12
Ans dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums. — 60. Bd. Nr. 1.
unter Benutzung von Lancasters und Volperts Schwülezahlen vorgeschlagen hat.
Sie wird in der Literatur vielfach als „Lancaster-Castens-Kurve“ bezeichnet.
Von Rüge 33 ) ist sie durch Untersuchung an über 500 Menschen in den Tropen als brauchbar 'festgestellt
worden. Sie gilt für den ruhenden, leicht bekleideten Menschen unserer Breiten
in unbewegter Luft.
Figur 1 zeigt, daß die Schwülegrenze von C a s t e n s etwa eine mittlere Grenze zwischen Behaglichkeits
und Schwülezone darstellt. Dasselbe kommt auch in Figur 2 zum Ausdruck, die nach einer Zusammen
stellung von Büttner 3 ’) die Lage der Schwülegrenze nach verschiedenen Autoren zeigt.
Hier ist es notwendig, auf die Grenze, die auf Grund der sogenannten effektiven Temperatur
gezeichnet ist, näher einzugehen, da dieser Begriff in neuerer Zeit eine immer größere Rolle spielt, be
sonders in Amerika und England. Durch Versuche an vielen Personen wurde festgestellt, welche Zuordnung
von Temperatur und Feuchte in einem Raume genau so behaglich empfunden wurde, wie eine mit Wasser
dampf gesättigte Vergleichsluft, in der also Trocken- und Naßtemperatur denselben Wert haben. Beide
Räume besaßen dann die gleiche wirksame (effektive) Temperatur.
Die Ergebnisse sind in sogenannten psychromctrischen Karten dargestellt 35 ). Eine solche zeigt
Figur 3. Auf der Abszisse ist die Trockentemperatur in ° C. auf der Ordinate der Gehalt der Luft an
Wasserdampf in g Wasser pro kg trockener Luft abgetragen.
Figur 3. Psychrometrische Kurvenbilder.
In dem Koordinatensystem Trockentemperatur-Wasserdampfgehalt in Gramm auf ein Kilogramm trockener Luft sind Linien
gleicher relativer Feuchte von 10 zu 10 % eingetragen; die oberste Linie stellt die Sättigungskurve dar. Die gestrichelten
Linien geben die „effektive Temperatur“ an (nach Brezina-Schmidt : Das künstliche Klima in der Umgebung des
Menschen, Stuttgart 1937, S. 111).
Danach richtet sich das System der Linien gleicher relativer Feuchte, deren oberste die Sättigungskurve
darstellt. Als Ergebnis der angeführten Versuche ist ferner das System der effektiven Temperaturen ein
gezeichnet. Dazu ein Beispiel: Das Wärmegefühl, das durch die effektive Temperatur 20° gekennzeichnet
33 ) Nr. 23, S. 18. 34 ) Nr. 24, S. 124.
35 ) Nr. 25, S. 111. Es wäre richtiger, solche Darstellungen „psychrometrisdie Kurvenbilder“
zu nennen.