da außerdem das Kanalbauamt der Stadt Danzig im Jahre 1898 am Pumpwerk
Danzig-Kämpe einen registrierenden Regenmesser aufstellte, waren 1914, zusammen mit den Stationen der
Deutschen Seewarte und des Wasserbauamtes, insgesamt 37 Meßstellen vorhanden.
Bereits zu Beginn des Weltkrieges mußten einzelne Stationen ihre Messungen einstellen. Erheblich
verringert wurde ihre Zahl jedoch nach der Abtrennung des Gebietes westlich der Weichsel und Nogat,
dessen größter Teil Polen zuerkannt und dessen kleinerer Teil zu einem selbständigen Staat „Freie Stadt
Danzig“ gemacht wurde. Bestehen blieben nur die nicht zu deutschen Zentralstellen gehörigen Stationen,
also die von den Danziger Behörden unterhaltenen Meßstellen Gasanstalt, Prangenau und Kämpe sowie eine
vom Danziger Deichverband im Jahre 1918 in Klein Plehnendorf an der Weichsel errichtete Meßstation.
Die innerhalb der Grenzen des Deutschen Reiches verbliebenen Stationen setzten bis auf wenige Aus
nahmen bzw. geringfügige Unterbrechungen ihre Beobachtungen fort und sind nach Schaffung des Reichs
amts für Wetterdienst beträchtlich vermehrt worden. Ihre Meßergebnisse sind in den Veröffentlichungen des
Pr. Met. Instituts bzw. denen des Reichsamts für Wetterdienst enthalten.
Im Gebiet der Freien Stadt Danzig wurde bereits im Jahre 1920 in dem Vorort Langfuhr das Staat
liche Observatorium errichtet, das im Januar 1921 mit regelmäßigen Niederschlagsmessungen begann und sich
auch um die Schaffung weiterer Meßstellen bemühte. So konnten Ende des Jahres 1925 elf weitere Stationen
in den Kreisen Danziger Niederung und Danziger Höhe eröffnet werden, die zum Teil an denselben Orten
lagen, an denen sich auch die Stationen des Pr. Met. Instituts befanden. Dem früheren Leiter des Staatlichen
Observatoriums Staben ist es zu verdanken, daß dies noch weitmaschige Netz auf 63 Meßstellen verdichtet
werden konnte. Da das Freistaatgebiet etwa 2000 km 2 umfaßte, befand sich durchschnittlich eine Meßstelle
auf 30 km 2 ; diese Dichte wurde weder in Deutschland noch sonst in Europa erreicht. Die Ergebnisse der
Stationen wurden in Form monatlicher Niederschlagskarten veröffentlicht; die Beobachtungen des Staatlichen
Observatoriums erschienen jährlich bis 1938 einschließlich im Rahmen der Veröffentlichungen des Staatlichen
Observatoriums Danzig unter dem Titel „Ergebnisse der Meteorologischen Beobachtungen in Danzig“. Eben
falls als Veröffentlichung des Staatl. Obs. Danzig erschien im Jahre 1938 eine Arbeit von J. Staben „Die
Niederschlagsverteilung im Gebiet der Freien Stadt Danzig“, die einen Teil der Ergebnisse in meist karto
graphischer Form zusammenfaßt.
In dem Polen zugesprochenen Gebiet wurden ebenfalls einige der alten Meßreihen fortgeführt. Das
Meteorologische Institut von Polen, Warschau — Panstwowy Instytut Meteorologiczny, Warszawa —, ließ
in Heia bereits im September 1920 die Messungen an derselben Stelle aufnehmen; ebenso wurde in Dirschau-
Tczew und Wirty im Jahre 1921 mit den Niederschlagsbeobachtungen begonnen. Auch in Karthaus-Kartuzy
ist, allerdings erst 1930, wieder eine Meßstation errichtet worden. Das Meteorologische Institut von Polen
hatte es sich besonders angelegen sein lassen, die Niederschlagsverhältnisse auf dem offenen Meere zu
erforschen und errichtete deshalb längs der polnischen Küste sowie auf der Halbinsel Heia eine größere
Anzahl weiterer Meßstellen. Im Lande dagegen ging die Zahl der Meßstellen gegenüber dem Stand im
Jahre 1914 erheblich zurück. Die Veröffentlichung der Beobachtungen geschah durch das Meteorologische
Institut von Polen in dem Jahrbuch „Rocznik Panstwowego Instytutu Meteorologicznego“, das bis zum
Jahre 1933 erschienen ist. Erwähnenswert ist ferner, daß vom Mai 1920 bis Juni 1929 im Danziger Hafen eine
meteorologische Station von Polen unterhalten wurde, die auch Niederschlagsmessungen anstellte. Sie war
auf der Westerplatte, dem rechtsseitigen Mündungsufer der Weichsel, das als Munitionsumschlagsplatz dem
polnischen Staate zuerkannt war, untergebracht und ist in der polnischen Literatur unter der Bezeichnung
„Nowyport“ zu finden.
Die durch den Polenfeldzug bedingte Veränderung der politischen Grenzen läßt auch eine großzügige
Neuordnung der Verhältnisse in meteorologischer Hinsicht erwarten.
Der Teil des benutzten Beobachtungsmaterials, der bisher nicht veröffentlicht worden ist, wurde mir
auf Anforderung von dem Reichsamt für Wetterdienst, dem Meteorologischen Institut von Polen, Warschau
(früher Panstwowy Instytut Meteorologiczny, Warszawa), dem Staatlichen Observatorium Danzig sowie dem
Kanal- und Wasserbauamt der Stadt Danzig zur Verfügung gestellt, wofür ich an dieser Stelle meinen Dank
sagen möchte.
2. Prüfung der Homogenität des Beobachtungsmaterials.
Häufig wird in der Literatur darauf hingewiesen, daß es wertlos ist, Untersuchungen, besonders über
den Niederschlag, anzustellen, wenn nicht eine eingehende Prüfung auf die Homogenität des Materials
vorangeht (3, 485; 14, 75). „Homogen“ nennt man eine Niederschlagsreihe, wenn die bei ihren Elementen
auftretenden Schwankungen nur durch den Witterungsablauf im betreffenden Gebiet hervorgerufen werden.
Äußere Einflüsse, wie z. B. das Leckwerden des Auffanggefäßes, machen sie inhomogen. Die Tatsache, daß