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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums. — 60. Band. Nr. 3/4.
Vergleichen wir die Jahresmittel der relativen Feuchtigkeit, so stellen wir eine Abnahme von der Küste
nach dem Innern zu fest und ebenso eine Verringerung in NE-SW-Richtung:
Barcelona I 72% Barcelona I 72%
Sabadell 65% Castellón I 63%
Bei den nicht direkt an der Küste liegenden Stationen werden die Jahresmittel gleichfalls von NE nach SW
kleiner:
Gerona I
Sabadell
Réus .
67%
65%
62%
Die über 500 m hoch gelegenen Stationen Riudabella und Montserrat weisen dagegen eine Steigerung der
Jahresdurchschnittswerte auf (70 bzw. 69%). Beide Beobachtungsorte bieten für die vom Meer wehenden
Winde gute Kondensationsmöglichkeiten. S. Julián de Vilatorta in der Plana de Vieh hat nur ein Jahres
mittel von 65%. Der relativ hohe Wert der im Durchbruchstal des Ebro liegenden Station Flix (71%) läßt
sich wohl durch lokale Einflüsse, wie die Lage am Strom, erklären (61, 205).
Der jährliche Gang der mittleren relativen Feuchtigkeit ist bei den Küstenstationen sehr ausgeglichen.
In Barcelona I erreicht die relative Feuchtigkeit ihren Höchstwert zur Zeit des Niederschlagsmaximums im
Oktober und November mit 74%, während der trockene und heiße Monat Juli das Minimum von 70% besitjt.
Auch bei den übrigen Stationen gesellt sich das Maximum der relativen Feuchtigkeit zum Niederschlags
maximum, und das Minimum pflegt in den trockensten und wärmsten Monaten aufzutreten. Nur bei S. Julián
de Vilatorta fallen die Maximalwerte auf Dezember (80%) und Januar (76%), während das Minimum (55%)
auch hier im Juli einlritt. Die hohen Winterwerte haben ihre Ursache wohl in dem starken Nebel, der in
diesen Monaten oft wochenlang die Plana de Vieh bedeckt (79, 473). Gegenüber der kleinen Jahresschwankung
der Küstenstation Barcelona I (Oktober: 74% -— Juli: 70% =4%) trägt der Jahresablauf der mittleren
relativen Feuchtigkeit in S. Julián de Vilatorta das charakteristische Merkmal der kontinentaleren Lage in
einer über 6mal so großen Jahresamplitucle. Daß tro(5 der Meeresnähe bei den Küstenstationen äußerst
niedrige Werte der relativen Feuchtigkeit auftreten können, beweisen folgende Angaben: nach Claravalls
(18,13) betrug am 4. September 1910 in Tarragona die relative Feuchtigkeit 11%, am 28. Juli 1922 wurde
nach Rodés (81, 19) in Tortosa ein Wert von 19% gemessen. Bei beiden Extremen wurden diese niedrigen
Werte durch den heißen WNW bzw. NW (Mestral) verursacht. Hohe Gebirge trennen Katalonien vom Ein
flußbereich des Atlantischen Ozeans. Gelingt es den Winden aus dem nordwestlichen Quadranten, die
Pyrenäen zu übersteigen, so bringen sie in Katalonien Trockenheit, klaren Himmel und sehr gute Sicht.
Diese Winde erhöhen im Luv der Pyrenäen und des Kantabrisehen Gebirges die relative Feuchtigkeit und
verursachen Niederschläge. Am Mittelmeer kommen sie aber relativ warm und trocken an. Zum Teil er
werben sie diese Eigenschaften durch eine Art Föhnerscheinung und im Sommer und Herbst besonders durch
die Erwärmung, die sie über dem trockenen und heißen iberischen Zentralplateau erfahren (39, 20).
Nach Fontserè (39, 16) sind an der Mittelmeerküste zwei Vorgänge auf die relative Feuchtigkeit von
ausschlaggebendem Einfluß. Einmal ist es der Transport von mediterraner Luft zum Festland. An allen
Tagesstunden der warmen und gemäßigten Monate strömt Luft vom Meer zum Land. Ferner ist für die Höhe
der Luftfeuchtigkeit der Transport von atlantischer oder kontinentaler Luft zum Mittelmeer wichtig, ins
besondere an Tagen mit zyklonaler Wetterlage.
Bei gutem Wetter bringen die Seewinde der katalonischen Küste bis zu 75% relative Feuchtigkeit. Wenn
aber diese Winde am Gebirge aufsteigen müssen, so bewirkt die adiabatische Abkühlung eine Vermehrung
der relativen Feuchtigkeit, und diese kommt dann ihrem Sättigungsgrad sehr nahe. An fast allen Nach
mittagen im Sommer und Herbst ist die relative Feuchtigkeit im ganzen Katalonischen Küstengebirge größer
als an den flachen Küstensäumen.
Zur Zeit der durch die iberische Antizyklone verursachten winterlichen Calmen bedingen die Morgen
winde an der katalonischen Küste Nebel und lokale Kondensation. Die relative Feuchtigkeit erhöht sich
dann auf 80 bis 90%. Unter dem Einfluß der Sonne geht die Luftfeuchtigkeit dann wieder auf ihren Nor
malwert zurück. Im Innern dagegen haben diese niedrigen Nebel Beständigkeit, z. B. bedecken sie oft die
ganze Plana del Urgel. Diese Verhältnisse dauern oft wochenlang an, besonders im Dezember und Januar.
Sie sind für die peninsularen Hochdrucklagen charakteristisch.