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Full text: 59, 1939

Otto Geil : Gleitbewegungen bei der Wetterlage vom 11. bis 13.Mai 1936 und die Theorie der Zirkulationsleitung 5 
EINLEITUNG. 
Im Wettergeschehen unserer Breiten spielen Gleitvorgänge eine wichtige Rolle. Wird zu einem be 
stimmten Zeitpunkt die Weiterentwicklung durch derartige Prozesse bedingt, so stehen sich im Kartenbild 
Auf- und Abgleitgebiete gegenüber. Ihren Ausdruck findet das Wirken dieser Bewegungen im Bewölkungs 
zustand der betroffenen Gebiete und insbesondere auch in eigentlichen Wettervorgängen, die mit Nieder 
schlägen verbunden sind. Die Eläufigkeit ihres Auftretens bedingt, daß eine Fülle von synoptischen Bearbei 
tungen zur Klärung solcher „Wetterwirkungen“ angestellt worden ist. Für solche Untersuchungen hat in 
neuerer Zeit die norwegische Zyklonentheorie häufig die theoretische Grundlage gegeben. In ihr nimmt die 
Deutung wetterwirksamer Prozesse eine hervorragende Stellung ein. Als grundlegende Arbeiten, die sich 
allein mit Wetterwirkungen befassen, seien genannt die Veröffentlichung „Energetik des Wetters“ von 
G. Stüve und R. Mügge 1 , sowie die Arbeit von P. Sieber: „Über den Einfluß von Druckänderungen auf das 
Wetter 2 “. Zunächst soll dargelegt werden, wie man sich nach den zuletzt genannten Verfassern den Mechanis 
mus und das Zustandekommen von Gleitbewegungen vorzustellen hat. Dabei wird das Prinzip der poten 
tiellen Temperaturflächen betont: 
In der stabil geschichteten Atmosphäre nehmen die Flächen gleichen Druckes und die Flächen gleicher 
potentieller Temperatur eine besondere Stellung ein. Letztere fallen mit den Flächen gleicher Entropie 
zusammen. Setzt man die Gültigkeit eines Variationsprinzipes derart voraus, daß die sich abspielenden Pro 
zesse den geringsten Energieaufwand benötigen, so läßt sich zeigen, daß die Massenumlagerungen in einem 
Gleiten entlang den Flächen gleicher potentieller Temperatur bestehen müssen. In diesem Falle ist keine 
Komponente normal zu den iseniropen Flächen vorhanden. Es braucht keine Arbeit gegen die Stabilität der 
Atmosphäre geleistet zu werden, und lediglich die Überwindung der Reibung verlangt einen gewissen 
Arbeitsaufwand, dessen Betrag wechselt mit der Stabilität und damit mit der Dicke der Luftpakete, innerhalb 
deren sich die Austauschvorgänge und die Massenumlagerungen erschöpfen. 
Die Wetterwirksamkeit einer so definierten Gleitbewegung ist fast immer gewährleistet, da die iso- 
baren und die isentropen Flächen im allgemeinen nicht zusammenfallen. Das Gleiten nach dem vorbesdhrie- 
benen Prinzip stellt aber in diesem Falle eine anisobare Bewegung, also für das einzelne betroffene Luft 
quantum eine individuelle Druckänderung dar. Hier tritt eine Verknüpfung zwischen individuellen Druck 
änderungen und Gleitbewegungen zutage, in deren Verfolgung man erhoffen darf, einen Einblick in den 
Mechanimus von Auf- und Abgleitgebieten zu erlangen. Insbesondere muß sich, wenn Gleitbewegungen 
sich in der angenommenen Art abspielen, in Einzelfällen ein gebietsmäßiger und in bestimmter Richtung 
vorhandener Zusammenhang zwischen Druckänderungen und Gleitbewegungen nachweisen lassen. 
Erschöpfen sich die Massenumlagerungen wesentlich in einem Gleiten entlang den Flächen gleicher 
potentieller Temperatur, so kann man nach dem Vorgang von R. Mügge 8 von stabilen Gleitvorgängen 
sprechen. Er hat darauf hingewieen, daß das Vorhandensein von Lenticularisformen aller Größenordnungen 
in der Bewölkung ein Anzeichen dafür ist, daß solche Prozesse sich abspielen. In diesem Sinne gehört also 
auch die gewöhnliche Schichtbewölkung der Gleitvorgänge zu den Lenticularisformen riesigen Ausmaßes.
	        
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