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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 59. Bd., Nr. 8
Aus diesem Grunde erscheinen für die Untersuchung der Zyklonalzirkulation neben den
relativen Topographien, die ja bekanntlich die mittlere isobar e Dichteverteilung darstellen,
die horizontalen Dichtefelder besonders wertvoll. Daraufhin wurden nun für den 18., 19.
und 20. Januar mit Hilfe der absoluten Topographien der 500- und 800-mb-Fläche und ihrer
relativen Topographien über der 1000-mb-Fläche unter Verwendung der von IX). Stiemke
angegebenen Zahlentabellen für die Schichten von 0 — 1800 gdm und von 0 — 5400 gdm
die mittleren horizontalen Dichteverteilungen dargestellt (Fig. 21, 22 und 23).
Diese Karten zeigen uns an unserem Ausgangstermin, dem 18. Januar, 8 Uhr, auf
der Zyklonenvorderseite eine über den Kanal zur Nordsee erstreckte isobare Warmluftzunge,
und auf deren Rückseite — schon zum größten Teil außerhalb des durch aerologische
Messungen erfaßten Gebietes — eine von Norden vorstoßende „isobare“ Kaltluftzunge. Im
horizontalen Dichtefeld ist demgegenüber über Wales und der Normandie, etwa parallel zur
Bodenwarmfront ein abgeschlossenes Dichteminimum zu erkennen.
Nach 24 Stunden, zum 19. Januar, 8 Uhr, hat sich nun eine derartige Umgestaltung voll
zogen, daß sich im isobaren Dichtefeld über der südlichen Nordsee und damit über dem Kern
des Bodentiefs ein Kaltlufttropfen findet, während das horizontale Dichtefeld, frei von erkenn
baren Unstetigkeiten, einen nahezu gleichmäßigen Dichteanstieg vom Kanaleingang zum
Finnenbusen zeigt. Das bedeutet also, daß dieser Kaltluittropfen lediglich ein isobarer ist
und somit im wesentlichen durch das Druckfeld und nicht durch das Temperaturfeld bedingt ist.
Und zwar steht dieser Befund im Einklang mit den Untersuchungsergebnissen von
W. Stiemke in seiner oben zitierten Arbeit. Auf Grund von etwa 60 untersuchten Wetter
lagen kommt er dort zu folgender Feststellung. „Innerhalb der Zyklone gibt die relative
Topographie meistens isobare Kaltluft an ... es zeigt sich in den Dichtekarten, daß häufig
dort, wo isobare Kaltluft liegt, im horizontalen Dichtefeld die leichten Massen zu finden sind.
M. a. W. das Dichtefeld wird hier sehr wesentlich mit vom Druckfeld bestimmt.“ (Vgl. Fig. 24.)
Bevor jedoch hieraus weitere Folgerungen gezogen werden sollen, soll vorher die
Betrachtung der Dichtefelder zum Abschluß gebracht werden. Bemerkenswert erscheint daran
nämlich noch, daß auch am 20. Januar, also nach Auffüllung des Bodentiefs, der mit dem
Höhentief weiter driftende isobare Kaltlufttropfen von keinem Extremum im horizontalen
Dichtefeld der Schicht zwischen Meereshöhe und 5400 gdm begleitet war.
Diese Betrachtungen zeigen uns, daß das isobare zyklonale Dichtefeld sein Gepräge
durch den über dem Kern driftenden isobaren Kaltlufttropfen erhielt. Wenn auch bereits
die Tatsache, daß er wesentlich druckfeldbedingt war, eine Hebung der Luftmassen als Ent
stehungsursache angenommen werden kann, so sollen doch zur weiteren Bestätigung dieser
Vermutung die Strombahnen herangezogen werden. Bei einer mittleren Driftgeschwindigkeit
von 40 km/h vom 18. zum 19. Januar ergeben diese zum 8-Uhr-Termin des 18. Januar für