Marlin Rodewa Id: Das Drcimasseneck als zyklogenetiseher Ort.
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daß durch das Vorhandensein der zwei entgegengesetzten Komponenten geradezu der doppelte Effekt
erzielt wird, und kleiden dies in den Sat}:
Am Dreimasseneck wird die hochtroposphärische Luft nach rechts und die
auf steigende tieft roposphärische Luft nach 1 i n k s „herausgepumpt“, woraus ein
besonders starker Lu ft druck fall resultiert.
5. Bemerkung zur Energetik
Im vorstehenden wurde nur die Dynamik des starken Druckfalls am Dreimasseneck zu erklären
versucht; die Energetik der entstehenden Zyklone wurde nicht betrachtet und soll auch im weiteren
— als „lebte Frage“ — aus dem Rahmen dieser Arbeit bleiben.
Nur eine allgemeine Bemerkung sei dazu eingeschaltet:
Für die äußere Energiezufuhr, der die Zyklone bedarf, bestehen nach Raethjen (39) die drei
Möglichkeiten:
a) Zufuhr mechanischer Energie durch troposphärische Advektionsströine,
b) Energiezufuhr aus stratosphärischen Wellen,
c) thermodynamische Energiegewinnung.
Gerade im Falle des Dreimassenecks, wo die Zyklogenese aus einer eindeutigen, am Boden erkennt
lichen troposphärischen Massenkonstellation entspringt, fällt die stratosphärische Energiezufuhr sicherlich
aus, wie auch Raethjen sie für plötzliche und energische Zyklonenvertiefungen ablehnt. Wie steht es mit
den beiden anderen Möglichkeiten? Unsere Interpretation gemäß den vorigen Abschnitten wäre die:
Die Zufuhr mechanischer Energie, und zwar in Form kinetischer Energie, geschieht
im Höhensturm der Frontalzone: diese Energie wird durch den „deltabedingten“ Druckfall nach unten über
tragen und kommt in der entstehenden Zyklonalströmung wieder zum Vorschein. Die thermodynamische
Quelle dieser kinetischen (Frontalzonen-) Energie würde also zeitlich und räumlich im wesentlichen weiter
zu rückliegc li, und zwar in den Strömungsgliedern des Deformationsfel des, die die
Frontalzone schufen.
Die thermodynamische Energiegewin n u n g geschieht mit dein Aufsteigen von Luft, in
sonderheit dem feuchtlabilen Aufsteigen. Die gewonnene kinetische Energie der aufsteigenden Luftmassen
bedarf aber, um sich auf die unteren Luftmassen zu übertragen und die Zyklonalströmung zu erzeugen hzw.
zu steigern, der Existenz eines horizontalen Temperaturgefälles. Erst hierdurch kommt es zu einer ein
seitig gerichteten Horizontalbeschleunigung der aufsteigenden Massen, die Druckfall am Boden bewirkt
und damit zur unteren Zyklonalströmung beiträgt.
Ist das richtig, so stammt auch dieser Energieb eitrag wesentlich aus der potentiellen Energie der
horizontal benachbarten Luftmassen und nicht ans der potentiellen Energie der übereinander
liegenden Luftschichten. Die letztere würde im wesentlichen nur die Umwandlung der ersteren ver
anlassen. Die Auffassung, daß die Labilitätsenergie direkt nur wenig zur kinetischen Energie der ent
stehenden Zyklonalströmung beiträgt, scheint uns einen Beleg zu finden in dem Nachweis von V. Bjerknes
und Mitverfassern (40, S. 700), daß hei tropischer wie außertropischer feuchtlabiler Umlagerung der
„Solenoidbildungseffekt“ (= Gewinn kinetischer Energie) maximal etwa 13 % des Energiegewinns ausmacht,
während 87 % auf die Erwärmung der freien Atmosphäre entfallen.
6. Demonstration der Zyklogenese (Fortführung des Falles vom 18. bis 19. Oktober 1932)
Die nordatlantische Wetterlage vom 18. Oktober 1932 hatte die Bedingungen und den Vorgang der
Dreimasseneckbildung erkennen lassen. Es sei nun das Ergebnis gezeigt.
Kehren wir hierzu noch einmal zur Ausgangslage zurück, so ließ, wie erwähnt, die Situation vom
18. Oktober, 0 h MGZ, drei neutrale Punkte (X, X, (x) in Abbildung 8, S. 10) erkennen. Nach den
Deförmationsbetrachtungen sollte um diese Stellen der Temperaturgegensatz am größten, die Frontalzone
am schärfsten werden [vgl. etwa (40, Abb. 128)], und das zyklogenetische Delta der Frontalzone sollte auf
der Dehnungsachse östlich davon liegen.