Johanna Wrobel: Das Klima von Katalonien und der Provinz Castellón auf Grund der spanischen Wetterbeobachtungen usw. 43
Windstille; diese und die durch die frisch gefallene Schneedecke noch geförderte Ausstrahlung ließen die
Temperaturen sehr tief sinken. Die extremen Minimaltemperaturen betrugen in 1.50 m Höhe über dem
Erdboden am 28. Februar 1924 für:
Barcelona (Observatorium Fabra) ... — 5.0° 412 m
S. Julián de Vilatorta —-15.2° 588 m
Isern (temporäre Station am Gurri) ... — 26.5° 470 m
Puig Sec — 8.1° 650 m
(vgl. 43, 25/27).
Diese Zusammenstellung zeigt uns, wie gerade bei den Windstillen der antizyklonalen Lage scharfe
Fröste auf dem Grunde der Plana de Vieh entstehen. Ferner finden wir an diesem Fall ein gutes Beispiel
für die Temperaturumkehr und für den Gegensatj zwischen einer litoralen Station mit ungehindertem Luft
austausch und den stagnierenden Kaltluftmassen der Plana.
Häufig kommt es vor, daß bei einem Hoch über Mittel- und Osteuropa die kontinentale Kallluft die
Pyrenäen und die Alpen nicht überschreiten kann. Sie dringt dann als heftiger Mistral durch das Rhonetal
ins Mittelmeer. Die Temperaturdifferenzen zwischen Marseille und Barcelona können sehr groß sein. Ein
Beispiel bietet dafür der 13. Februar 1929, wo Marseille früh um 8 Uhr bei heiterem Himmel und stürmischem
NW (Mistral) — 13° und Barcelona bei leichter Bewölkung und mäßigem NNW 2° messen konnten. Die
Temperaturdifferenz betrug also 15°. Die Isobaren von 8 Uhr zeigen, daß die Pyrenäenhalbinsel unter dem
Einfluß einer atlantischen Zyklone stand, und daß sich im Golf von Genua ein sekundärer Tiefkern aufhielt.
In Zaragoza fiel bei Westwind Schnee (vgl. 39, 9).
Wie wir weiter oben schon feststellen konnten, treten als Niederschlagsbringer oft atlantische Zyklonen
auf, die von Norden her oder durch die Straße von Gibraltar zum Mittelmeer wandern. So verursachte in
den Tagen vom 1. bis 6. Februar 1930 eine Zyklonenfolge vom Golf von Biscaya her im untersuchten Gebiet
bei Winden aus nördlicher bis westlicher Richtung Niederschlag, und das gleiche gilt vom 8., 10. und 19. Fe
bruar 1923. In demselben Monat rief auch am 12. ein sekundärer Tiefkern über Italien bei kalten nordöst
lichen Winden in den Höhenlagen Schnee hervor (31, 3). Die Straße von Gibraltar wurde im Februar 1924
von den atlantischen Zyklonen als Einfallstor zum Mittelmeer bevorzugt (z. B. vom 16. bis 22. und am 25.
sowie 26.). Daraus läßt sich der gegenüber den katalanischen Gebieten viel ergiebigere Niederschlag der
Provinz Castellón in den genannten Tagen erklären. Im ganzen Gebiet war der Februar 1923 äußerst
trocken. Die Ursache dafür ist in dem sehr häufigen antizyklonalen Wetter zu suchen, das ja den Zyklonen
den Eintritt in die Halbinsel versperrt.
März.
Im März ist ein allgemeiner Zuwachs der Niederschläge festzustellen. Nur bei den Stationen der süd
lichen Küste, die ja schon im Februar ein kräftiges Anschwellen verzeichnen konnten, tritt eine Abnahme
ein. Im allgemeinen nehmen auch die Bewölkung und die Niederschlagstage zu. Die relative Feuchtigkeit
zeigt dagegen ein kleines Absinken. Die Temperaturerhöhung vom Februar zum März ist bedeutend größer
als ihr Anstieg vom Januar zum Februar. Am Küstensaum erreicht die mittlere Monatstemperatur ca. 12°,
in der Ebene von Lérida dagegen nur 9°, und in der Plana de Vieh beträgt sie sogar nur 7°. Die mittlere
Maximaltemperatur liegt fast bei allen Höhenstationen über 10°. Absolute Maximaltemperaturen von mehr
als 25° sind keine Seltenheit. Die mittleren Minima sinken nur bei den höchsten Stationen noch unter den
Gefrierpunkt, aber mit Ausnahme von wenigen Küstenstationen bleibt das absolute Minimum der 20 Jahre
immer unter dem Nullpunkt, und bei den Höhenstationen treten sogar noch starke Fröste von 10 bis 13° auf.
Im März ist die Erwärmung des Festlandes schon bedeutend stärker, und deshalb kann sich ein eigenes
Hochdrudsgebiet über dem Innern der Iberisdien Halbinsel nur noch schlecht bilden. Aus diesem Grunde
ist den atlantischen Tiefdruckwirbeln das Eindringen in die Halbinsel jetjt leiditer gemacht. Ferner ist das
Meer noch viel wärmer als das Festland, und die vom Meer her wehenden Winde finden also über dem
kühleren Lande gute Kondensationsmögliehkeiten.