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Full text: 60, 1940

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums. — 60. Bd. Nr. 1. 
Man kann den Betrag der Temperatur-Wetterhaftigkeit innerhalb einer bestimmten Frist, etwa eines 
Monats, bestimmen durch den mittleren Unterschied zwischen den höchsten und niedrigsten Temperatur- 
Maxima oder den höchsten und niedrigsten Temperatur-Miniina oder drittens noch besser durch das Mittel 
dieser beiden Unterschiede. Diese letjte Methode ist von mir nach dem Vorgang von Castens 25 26 27 ) an 
gewendet worden. 
Die Temperatur-Wetterhaftigkeit ist in den Tropen viel geringer als in unseren Breiten. Das zeigt 
Übersicht 2. 
Übersicht 2. 
Daressalam 
Tabora 
Hamburg 28 ) 
tägl. Schwankung, Jahresmittel .... 
6.8° 
12.5° 
o 
O 
CO 
monatl. Wetterhaftigkeit, Jahresmittel . 
4.3 
5.5 
ll.i 
Über die Wirkung der Temperatur-Wetterhaftigkeit ist noch sehr wenig bekannt. Domo”) macht 
darauf aufmerksam, daß eine Parallele zwischen der interdiurnen Temperaturschwankung und der Sterb 
lichkeit besteht. Andererseits wird eine stets gleichbleibende Temperatur die Fähigkeiten des Körpers 
schwächen, sich auf wechselnde Temperaturen rasch einzustellen. Bei Eintritt einer größeren Schwankung 
der Temperatur kann der Körper dann leicht erliegen. Sowohl sehr geringe als auch sehr große Temperatur- 
Wetterhaftigkeit scheinen also für den Körper ungünstig zu sein. Grober 28 ) glaubt, daß ein Wechsel des 
Klimas eine der wesentlichen Bedingungen für die Erholung und Akklimatisation ist, da dadurch ein starker 
Beiz auf den Körper ausgeübt wird, der zwingt sich neu anzupassen. Damit erwirbt der Körper die Fähig 
keit, klimatische Schädigungen auszugleichen und wird geeigneter sich anzupassen. Eine Gewöhnung an 
wechselnde Klimareize stählt die Gesundheit im Kampf gegen das Klima. Die Höhe der günstigsten Schwan 
kungsgröße der Temperatur scheint für die einzelnen Breiten verschieden zu sein. Fest steht, daß der weiße 
Menscli nach längerem Aufenthalt in den Tropen allgemein empfindlicher gegen Temperaturschwankungen 
wird. Diese Tatsache steht offenbar damit im Zusammenhang, daß bei höheren mittleren Temperaturen 
größere wetterliche Schwankungen vom menschlichen Körper weniger leicht ertragen werden. 
Die menschliche Energie wird durch Fehlen des anregenden Einflusses der wetterlichen Schwankungen 
geschwächt. Die angenehme Wirkung des Temperaturwechsels wird vom Tropenbewohner am deutlichsten 
verspürt, wenn er einen Aufenthalt im Gebirge nimmt. Die anregende Wirkung wird aber gemindert in der 
ebenfalls wetterlosen Höhe, wenn der Mensch längere Zeit dort verweilt 20 ). 
4. Die Schwüle. 
Bei niedrigen Außentemperaturen wird der menschliche Körper durch Ausstrahlung genügend entwärmt. 
Mit zunehmender Lufttemperatur dagegen genügt diese Form der Wärmeabgabe nicht, und es wächst das 
Bedürfnis, die Entwärmung durch Wasserabgabe in Form des Schweißes imd durch Ausscheiden von Wasser 
dampf auf dem Lungenwege zu steigern. 
Als normale Hauttemperatur des Menschen wird 36,5 OSO ) angegeben. Eingeatmete Luft wird in der 
Lunge diese Temperatur oder eine etwas höhere [die Temperatur des Körperinnern beträgt im Mittel 
37,5 0 ] 31 ) annehmen. Luft von 36,5° kann Wasser in Dampfform im Höchstbetrag von 43 g im cbm auf 
nehmen. Der Unterschied zwischen dieser Zahl und dem in der Außenluft bereits vorhandenen Wasserdampf 
wird das physiologische Sättigungsdefizit genannt. Es zeigt an, wieviel Wasserdampf dem 
Körper beim Durchatmen pro chm Luft im Maximum entzogen werden kann. Hoher Wasserdampfgehalt 
25 ) Nr. 34, S. 281. 
26 ) G. Castens: Die Temperatur-Wetterhaftigkeit in Hamburg und ihr jährlicher Gang. In: Annalen der Hydrographie 
und Maritimen Meteorologie, Hamburg 1935, S. 47 ff. 
27 ) Nr. 20, S. 11. 28 N. 21, S. 123. 29 ) Nr. 15, S. 184. 30 ) Nr. 24, S. 96. 
31 ) H. W o 11 e r e c k : Klima — Wetter — Mensch. Lpzg. 1938, S. 150 (de R u d d e r).
	        
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