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Full text: 59, 1939

Bruno Heß: Zyklonenauflösung an einer Frontalzone. 
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die Kaltluft eine Position südlich Irlands, die bis ins 500-mb-Niveau in erster Annäherung 
mit dem Kern des Bodentiefs zusammenfällt. Beachtet man weiter, daß auch vor dem 18. Ja 
nuar auf dem Atlantik in diesen Breiten eine ausgesprochene zonale Zirkulation herrschte, 
so dürfte damit Advektion als Ursache der Kaltluft ausscheiden. Nun liefern in diesem 
Zusammenhang die Radiosondenaufstiege von Mildenhall wertvolle Erkenntnisse. Neben 
einer geringen Zunahme der aktuellen Temperaturen zeigen diese nämlich vom 8- zum 14- 
Uhr-Termin des 18. Januar in der unteren Troposphäre eine Zunahme der relativen Feuchte 
auf 99 bis 100 *T, die bis ins 700-mb-Niveau nachweisbar ist, darüber wegen der fehlenden 
Feuchteangaben unserer Kontrolle entzogen ist . 
Diese Tatsachen belegen deutlich, daß innerhalb der Zyklone bei ihrer Drift, entlang der 
südenglischen Küste, besonders im Frontenbereich aufwärtsgerichtete Vertikalbewegungen 
stattfanden, wofür die rege Niederschlagstätigkeit endlich noch einen weiteren Beleg bildet. 
Und zwar stehen diese Feststellungen in Einklang mit den von H. Philipps 15 16 17 ' und P. Raethjen 1 “ 
entwickelten Gedankengängen, wonach vornehmlich Hebung als Ursache zyklonaler Kaltluft 
tropfen anzusehen ist. Denn daß durch Hebung in einer —- wie die Aufstiege von Mildenhall 
erkennen lassen — stabil geschichteten Luftmasse nicht nur individuelle, sondern auch lokale 
Abkühlung eintritt, bedarf wohl keiner weiteren Erläuterung 17 . 
Zusammenfassend läßt sich also feststellen, daß unsere Zyklone bis zum Auftreffen auf 
die arktische Frontalzone sowohl von einem mitdriftenden Dichteminimum im horizontalen 
Feld, als auch von einem Dichtemaximum im isobaren Feld begleitet war. Ob sich beide 
zeitweise ganz oder teilweise überdeckten, wie von W. Stiemke an einigen anderen Beispielen 
gefunden wurde, ist auf Grund der vorliegenden Messungen nicht zu entscheiden. 
Damit war also bei unserer driftenden Zyklone diese Existenzbedingung in jedem 
Stadium bis zur Annäherung an die Frontalzone erfüllt. Da sich am 18. Januar der Warm 
sektor als ein Gebiet geringster horizontaler Dichte erwiesen hatte, zeigte diese Zyklone 
damit, nach den Folgerungen von W. Stiemke, die typische Erscheinung einer jungen Zyklone. 
Für den Prognostiker gaben die horizontalen Dichtefelder in diesem Fall also keineswegs 
einen Hinweis auf die bevorstehende rasche Zyklolyse, sondern zeigten ihm im Gegenteil ein 
noch entwicklungsfähiges Zirkulationssystem an. 
Im Gegensatz dazu wurde die weitere Entwicklung durch die dann eingreifenden groß 
räumigen Strömungssysteme entscheidend bestimmt. Vom driftenden zyklonalen System aus 
betrachtet, war die rasche Auffüllung also das Ergebnis eines von außen erfolgten störenden 
Eingriffs. 
15 Wissensch. Abhdlg. des Reichsamtes i. Wetterdienst, Bd. II, Nr. 3, Berlin 1936. 
16 50 Jahre Zyklonentheorie und die gegenw. Entwicklung, Meteorol. Zeitschr. Bd. 54, S. 11, 1937. 
17 Siehe hierzu: Rehorn, Kompensation durch Vertikalbewegung oder Advektion? Beitr. z. Phys. 
d. fr. Atm. 25. Bd., S. 189, 1939.
	        
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