Johanna Wr obel: Das Klima von Katalonien und der Provinz Castellón auf Grund der spanischen Wetterbeobachtungen usw. 33
oder weniger dem stark ausgeprägten nordsüdlichen Luftdruckgefälle unterworfen. An der Nordküste
wehten nördliche bis nordöstliche Winde; auch Barcelona hatte schwachen Nord und wolkenlosen Himmel.
Am Ebro meldeten Zaragoza stürmischen West und Tortosa kräftigen NW, und die Thermometer zeigten
in Zaragoza 15°, in Barcelona sowie Tortosa je 20°. Während in Zaragoza die relative Feuchtigkeit noch
85 7o betrug, wurde sie in Tortosa durch den NW, der absteigende Tendenz hatte und über ein trockenes
Land kam, auf 55 7o heruntergedrückt (Mestral).
Die Lage II kann auch in der Form auftreten, daß sich der Kern oder der Ausläufer des Azorenhochs
noch weiter nach NE verlagert. Dann stellen sich in Katalonien und Castellón sehr hohe Strahlungstempe
raturen ein. Am 24. August 1930 befand sich der Kern des Hochs mit 1025 mb über dem Ebrobecken.
Das Hochdruckgebiet reichte im Norden bis an die Britischen Inseln, umspannte ganz Mitteldeutschland, die
Alpen, Mittelitalien, das Balearenbecken, die ganze Iberische Halbinsel und den benachbarten Atlantischen
Ozean. Die spanischen Stationen zeigten um 7 Uhr heiteren bis leicht bewölkten Himmel und schwache
Winde. Es meldeten Barcelona schwachen West, 27° und 64 °/o relative Feuchtigkeit. In Tortosa war Wind
stille, eine Temperatur von 25° und 84% relative Feuchtigkeit wurden gemessen. Am Abend des gleichen
Tages beobachteten Barcelona und Zaragoza Temperaturen von 30° bzw. 34° und eine relative Feuchtigkeit
von 54 % bzw. 44 %. An beiden Orten herrschte Windstille. Die extremen Temperaturen betrugen im
untersuchten Gebiet für Barcelona 31/23°, für Zaragoza 36/20°, für Gerona 35/21° und für Castellón 29/21°.
Aus diesen Angaben geht eindeutig hervor, daß diese Wetterlage sehr hohe Temperaturen bedingt und die
relative Feuchtigkeit herabdrückt. Bei klarem oder wenig bewölktem Himmel kann die Einstrahlung un
gehindert wirken. Die Seewinde können keine Kühlung bringen, denn das westliche Mittehneerbeeken ist
ja in das Hochdruckbereich mit einbezogen, und der Gradient ist äußerst gering. Unter ähnlichen Bedin
gungen hatte die katalanische Küste am 23. Juli 1929 um 8 Uhr früh schon Temperaturen um 30°. Barcelona
zeigte leichten W-Wind, wolkenlosen Himmel und 30°. Die vom trockenen Innern kommenden Winde
ließen die Temperaturen im Küstenbereich auf diese Höhe ansteigen. Vom 13. bis 15. Juli 1924 lagen
infolge dieser Luftdruckverhältnisse um 8 Uhr früh die Temperaturen bei westlichen Winden in Barcelona
zwischen 26 bis 30°. Das absolute Temperaturmaximum des gesamten Gebietes (Flix 43°) wurde durch diese
Hochdrucklage am 10. August 1923 verursacht (vgl. S. 61).
Für die Lage III, (45, Karte 8) sind lokale Tiefdruckgebiete, die durch Einstrahlung über der Iberischen
Halbinsel entstehen, charakteristisch. Bei dem geringen barometrischen Gradienten treten Windstille oder
nur leichte wechselnde Winde auf. Im Laufe des 15. August 1929 entwickelten sich über der Iberischen
Halbinsel zwei Tiefdruckgebiete. Um 8 Uhr morgens zeigte sich ein schwaches Minimum südöstlich von
Madrid, wo bei leichtem NE etwas Bewölkung herrschte. In Zaragoza lagen die gleichen Verhältnisse bei
schwachem West vor. Barcelona hatte bei Windstille und etwas mehr Bewölkung 24°. Aus dem Isobaren
bild von 19 Uhr ist eine beträchtliche Ausdehnung des bereits vorhandenen Tiefs zu ersehen und die Bildung
eines sekundären Tiefkerns über den östlichen Pyrenäen und dem ihnen benachbarten Teil des Ebrobeckens.
Am 4. August 1930 kam es sogar zur Entwicklung von drei lokalen Tiefdruckgebieten, die um 18 Uhr über
Altkastilien, SE-Spanien und Aragonien sowie Katalonien lagen. Zaragoza meldete um diese Zeit schwachen
NE, 30° und 54% relative Feuchtigkeit, Barcelona leichten SE, 27° und 74% relative Feuchtigkeit, Tortosa
hatte stärkeren SSE, 28° und 64 % relative Feuchtigkeit. Da der Himmel wolkenlos war, konnten infolge
der Einstrahlung folgende extreme Temperaturen entstehen: Zaragoza 33°, Barcelona 28°, Tortosa 29° und
Castellón 31°.
Auch bei dieser Wetterlage III, sind Niederschläge selten, wenn nicht lokale Gewitter Regen bringen.
Vom 13. zum 14. August 1926 trat dieser Fall ein. Das lokale Minimum lag am Morgen des 13. über dem
W der Halbinsel. Infolge der Einstrahlung entwickelte sich dieses Tief zu einem peninsularen, das sich um
7 Uhr abends in der Nähe des Ebrobeckens befand. Während der Nacht bewegte sich dieses Minimum zum
westlichen Mittelmeerbecken, und beim Durchzug entstand in Katalonien ein heftiges Unwetter. Von Jardi
(vgl. 66, 22 ff.) liegt ein Bericht über dieses Gewitter vor. Nach seinen Angaben zog es zwischen 6 und
7 Uhr morgens über den Ebro und das Priorato (Tal südöstlich des Montsant, das das Becken von Mora
mit der Talung von Réus verbindet). In Barcelona brach der Gewittersturm kurz vor 10 Uhr los, und um
11 Uhr war das Unwetter wieder vorbei. Vor seinem Beginn hatte der Wind aus ENE mit großer Heftigkeit
geweht, aber kurz vor dem Unwetter setjte er aus; dann prass'elte der Regen bei Winden aus verschiedener
Richtung hernieder, und Blitj und Donner folgten einander unaufhörlich. Nach dem Gewitter stellte sich