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Full text: 59, 1939

Ludwig Schnebel: Beitrag zur Zyklogenese. 7 
ergebenden, nahezu west-östlichen Drudegradienten resultiert eine kräftige Südströmung. 
Entsprechend der feuchtwarmen Meeresluft einerseits und der kontinentalen Kaltluft anderer 
seits erhalten Westeuropa und Osteuropa einen sehr versdiiedenen Wetterablauf. 
Einem Orkantief, das im Innern wesentlich aus Kaltluft aufgebaut ist, steht im Süden das 
Warmlufthoch, im Osten das kalte kontinentale Hochdruckgebiet gegenüber. In der unteren 
Troposphärenhälfte folgt hieraus eine Verstärkung des Druckgradienten mit zunehmender 
Höhe südlidi der Mutterzyklone, eine Abnahme östlidi derselben. Mit der weiteren Verflachung 
dieses ostwestlichen Druckgefälles hängt es zusammen, daß in dem Kältehoch eine verstärkte 
Absinkbewegung und ein weites wolkenloses Gebiet entsteht, während dies innerhalb des 
Atlantikhochs nicht so der Fall ist. Denn die in den untern Schichten wirkende und zur Wolken 
auflösung führende Divergenz ist im Rußlandhoch am besten entwickelt, und büßt erst mit 
dem am 25. einsetzenden, weit verbreiteten Druckfall ihren Einfluß ein. 
In der großen zonalen Strömung zwischen Islandtief und Azorenhoch entsteht neben ande 
ren Randzyklonen, die bereits vorher (Vorstörung) und auch noch nachher (Nachstörung) von 
dort aus gegen den Kontinent anlaufen, in der Nacht vom 24. zum 25. Januar die unserer Be 
trachtung zu Grunde liegende „Hauptstörung“, die am 26. Januar über Holland den Höhepunkt 
ihrer Entwicklung erreicht. Sehr bald nachdem ihre Isobaren sich geschlossen haben, beginnt 
schon die langsame Verflachung des Bodentiefs. Sein Kern erhält sich bis um 19 Uhr des nach 
folgenden Tages. Der niedrigste Druck in dieser Randzyklone beträgt am 25. um 14 Uhr 
992 mb, der höchste, kurz vor ihrer endgültigen Auflösung, am 26. um 19 Uhr 1002 mb. 
Im nachfolgenden sei die Entwicklung an Hand der Druckkarten kurz beschrieben: 
Die 8-Uhr-Karte vom 2 4. Januar zeigt uns das Rußlandhoch einerseits, das Islandtief 
andererseits auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung. Der Kern des isländischen Orkanwirbels 
bewegt sich in den nächsten 24 Stunden aus seiner Lage südlich Island nach Nordwesten. Er 
gelangt so an einen Punkt südwestlich von Island, in etwa gleicher Breite mit der Südspitze 
Grönlands. Dadurch vergrößert sich der Abstand zwischen den Kernen des ost-westlichen 
Drucksystems. Gleichzeitig bewirkt der am Nachmittag des 24. einsetzende, weit verbreitete 
Druckfall über Rußland den Abbau des Kältehochs. Trotz der somit verursachten Verringe 
rung des west-östlichen Druckgradienten findet durch die Entwicklung unserer „Hauptstörung“ 
gerade über dem Nord-Ostseeraum eine starke Drängung der Drucklinien statt. Dies ist der 
Anlaß zu den kräftigen Winden, welche, obwohl sie ablandig sind, zeitweise Stärke 11 erreichen. 
Im Höhendruckfeld vom Vormittag des 2 5. Januar ist in dem betrachteten Gebiet eine 
von England weit nach Mitteleuropa hineinreichende Tiefdruckzunge festzustellen. Unsere 
Hauptstörung wird vom Höhendruckfeld noch nicht erfaßt, jedoch bezeugen das Isallobaren- 
gebilde, die Wolkenanordnung und Niederschläge, daß der große Tiefdruckausläufer am Boden, 
welcher sich über Irland, England bis hinunter nach der Westküste des mittelländischen Meeres 
erstreckt, keine reine „Bodenangelegenheit“ ist, sondern ein Vorgang, der bereits die gesamte 
Troposphäre erfaßt hat. Ein weiteres Niederschlagsgebiet, das genetisch nichts direkt mit 
unserer Hauptzyklone zu tun hat, hält sich während der ganzen Zeit der Betrachtung in einem 
breiten Streifen um die Adria. Es ist im wesentlichen orographisch bedingt, indem die Druck 
verteilung dafür sorgt, daß die feucht-warme Meeresluft an den Küsten zum Aufsteigen 
gezwungen wird. Das kleine Tief über Süddeutschland ist ein „Bodenrest“ der Vorstörung. 
Die Höhenwinde lassen erkennen, daß es sich bei ihm nicht um ein hoch reichendes, selbstän 
diges Zirkulationssystem handelt. 
Das zu dem Tiefdruckausläufer gehörige Druckfallgebiet zeigt eine einfache und über 
sichtliche Gestalt, eine nahezu konzentrische Anordnung der Isolinien. In ihm beobachten wir 
überwiegend Schichtbewölkung, die sich mit Annäherung an die Null-Isallobare immer mehr in
	        
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