Bruno Heß: Zyklonenauflösung an einer Frontalzone.
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Vergleicht man die absolute Topographie der 500-mb-Fläche dieses Termins mit der
relativen über der 1000-mb-Fläche, so ist das Hervortretende daran, daß die beiden Kurven -
scharen über Westeuropa nahezu parallel laufen, über der südlichen Nordsee und Nordwest
deutschland dagegen fast senkrecht aufeinanderstehen (Füg. 14). Diese Feststellung ist gleich
bedeutend damit, daß sich über diesem Gebiet ein Maximum von (— , p) — Einheitssolenoiden
findet. Um daraufhin den Zirkulationsbeschleunigungssatz von V. Bjerknes anwenden zu
können, ist jedoch zu bedenken, daß bereits oben das Strömungsgleichgewicht innerhalb der
Meßgenauigkeit als erfüllt festgestellt wurde. Damit ist gleichbedeutend, daß diese Luft-
massen, von kleineren Beschleunigungen abgesehen, keine merklichen Zirkulationsbeschleuni
gungen erfahren können.
In der mathematischen Formulierung dieses Satzes
(2)
dZ
dt
— N — 2 u> •
dS
dt’
worin Z die durch das Kurvenintegral (j) tJ g ds, erstreckt über die flüssige Linie L,
definierte Zirkulation, S die Projektion der von L umschlossenen Fläche in die Breitenkreis
ebene und N die Anzahl der darin enthaltenen Einheitssolenoide bedeutet, wird damit also
dt
Wir müssen daher annehmen, daß sich die Glieder der rechten Seite, da in unserem Fall
N =j= 0 gefunden wurde, durch Dehnung oder Schrumpfung der Fläche S zu dem Werte
O ergänzen.
Da aber die betrachteten Luftmassen zum 8-Uhr-Termin des 19. Januar bereits zum
Seebereich westlich Mittelnorwegens geströmt waren, so ist die Weiterverfolgung flüssiger
Linien bis dorthin bei dem fast völligen Fehlen aerologischer Messungen unmöglich.
Da andererseits die Vorgänge über dem Nordmeer für die Weiterentwicklung der Nord
seezyklone nur eine untergeordnete Rolle spielen, so sollen unsere Betrachtungen nun mit der
Untersuchung fortgesetzt werden, welche Umstellungen sich in den relativen Topographien
zum 19. Januar vollzogen haben. Und zwar ist daran auffallend, daß sowohl die relative
Topographie 700/900 mb, besser aber die der 500/700-mb-Fläche über der südlichen Nordsee
einen Kaltlufttropfen aufweisen, der sich an der entsprechenden Stelle auch im äquivalent
potentiellen Temperaturfeld findet. Während aber der russische Kaltluftblock auch am
19. Januar über dem Osten Mitteleuropas noch immer einen nach NE bis NNE gerichteten
Temperaturgradienten aufrecht erhielt, bewirkte jener Kaltlufttropfen über dem Westen des
Reiches ein Temperaturgefälle nach NNW.
Sieht man jedoch von der mit der Höhe rasch abflachenden, über Schleswig-FIolstein zum
Skagerrak erstreckten Warmluftzunge für den Augenblick einmal ab, so herrschte, großzügig